«Einseitig schikaniert»

Deshalb jagt Polizei an Langstrasse Velofahrer statt Verkehrssünder

· Online seit 30.10.2023, 18:56 Uhr
Die Organisation «Umverkehr» ärgert sich über die Prioritäten der Stadtpolizei Zürich. So hätten Polizisten am Freitag während der Critical Mass die Velofahrer «einseitig schikaniert», statt die Falschfahrer zu büssen. Die Stadtpolizei rechtfertigt sich.

Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

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Nach wie vor ist das Fahrverbot an der Zürcher Langstrasse zahlreichen Autofahrerinnen und -fahrern piepegal. Auch am Freitagabend kurvten sie munter durch das Verbot. Bereits seit dem 27. September dürfen sie die Langstrasse ab Höhe Brauerstrasse nicht mehr befahren. Zumindest zwischen 5.30 Uhr morgens und 22 Uhr abends bleibt der Abschnitt bis zur Dienerstrasse gesperrt.

Auftrag verfehlt?

Die verkehrspolitische Umweltschutzorganisation Umverkehr setzte am Freitagabend auf X einen wütenden Tweet ab. «70% Ja zu sicheren Velorouten! 56% Ja zum Richtplan Verkehr! An der Critical Mass Zürich schaut die Stadtpolizei Zürich zu, wie Autos durch das Fahrverbot fahren, weil sie Velofahrer*innen verfolgen.» Gerichtet an Polizeivorsteherin Karin Rykart fragt Umverkehr: «Entspricht dieser Einsatz dem Auftrag der Stadtbevölkerung?»

Stadt für bessere Velorouten

2020 stimmte das Zürcher Stimmvolk mit 70 Prozent der Velorouteninitiative zu und 2021 mit rund 57 Prozent dem Richtplan Verkehr. Die Velorouteninitiative verlangt ein durchgehendes Netz von 50 Kilometer sicheren Velorouten, vor allem auf Quartierstrassen. Der Richtplan Verkehr sieht mehr Velowege und weniger Parkplätze vor.

Jeden letzten Freitag im Monat findet die Critical Mass statt. Seit diese als unbewilligte Demonstration gilt, ist die Bewegung stark geschrumpft. Teilnehmende müssen mit Verzeigungen rechnen. Auch am Freitagabend waren an der Langstrasse einige Velofahrende in Rahmen der Critical Mass unterwegs.

«Velofahrende werden einseitig schikaniert»

Im Minutentakt seien Autos durch das Fahrverbot an der Langstrasse gefahren, sagt Silas Hobi, Geschäftsleiter von Umverkehr, zu ZüriToday. «Anstatt dass die Polizisten diese Autofahrer büssten, fuhren sie den Velofahrern nach.» Jedes Mal, wenn fünf Velofahrende davongefahren seien, hätten drei, vier Polizisten diese verfolgt.

«Die Velofahrenden werden einseitig schikaniert», wirft Hobi der Zürcher Stadtpolizei vor. Bei den Autofahrenden seien die Polizisten nicht einmal eingeschritten, als Passanten sie auf die Verstösse gegen das Fahrverbot aufmerksam gemacht hätten. Das Vorgehen der Polizei sei unfair.

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Polizisten hatten anderen Auftrag

Die Stadtpolizei Zürich sagt auf Anfrage, dass die Polizei gemäss Verfügung des Statthalters Massnahmen ergreifen muss, wenn die Critical Mass ohne Bewilligung durchgeführt wird. «Die beschriebenen Polizist*innen waren wegen der unbewilligten Critical Mass in Einsatz. Diese hatten somit einen anderen Auftrag, als das Fahrverbot an der Langstrasse zu kontrollieren und durchzusetzen», erklärt Michael Walker, Sprecher der Stadtpolizei Zürich.

Diese scheint das Auto-Problem in der Langstrasse nach wie vor auf dem Radar zu haben. «Um das Fahrverbot an der Langstrasse durchzusetzen sind Massnahmen geplant.» Unter anderem werde bald eine elektronische Überwachung installiert.

veröffentlicht: 30. Oktober 2023 18:56
aktualisiert: 30. Oktober 2023 18:56
Quelle: ZüriToday

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zueritoday@chmedia.ch