Velospur statt Trottoir

Petition will Fussgänger an Zürcher Rämistrasse Hügel hochschicken

01.12.2023, 08:14 Uhr
· Online seit 03.11.2023, 17:21 Uhr
Eine extra Route an der Rämistrasse in Zürich soll Velofahrerinnen und Velofahrern mehr Sicherheit bieten. Dafür will eine neue Petition das bisherige Trottoir aufheben und den Fussverkehr auf einen steilen Weg umleiten. Dagegen gibt es Widerstand.
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Autos, Trams und Velos kommen sich in der Stadt Zürich regelmässig in die Quere. Auch auf der Rämistrasse zwischen Bellevue und Heimplatz mischen sich Velofahrende unter die stärkeren Verkehrsteilnehmenden. Eine neue Petition will die Velofahrerinnen und -fahrer mit einer separaten Spur besser schützen. Lanciert wurde sie auf der Petitionsplattform Campax mit dem Titel «Rämistrasse: Sicher mit dem Velo ins Hochschulquartier!».

Das bisherige Trottoir soll an der Ecke Rämistrasse/Stadelhoferstrasse kurz vor dem Aufgang zur Hohen Promenade einem Velostreifen weichen. Für die Fussgängerinnen und -fussgänger schlägt die Petition vor, den Caroline-Farner-Weg nebenan zu benutzen. Da dieser den Promenadenhügel hochgeht, handelt es sich dabei allerdings um die steilere Alternative zum bestehenden Trottoir.

Velofahrende seien verstärktem Unfallrisiko ausgesetzt

Die Petition begründet die Forderung damit, dass wegen des Ausbaus des Hochschulquartiers platzmässig die Hälfte des Mehrverkehrs mit dem Velo oder zu Fuss bewältigt werden müsse. «Es gibt keinen Velostreifen, geschweige denn einen eigenen Veloweg.» Eine besondere Herausforderung seien die starke Steigung und die geringen Platzverhältnisse.

Die Petition zählt die Rämistrasse zu den Orten der Stadt Zürich mit gefährlichen Velosituationen. So seien die Velofahrenden auch auf der Rämistrasse einem verstärkten Unfallrisiko ausgesetzt.

«Die Fussgänger sollen über den ‹Stutz› laufen?»

Rund 670 Personen haben die Petition bisher unterzeichnet. Pro Velo Zürich forderte auf, die Petition zu unterstützen. «Damit Studis endlich stressfrei an die Uni kommen – und auf dass Zürich dereinst tatsächlich zur Velostadt wird», wirbt der Verein in einem Facebook-Post.

Ein User berichtet, die letzten 15 Jahre regelmässig das Tottoir hochgefahren zu sein. «Das Lichtsignal vorne führt regelmässig zu riskanten Überholmanövern von Lenkern, die noch rasch bei Gelb durch wollen.» Ein weiterer schreibt: «Hier ist leider dauernd Autostau, der die Strasse verstopft und den Verkehr blockiert. Darum bitte unterschreiben, merci!»

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Den Vorschlag, die Fussgängerinnen und Fussgänger auf den Caroline-Farner-Weg umzuleiten, trifft aber mehrheitlich auf Widerstand. «Die Fussgänger sollen über den ‹Stutz› laufen und die Velo- & E-Fahrer auf dem flacheren Teil? Hat keinen Sinn», kritisiert ein User. Besser wäre seiner Meinung nach, die Velofahrenden über den Hügel zu schicken. «Die Räder sind fixer oben als die zu Fuss Gehenden.» Ein anderer ergänzt: «Das ist eine 16 prozentige Steigung. So locker ist es dann ohne Motor nicht.»

Trottoir sei nur Zugang zum Parkhaus

Der grüne Zürcher Gemeinderat und Verkehrspolitiker Markus Knauss kämpft bereits seit Jahren für einen Veloweg an der Rämistrasse. Dennoch ist er mit der Petition nicht ganz einverstanden. «Die Fussgänger kann man ganz sicher nicht über den komischen Weg oberhalb gehen lassen», sagt er gegenüber ZüriToday. Stattdessen könne der Fussverkehr das Trottoir auf der Westseite benutzen. «Das Trottoir auf der Ostseite kann man problemlos aufheben, da es ohnehin nur ein Zugang zum Parkhaus Hohe Promenade ist.»

Das Tiefbauamt habe dem als vorübergehende Lösung bis zum Umbau der Rämistrasse zugestimmt, sagt Knauss. «Meine letzte Information ist, dass kein neuer Vorstoss nötig ist, da das Tiefbauamt die Aufhebung des Trottoirs prüft.»

Das Tiefbauamt bestätigt auf Anfrage, das Anliegen kürzlich erhalten zu haben. «Unsere Fachleute werden es prüfen», sagt Mediensprecherin Evelyne Richiger.

Velofahrende würden gegen Fussgänger ausgespielt

Bei Stephan Iten, SVP-Verkehrspolitiker im Gemeinderat, fällt die Petition durch. «Man kann an der Rämistrasse nicht von heute auf morgen einen Veloweg hinzaubern», sagt er. Auch habe die Stadt Zürich schon viele Velowege zum Nachteil anderer Verkehrsteilnehmer geschaffen.

«Nicht selten wird das Argument ‹Velo› dazu genutzt, es gegen andere Verkehrsteilnehmer auszuspielen, in diesem Fall Velofahrer gegen Fussgänger», sagt Iten. Menschen mit einer Gehbehinderung kämen den steilen Caroline-Farner-Weg nicht hoch. Ohnehin sei dieser Weg für alle anderen Fussgängerinen und Fussgänger ein Problem. «Nicht jeder hat Lust, diese Steigung hochzulaufen.»

Gestartet wurde die Petition von Lilith Schneider. Was sie zur Kritik sagt, ist unklar. Eine Anfrage der Redaktion liess sie unbeantwortet.

veröffentlicht: 3. November 2023 17:21
aktualisiert: 1. Dezember 2023 08:14
Quelle: ZüriToday

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