Zürich

Bo Henriksen ist Balsam für die geschundene Fussballfan-Seele

Neuer FCZ-Trainer

Bo Henriksen ist Balsam für die geschundene Fussballfan-Seele

11.10.2022, 16:07 Uhr
· Online seit 11.10.2022, 16:03 Uhr
Der neue Cheftrainer des FCZ hat in wenigen Stunden schon mehr erreicht als Vorgänger Franco Foda in mehreren Monaten. Das Lachen ist zurück. Wenn der Fussball von Henriksen nur halb so erfolgreich ist wie seine Worte wohltuend, kann der Verein aufatmen.
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In den letzten Monaten mussten die Herzen der FCZ-Fans ordentlich bluten. Nach dem Meistertitel in der vergangenen Saison lief es in der neuen Spielzeit bisher katastrophal. Letzter Tabellenplatz, international wird man nicht überwintern und ein grandios gescheiterter und ewig-grimmiger Trainer Franco Foda, der mittlerweile verdientermassen gehen musste, sorgten bei vielen für bittere Fussballabende und schlaflose Nächte.

«Bomber Bo»

Wer den Verantwortlichen in solch einer tristen Situation ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, muss ordentlich Charisma mitbringen. Wer einen gesamten Medienraum in seinen Bann ziehen und mit einem Schlag alle Sorgen scheinbar vertreiben kann, der bietet wahrlich etwas Besonderes. Genau das hat Bo Henriksen aber am Montag an seiner ersten offiziellen Medienkonferenz locker hinbekommen. Lockig-goldenes Haar, blaue, klare Augen, ständig ein verschmitzter Grinser. «Bomber Bo», wie der ehemalige Stürmer früher manchmal genannt wurde (Henriksen beschwichtigte: «Nur die Blinden haben mich so genannt!»), sorgte nicht nur für gute Laune, sondern auch für Hoffnung.

Immer wieder schien der Däne den Fussball als Metapher für das Leben zu nehmen. Es brauche überall Leidenschaft, Passion, Freundschaft, Zusammenhalt, sagte der 47-Jährige, der einst in Dänemark, England, Island und für einige Monate sogar auf den Malediven kickte. «Das Wichtigste: Wir kämpfen zusammen füreinander. Ich will, dass die Jungs füreinander auf dem Platz sterben», so Henriksen. Wer Menschen richtig, fair und mit Respekt behandle, der bekomme genau das zurück. «In life you get what you give».

Wild gestikulierend, immer wieder ein bestätigendes «Ey, Jungs» in seinen Sätzen, mal die Faust auf dem Tisch. Und ein euphoriegeschwängerter Satz nach dem nächsten. Ihm egal, ob die Spieler Fehler machen würden, solange sie nur alles geben. «Das Ruder rumzureissen, ist richtig spannend. Etwas Besonders zu schaffen, das treibt mich an!»

«Ich habe keine Angst vor der Aufgabe hier»

Dann schweifte der dreifache Familienvater wieder ins Philosophieren ab – und Clubverantwortliche und Medienvertreter lauschten seinen Worten. «Noch nie in meinem Leben hatte ich Angst vor eine Aufgabe. Ich bin völlig unaufgeregt hier. Wovor sollte ich mich hier fürchten? Das ist Fussball, Leute!» Es gäbe nichts Schöneres, nichts, was mehr Spass machen würde als das Leben selbst. Furcht sei immer fehl am Platz. Und man würde ihn am liebsten in den Arm nehmen oder Bomber Bo zu einem Bier einladen.

Viel Zeit für die ersten Wunder hat Henriksen jedoch nicht. Bereits am Donnerstag treten seine neuen Schützlinge auswärts gegen PSV Eindhoven an. Letztens kassierten die Zürcher hier eine ordentliche Klatsche. «Natürlich wird es gegen PSV schwer. Aber ich habe schon grössere Wunder im Fussball gesehen», beruhigt Henriksen. Die Mannschaft habe das Potenzial, der Kader sei gut. Man müsse nur wieder anfangen, an sich zu glauben. «Und dafür bin ich hier.»

Die Krise scheint wie weggeblasen

Egal, wie das Spiel am Donnerstag ausgehen wird. Den ersten wichtigen Schritt hat Henriksen schon geschafft. Er hat die Lockerheit zurückgebracht in die FCZ-Hallen. Auch Präsident Canepa und Sportchef Jurendic scheinen das zu spüren. Henriksen wird helfen, den Spielern den Druck von den Schultern zu nehmen, der attraktiven Fussball gerade verunmöglicht. «Es ist einfach, andere Leute zu kritisieren und Fehler auszumachen.» Von nun an sei dies noch einfacher, erklärt er. «Ab jetzt, gebt bitte nur mehr mir die Schuld!» Und grinst noch einmal lächelnd in den Saal.

veröffentlicht: 11. Oktober 2022 16:03
aktualisiert: 11. Oktober 2022 16:07
Quelle: ZüriToday

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