Anfang Jahr hat sich die Stadt Zürich mit einem Plan auf die steigenden Flüchtlingszahlen vorbereitet. Auf der Hardturmbrache soll ein temporäres Container-Dorf entstehen, sofern ein Bedarf an Unterkünften für Geflüchtete besteht.
Die Baubewilligung für das Asylzentrum wurde vor wenigen Tagen erteilt. Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass die Asylunterkunft auf der Hardturmbrache – wie auch das geplante Fussballstadion – nicht so bald gebaut werden kann.
Quartierverein wehrt sich
Im Januar 2023 bewilligte der Stadtrat 21 Millionen Franken für das Bauvorhaben einer provisorischen Umnutzung der Hardturmbrache. Eine Wohnsiedlung für Geflüchtete soll darauf entstehen und so lange dort bleiben können, bis das neue Fussballstadion gebaut wird.
Die Baubewilligung für die provisorische Flüchtlingsunterkunft haben Stadt und Kanton erst vor wenigen Tagen erteilt, wie die «NZZ» schreibt.
Die Stadt Zürich habe mit Einsprachen gegen das Vorhaben gerechnet und die Gegner daher schon im Vorfeld informiert. Doch ohne Erfolg. Das Komitee für Sicherheit und Lebensqualität im Hardturm-Quartier bestätigte, dass es sich rechtlich gegen das Asylzentrum wehren werde. Laut Komiteemitglied Fabrice Braun behalte sich der Verein vor, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen.
Vorbehalte wegen Bundesasylzentrum
Der Widerstand aus dem Quartier gegen das Flüchtlingsheim ist auf zwei Punkte zurückzuführen. Einerseits sei die Flüchtlingssituation aufgrund des Bundesasylzentrums (BAZ), das sich in unmittelbarer Nähe der Hardturmbrache befindet, ohnehin schon angespannt im Quartier. Ende Jahr haben Anwohnende die Überbelegung des BAZ gespürt: Kinder fühlten sich auf dem Schulweg wegen Asylsuchenden nicht mehr sicher, Schulweg und Spielplatz seien vermehrt verunreinigt worden.
Da es beim Provisorium auf dem Hardturm-Areal kein klares Sicherheitskonzept des Bundes gibt, zweifle das Komitee des Hardurm-Quartiers an der Sicherheit in ihrem Quartier. Laut Braun befürchten sie, dass die Probleme mit Asylsuchenden auf der Hardturmbrache noch grösser ausfallen werden.
Gegen den Willen der Bevölkerung
Andererseits entspreche die Zwischennutzung der Brache nicht dem Willen der Bevölkerung. Fabrice Braun sagt gegenüber der «NZZ»: «Das Volk hat Ja zu einem Stadion und zugehörigen Wohnungen gesagt. Wenn stattdessen ein Containerdorf für Asylsuchende gebaut wird, entspricht dies nicht dem Willen der Bevölkerung.»
Somit zweifelt das Komitee für Sicherheit und Lebensqualität im Hardturm-Quartier an, dass eine provisorische Asylunterkunft vom Volk akzeptiert würde. Komme der Stadionbau aufgrund Einsprachen weiterhin nicht zustande, bliebe das Flüchtlings-Provisorium auf unbestimmte Zeit auf der Brache stehen.
Bau des Provisoriums scheint unrealistisch
Schon der geplante Baubeginn des Fussballstadions wurde aufgrund von mehreren Beschwerden verschoben. Es könnte noch mindestens zwei Jahre dauern, bis der Rechtsstreit um den Stadionbau geregelt ist. Denn gegen dessen Gestaltungsplan sind bereits Beschwerden eingegangen. Erst wenn dieser rechtskräftig ist, kann die Baubewilligung erteilt werden.
Wie es mit dem Bau der Asylunterkunft aussieht, ist schwer abzuschätzen. Im Gegensatz zum Stadionbau können Gegnerinnen und Gegner des Flüchtlingsheims «nur» die Baubewilligung anfechten. Auch das könnte aber auch mindestens eineinhalb Jahre dauern, schätzt die «NZZ». Ein Bau des Provisoriums scheint also unrealistisch – vor allem, wenn es kurz nach Realisierung dem Stadionbau weichen muss.
Aktuell haben sich auf der Hardturmbrache Besetzerinnen und Besetzer des Koch-Areals niedergelassen. Ein Teil des Geländes gilt zudem als «Begegnungsraum». Im Mai wird das Areal für die «Zigeunerkulturtage» eine Woche zur Event-Location.
(sol)
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