Velo-Friedhof

Dutzende Gammelvelos in Zürcher Hinterhof verwundern Anwohnende

29.09.2023, 07:13 Uhr
· Online seit 29.09.2023, 06:58 Uhr
Ein Haufen teilweise achtlos hingeworfener Fahrräder in einem Hinterhof im Zürcher Kreis 3 sorgt für Kopfschütteln. «Die Veloleichen stehen seit Jahren dort», sagt ein Anwohner. Die Stadt Zürich reagiert – ungewöhnlich spät.
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Vergnügt kurven Velofahrerinnen und -fahrer durch die Strassen beim Zürcher Lochergut. Andere haben ihre Bikes parkiert und nippen vor einem der hippen Cafés in der spätsommerlichen Sonne an einem Drink. Dass unweit davon im Innenhof der Bertastrasse 11 neben dem Spielplatz eine totale Velo-Tristesse herrscht, lässt sich kaum erahnen.

Dutzende teilweise achtlos hingeworfene, rostige und halb kaputte Velos liegen dort. Manche stehen zusammengepfercht bei den Parkplätzen. Andere Velos stecken in Büschen.

Moos und Rost 

Ein Anwohner wundert sich schon lange über den Velo-Friedhof. «Diese Veloleichen stehen seit Jahren dort», sagt er zu ZüriToday. Er frage sich, warum niemand diese Velos wegräume. Ähnlich ergeht es Delia Merico vom Caffè Amiamo, das sich im Hof befindet. Diese Velos seien ihr schon lange aufgefallen, sagt sie. «Nachbarn fahren dort manchmal mit ihren Töffs weg, aber mit den Velos passiert einfach nichts.»

Nicht nur der Rost an manchen Velos deutet darauf hin, dass diese schon lange dort herumliegen. Auf einem Sattel hat sich bereits Moos gebildet. An einem Gepäckträger hängt etwas Dreckiges, Weisses, das wohl einst eine Stofftasche war.

«Schrottreife Velos wurden sofort eingezogen»

Velos, die mehr als 30 Tage auf öffentlichem Grund stehen, kann Entsorgung und Recycling Zürich einziehen, wie die Stadt festhält. Auch die Gammelvelos im Innenhof der Bertastrasse befinden sich auf öffentlichem Grund, wie Tobias Nussbaum, Mediensprecher von Entsorgung und Recycling, auf Anfrage sagt.

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Inzwischen ist die Stadt aktiv geworden. Nach einem Besuch des Velo-Friedhofs teilte Nussbaumer am Donnerstag mit: «Tatsächlich befanden sich einige schrottreife Velos vor Ort. Diese wurden sofort eingezogen.» Weitere Fahrräder, rund 50, seien markiert worden. Nach Ablauf von mindestens 30 Tagen würden die markierten Velos, die in dieser Zeit nicht bewegt worden seien, eingezogen. «Sie werden dann registriert und weitere 90 Tage aufbewahrt. Wer ein Velo vermisst, kann einen Suchauftrag aufgeben.»

Polizei sucht nach Deliktgut

Warum hat die Stadt die Drahtesel nicht früher weggeräumt? «Da es im betreffenden Hof keinen offiziellen Veloabstellplatz gibt, wird er von den Mitarbeitenden der Veloordnung nicht routinemässig kontrolliert», sagt Nussbaum. Diese sei nur der Fall, wenn es Hinweise auf stehengelassene Velos gebe.

Auch die Stadtpolizei rückt aus. «Wir werden prüfen, ob sich unter den Velos Deliktgut befindet», sagt Mediensprecher Marc Surber. Handle es sich um ausgeschriebene Velos, würden diese den entsprechenden Fällen zugeordnet.

«Sie werfen das Velo lieber weg»

Zürcherinnen und Zürcher entsorgen ihre Velos aber nicht nur auf öffentlichem Grund. Weniger prominent, im Innenhof direkt hinter dem Fahrradgeschäft Wheehouse an der Bertastrasse 18, befindet sich in einer Ecke ebenfalls ein Haufen mit alten Drahteseln. «Der Haufen wächst und wächst», sagt Leo, Inhaber des Geschäfts.

Das Plakat an der Hauswand Avjana Management AG, der Eigentümerin des Hauses, hat demnach nichts genützt. Die Eigentümerin bat letztes Jahr, Fahrräder, die defekt oder nicht mehr in Gebrauch seien, umgehend zu entsorgen. Solle bis zum 23. Mai 2022 keine Ordnung herrschen, werde die AG die Entsorgung in Auftrag geben.

Leo hat kein Verständnis für das Puff. In der heutigen Zeit kauften die Leute Billigvelos für 199 Franken im Internet, sagt er. «Weil ein neues Velo gleich viel wie eine Reparatur kostet, werfen sie das Velo lieber weg, wenn etwas kaputt ist.»

veröffentlicht: 29. September 2023 06:58
aktualisiert: 29. September 2023 07:13
Quelle: ZüriToday

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