Veloproblemstadt Zürich?

«Es wird mehr fürs Velo getan als in der Vergangenheit»

13.11.2023, 12:05 Uhr
· Online seit 13.11.2023, 10:28 Uhr
Letzter Platz im Prix Velo, immer wieder Probleme mit Velovorzugsrouten und Chaos bei Velowegen. Die Stadt Zürich steht bei Velofahrenden nicht hoch im Kurs. Mit der Velostrategie 2030 will sie dem entgegenwirken.
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Die Stadt Zürich will ein Paradies für Velofahrende sein, ist es aber nicht – im Gegenteil. Die Interessensvertretung Pro Velo ordnete die Limmatstadt bei ihrem PrixVelo 2021/22 auf dem letzten Platz der Schweizer Städte ein. Nur gerade für die Note 3,4 hats gereicht. Doch die Stadt hat Handlungsspielraum festgestellt. Mit der «Velostrategie 2030» soll unter anderem die Sicherheit für Velofahrer verbessert werden.

Eine der Massnahmen, die darin vorgesehen sind, sind die über 100 Kilometer an Velovorzugsrouten. Doch um diese gibt es immer wieder Zoff. So blockieren Lastwagen die Vorzugsroute an der Baslerstrasse. Auch das Konzept eines autofreien Abschnitts an der Langstrasse sorgt für Kritik. Das Fahrverbot wird von Autofahrern immer wieder missachtet.

Pro Velo: «Es wird mehr fürs Velo getan als früher»

Pro Velo Zürich nimmt die Bemühungen der Stadt Zürich wahr. «In der Tat wird aktuell mehr fürs Velo getan als in der Vergangenheit», sagt Yvonne Ehrensberger von Pro Velo auf Anfrage von ZüriToday. Aber nach wie vor falle die Priorisierung im Strassenbau zu selten zu Gunsten der Velofahrenden aus. «Beim Thema Veloverkehr haben wir deutlich den grössten Aufholbedarf», so Ehrensberger.

Die Stadt Zürich verweist auf Massnahmen die laufend umgesetzt werden. Diese sollen ein durchgehendes, sicheres und sichtbares Netz von Velorouten ermöglichen. «Das Netz wird über 130 Kilometer umfassen, mindestens 50 Kilometer werden im Sinne der ‹Volksinitiative Sichere Velorouten für Zürich› umgesetzt», schreibt Roger Schaad von der Kommunikationsstelle des Tiefbauamts der Stadt.

Stadt Zürich will bei Bedarf nachbessern

Gerade die Velovorzugsrouten sorgen immer wieder für Diskussionen. Dass diese nicht perfekt funktionieren, beweisen immer wieder Bilder aus den sozialen Medien. Obwohl eigentlich kein Durchgangsverkehr unterwegs sein sollte, kommt es immer wieder zu Stau.

Das «Vorzeigebeispiel» der Velovorzugsrouten, jene an der Basler-Bullingerstrasse ist für Pro Velo nicht optimal: «Die Anforderung ‹befreit vom motorisierten Verkehr› wird hier klar nicht erfüllt. Nachbesserungen sind nötig.» Trotzdem sei die Situation um ein vielfaches besser als vor der Umsetzung der Velovorzugsroute. Die Stadt Zürich will nach einem und nach drei Jahren die Verkehrsmengen und die Geschwindigkeiten messen. «Dann werden wir bei Bedarf nachbessern, damit die Velovorzugsroute den Vorgaben der Initiative entspricht und die Velofahrerinnen und Velofahrer sicher und einfach vorwärtskommen.», so Schaad.

An der Hardturmstrasse funktionierte die Stadt Zürich einen kombinierten Fussgänger- und Veloweg in einen einseitigen Velostreifen um. Abgetrennt von der Strasse wurde er nur durch eine farbige Markierung.

Verkehrsplaner Thomas Hug schreibt dazu auf X: «Trotz diverser Hinweise hielten es die Verantwortlichen nicht für angebracht, hier frühzeitig zu intervenieren und rechtzeitig nachzubessern.» Mittlerweile trennen orangene Gummipoller die Autos und die Velos. Laut der Stadt Zürich hätten zuvor Autofahrende wiederholt den Velostreifen missachtet. Darum seien die Poller angebracht worden.

Winterthur hat mehrere Jahre Vorsprung

Trotz der Probleme, die es in Zürich mit dem Velo gibt, sieht Pro Velo positives: «Die Velostrategie 2030 setzt definitiv die richtigen Akzente und Stossrichtung, es ist ein gutes Dokument.» Die Strategie-Papiere müssten dann aber auch mit klarem Willen konsequent umgesetzt werden, meint Ehrensberger.

Ein Vorbild für Zürich gibts im eigenen Kanton. Winterthur landete im letzten Pro Velo Ranking auf Rang 1 der Schweizer Grossstädte. Für Ehrensberger sind mehrere Jahre Vorsprung in der Veloförderung sowie ein entspannteres Verkehrsklima ohne Trams und mit Velorouten abseits des Hauptautoverkehrs dafür verantwortlich. Aber: «Auch Winterthur hat noch mehr Potenzial», so Ehrensberger.

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veröffentlicht: 13. November 2023 10:28
aktualisiert: 13. November 2023 12:05
Quelle: ZüriToday

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