Strom sparen

Wie Zürcher Läden die Weihnachtsbeleuchtung retten wollen

10.11.2023, 11:29 Uhr
· Online seit 26.09.2022, 11:17 Uhr
Anbieter von Weihnachtsbeleuchtung bereiten die Appelle zum Energiesparen Sorgen. Einen Umsatzeinbruch wollen sie mit einem Verzicht auf «unnötig beleuchtete» Gebäude verhindern. Das findet beim Präsidenten der Zürcher Energiekommission Anklang.
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Ohne Strom kein Licht und ohne Liechtli keine Weihnachtsbeleuchtung: Trotz aller Kritik an der Lichtverschmutzung – seit den Appellen zum Stromsparen werden Weihnachtsbeleuchtungen so stark infrage gestellt wie noch nie. Einigen Anbietern treibt dies mit Blick auf die kommende Adventszeit die Sorgenfalten auf die Stirn.

Eine davon ist Ursula Brunschweiler, Geschäftsleitungsmitglied der Apesa AG in Urdorf. «Wir hängen etwas in der Luft, weil wir nicht wissen, ob wir in der kommenden Saison mit dem üblichen Umsatz rechnen können», sagt Ursula Brunschweiler. Den grössten Umsatz mache ihr Geschäft jeweils ab Mitte Oktober. «Käme es zu einem Beleuchtungsverbot, wäre es für unser Geschäft nicht mehr lustig.»

«Traurig, wenn an Weihnachten kein Lichtlein brennt»

Behörden zeigen sich bei Bestellungen laut Brunschweiler bereits sehr zurückhaltend. «Normalerweise ziehen die Bestellungen zum Beispiel für Kandelaberbeleuchtungen jetzt an.» Sie sei auf das Verhalten der privaten Kunden gespannt. «Ich frage mich, ob sich Privatpersonen die Freude an der Weihnachtsbeleuchtung einfach so nehmen lassen und komplett darauf verzichten.»

Sparpotenzial sieht Brunschweiler an anderen Orten: «Es ist etwas traurig, wenn an Weihnachten kein Lichtlein brennt.» Stattdessen halte sie es für sinnvoller, die nächtlichen Beleuchtungen von Bürokomplexen und öffentlichen Gebäuden auszuschalten.

«Nicht jedes Ziffernblatt muss beleuchtet werden»

Sorgen machen sich auch die Inhaber der Ehrensperger AG Display Land in Fehraltorf. «Klar, haben wir Bedenken, dass wir weniger Weihnachtsbeleuchtung verkaufen als sonst», heisst es bei der Firma. Existenzbedrohend für das Geschäft würde ein Beleuchtungsverbot aber nicht. «Wir gehen davon aus, dass wir dann vielleicht weniger Lichterketten verkaufen, dafür aber mehr Weihnachtskugeln.»

Hart treffen könnten drastische Energiesparmassnahmen die Lichterketten Shop AG im schaffhausischen Thayngen. «Ich mache mir Sorgen, dass der Umsatz im Winter ausbleibt», sagt Teilhaber Roland Rohner. Er fordert: «Bevor man den Menschen die Weihnachtsbeleuchtung an einem heiligen Fest wie Weihnachten verbietet, sollen der Kanton und die Gemeinden mit den sinnlosen Beleuchtungen aufhören.» Es brauche nicht alle paar Meter eine beleuchtete Laterne. «Auch muss nicht jedes Gemeindehaus, jeder Kirchturm und jedes Ziffernblatt beleuchtet werden.»

Politiker sieht bei Gebäuden viel Sparpotenzial

Zumindest an gewissen Orten in Zürich wird es in der kommenden Adventszeit dunkler sein als üblich. Das Einkaufszentrum Glatt verzichtet auf die Aussenbeleuchtung des Glatt Towers komplett. Auch wird die Weihnachtsbeleuchtung «Lucy» an der Bahnhofstrasse dieses Jahr nur bis 22 Uhr leuchten. Zudem entschied die Kantonsregierung Schaffhausen in Absprache mit der Zürcher Baudirektion, den Rheinfall nicht mehr zu beleuchten.

Alex Gantner, Präsident der Energiekommission des Zürcher Kantonsrats, sieht weiteres Energiesparpotenzial. «Gerade bei der Beleuchtung von Gebäuden gibt es ein immenses Sparpotenzial», sagt der FDP-Kantonsrat. Die Gemeinden und der Kanton sollten mit gutem Beispiel vorangehen und auf die Beleuchtung etwa von Kirchen und Büros verzichten.

Die Weihnachtsbeleuchtung sieht er als festen Bestandteil der Gesellschaft. Auch seien die Monate vor Weihnachten die konsum- und umsatzstärksten Monate. «Daher wäre es fatal, bei Weihnachtsbeleuchtungen Einschränkungen zu machen, öffentliche Gebäude aber unnötig zu bestrahlen.»

veröffentlicht: 26. September 2022 11:17
aktualisiert: 10. November 2023 11:29
Quelle: ZüriToday

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