Rettungsaktion

Warum Petitionen wichtig sind, auch wenn Ziele nicht erreicht werden

22.04.2023, 07:11 Uhr
· Online seit 22.04.2023, 06:35 Uhr
Petitionen können helfen, Missstände aufzudecken und Problemen Gehör zu verschaffen. Derzeit sammelt der Zürcher Sindi Markt Unterschriften zur Rettung. Fürs Kino Uto können die 10'000 Unterschriften nichts mehr verändern – künftig vielleicht aber schon.
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Ob für die Rettung von Hühnern in der Zürcher Ämtlerstrasse oder für Ausfall-Entschädigungen während der Pandemie für Selbständige – Petitionen können etwas bewegen, oder zumindest auf Interessen und Anliegen aufmerksam machen. In letzterem Beispiel konnten innert drei Tagen Unterschriften von über 95’000 Menschen gesammelt werden. Und der Bundesrat wurde dazu gebracht, etwas zu unternehmen.

«Ob eine Petition erfolgreich wird, ist letztlich nur zweitrangig», sagt Iared Camponovo von der Petitions-Plattform «Campax». Man habe wöchentlich etwa drei bis vier neue Kampagnen. Die lokalen liefen dabei oft sehr gut. Die drei Kampagnen, die Zürich derzeit am meisten bewegten, sind die Rettung des Kinos Uto, die Rettung des Sindi Markts und die Kampagne gegen die Erhöhung der ÖV-Preise.

«Es lohnt sich, auch wenn der Kampf schon verloren ist»

Wichtig sei, dass man aufzeige, dass ein Thema die Menschen bewegt, und Werte, die einem wichtig seien, geschützt würden, sagt Camponovo dazu. Auch wenn es, wie beim Kino Uto, vorkommen könne, dass der Kampf vielleicht schon verloren sei. Die Eigentümerin PK Rück solle trotz der aussichtslosen Situation wissen, dass die Pensionskasse mit ihrem Handeln nicht auf Verständnis stösst, so Camponovo.

Tatsächlich werde «die Petition leider keinen Einfluss auf den Entscheid von PK Rück haben», lässt Stephanie Candinas verlauten. Sie ist Geschäftsführerin der Arthouse-Kino-Gruppe, der das Kino Uto angehört. Ihres Wissens habe wohl ein anderer Bewerber den Zuschlag für die Immobilie erhalten.

Steffi R. ist die Initiantin der Petition und grosse Kinoliebhaberin. Bei 10'000 Unterschriften will sie die Petition übergeben, was fast geschafft ist. Und damit mit der Eigentümerin das Gespräch suchen. «Mir ist klar, dass die Chancen klein sind, den Kinobetrieb zu erhalten. Aber je mehr Menschen für dieses Kino einstehen, desto eher wird die Regierung künftig solche Institutionen schützen, anstatt hundertjährige, beliebte Zürcher Traditionen zu vernichten.»

Auch der Sindi Markt kämpft ums Überleben

Der Kampf des legendären Sindi Markts im Kreis 5 hat mit dem Beginn der Petition vor wenigen Tagen die Verzweiflung der Betreiber sichtbar gemacht. Bereits wurden knapp 2600 Stimmen gesammelt. Derzeit steht das Ehepaar Bamathy Sutharsan und Sutharsan Shanmugaratnam vor einem Scherbenhaufen. 15 Jahre lang waren sie an sieben Tagen die Woche für die Quartierbewohner da.

Und nun hat das Lädelisterben auch sie getroffen. Durch die Petition soll die Besitzerin Deborah Grawe-Spörri aufgefordert werden, den Mietvertrag weiterlaufen zu lassen – um dem Sindi Markt eine Zukunft zu ermöglichen. Das Problem: Die Eigentümerin lässt nicht mit sich reden und geht weder auf diverse Gesprächsangebote von der Mieterschaft, noch auf journalistische Anfragen ein.

Second-Hand-Shop soll mehr Ruhe bringen

Stattdessen klagte die Firma City Real Estate AG von Eigentümerin Grawe-Spörri gegen die Mieterinnen, um das Vertragsende amtlich feststellen zu lassen. Offenbar sollten diese dadurch eingeschüchtert werden. Der Rauswurf wurde amtlich besiegelt. Warum sie überhaupt gehen müssen? Die Eigentümerin will Ruhe, verkündete sie gemäss einem Artikel von tsüri.ch den beiden Ladenbesitzern. Sie hat einem Second-Hand-Shop den Zuschlag gegeben.

Für die Betreiber des Sindi Markts eine Katastrophe, denn die Zeit rennt: Bis Ende Juni 2023 läuft noch ihr Vertrag, danach ist Schuss. «Es sieht tatsächlich nicht gut aus», sagt auch Iared Camponovo zur Situation, aber man müsse alles versuchen und vor allem dranbleiben. Zahlreiche Quartierbewohner unterstützen das Ehepaar vom Sindi Markt, denn der Treffpunkt des Quartiers soll nicht sterben.

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veröffentlicht: 22. April 2023 06:35
aktualisiert: 22. April 2023 07:11
Quelle: ZüriToday

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