Zürcher Lädelisterben

Schliessung des Sindi Markts: Jetzt verrät Vermieterin ihre Gründe

26.05.2023, 09:44 Uhr
· Online seit 15.05.2023, 14:26 Uhr
Der beliebte Quartierladen im Kreis 5 muss im Sommer schliessen. Besitzer und Kundschaft sind enttäuscht – sie können den Entscheid nicht nachvollziehen. Nun spricht die Inhaberin zum ersten Mal über die Beweggründe zur Kündigung.
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Eine ausserordentliche Kündigung des Mietvertrags, eine Einigung vor den Schlichtungsbehörden, ein verzweifeltes Besitzerpaar. Bamathy Sutharsan und Sutharsan Shanmugaratnam müssen nach 15 Jahren ihren Sindi Markt bei der Josefwiese auf Ende Juni verlassen. Darauf haben sie sich mit der Inhaberin, der Aktiengesellschaft City Real Estate AG Erlenbach, wohl oder übel geeinigt.

Auch die Nachbarschaft und Kundinnen aus ganz Zürich sind enttäuscht über den Rausschmiss. Knapp 3500 Zürcherinnen und Zürcher unterschrieben bisher die Petition, die den Laden retten sollte. Die Aufforderung, die an die Geschäftsführerin der AG Deborah Grawe-Spörri gerichtet ist, traf bisher auf Schweigen. Gegenüber dem «Tagesanzeiger» spricht die Hauseigentümerin jetzt zum ersten Mal über die Gründe für die Kündigung.

Seit fünf Jahren Schwierigkeiten mit Mieter

Der Auslöser für die ausserordentliche Kündigung kam nicht von ungefähr. Deborah Grawe erklärt: «Bis vor fünf Jahren lief alles gut, doch dann haben die Schwierigkeiten angefangen.» Bewohnende der Liegenschaft hätten sich in den letzten Jahren vermehrt über Lärm und Verschmutzung vor dem Haus beklagt.

Auch das Getümmel von fremden Leuten im Hauseingang hätten verschiedene Mietende gemeldet. Grawe könne zwar nicht beweisen, dass die Kundschaft vom Sindi Markt dafür verantwortlich sei. Doch ein Laden, der bis in späte Stunden Alkohol verkaufe, sei bestimmt nicht dienlich für die Nachtruhe im Quartier und im Haus.

Zahlungsverhalten gab entscheidenden Impuls

Dies war aber nicht der ausschlaggebende Punkt für die ausserordentliche Kündigung. Laut Grawe lag es am unzuverlässigen Zahlungsverhalten vom Ladenbesitzer. Dieser habe die Monatsmiete in den letzten Jahren immer unregelmässiger bezahlt. Nachdem sie einige Zeit lang geduldig blieb, habe sie Shanmugaratnam betrieben. Das entsprechende Dokument liegt dem «Tagesanzeiger» vor. Obwohl Grawe die Familie Shanmugaratnam-Sutharsan mag, sagt sie, sie habe «alles probiert, aber jetzt mag ich nicht mehr». Vor die Schlichtung zog sie den Fall nur, da das Besitzerpaar die Kündigung nicht akzeptieren wollte.

Shanmugaratnam bestätigt, dass er die Miete schon seit 15 Jahren «oft ein paar Wochen später bezahlt» habe. Die Inhaberin Deborah Grawe wisse doch, dass er irgendwann immer bezahlen werde. Die Vorwürfe über den Lärm und den Müll vor dem Haus dementiert der Besitzer jedoch. Es stimme nicht, dass dies schlimmer geworden sei. Für den Müll und auch die Jugendlichen vor dem Haus sei er nicht verantwortlich. «Das ist öffentlicher Grund, was soll ich machen?»

Hohe Miete ein Zeichen von Gentrifizierung

Machen kann Shanmugaratnam allem Anschein nach nichts mehr. Neu wird der Secondhandladen für Kinderartikel (KiWi) aus Wipkingen ein zweites Geschäft im ehemaligen Sindi Markt eröffnen. Die Miete verändert sich laut Growe nicht: «Die neuen Mieterinnen haben genau den gleichen Mietvertrag wie der Sindi Markt jetzt und zahlen einen marktüblichen Mietzins.» Das bestätigen auch der Shanmugaratnam vom Sindi Markt und die KiWi-Besitzerinnen.

Trotzdem sind 4153 Franken für die Ladenfläche und ein grosses Lager, die Shanmugaratnam für sein Lokal bezahle, «ein sehr hoher Preis», wie Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband erklärt. Auch der Mietzins für die Wohnungen oberhalb des Sindi Markts sind hoch. Ein Bewohner zahlt für seine 34 Quadratmeter grosse 1,5-Zimmer-Wohnung 1800 Franken, eine knapp doppelt so grosse 3-Zimmer-Wohnung kostet 2900 Franken. Solche Mieten habe Angst bisher vor allem im Seefeld gesehen und seien definitiv ein Zeichen für die Gentrifizierung im Kreis 5.

Die Zukunft der Sindi-Besitzer

Auch wenn die Mieten im Quartier hoch sind, würde Shanmugaratnam am liebsten wieder einen Laden im nahen Umkreis eröffnen. «Ich kenne meine Kunden, sie wären sofort zurück», sagt er zuversichtlich. Er ist sich bewusst, dass dies ein schwieriges Unterfangen wird. Während seine Frau Bamathy Sutharsan bereits einen neuen Job an einer Tankstelle gefunden habe, werde er sich auf die Suche machen auf ein neues Lädeli. Ansonsten versuche er, wieder eine Stelle als Pflegehilfe zu bekommen.

(sol)

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veröffentlicht: 15. Mai 2023 14:26
aktualisiert: 26. Mai 2023 09:44
Quelle: ZüriToday

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