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«Es hat mir den Nuggi rausgehauen» – Verwaltung erhöht Miete um 400 Franken

Wohnen in Zürich

«Es hat mir den Nuggi rausgehauen» – Verwaltung erhöht Miete um 400 Franken

· Online seit 29.04.2023, 07:01 Uhr
Eine Zürcherin erhält ein tolles Mietangebot mitten in der Stadt. Als sie nach dem Mietzins des Vorgängers fragt, wird sie stutzig. Der Preisaufschlag ist gross und über dem erlaubten Anteil. Nun zeigt sich: Sie ist kein Einzelfall. Die Verwaltung ist bekannt für Schummeleien.
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Es ist Montagmorgen, kurz nach 10 Uhr. N.B. ist bei der Arbeit, da ploppt eine Push-Nachricht auf ihrem Handy auf: Eine Rückmeldung auf eine Wohnungsbewerbung auf Flatfox, mehr sogar, ein Mietangebot. Weil die jetzige Wohnung saniert wird und den beiden deshalb auf den 30. Juni 2023 gekündigt wurde, sucht N.B. zusammen mit ihrem Partner eine neue Bleibe in der Stadt Zürich. Kein einfaches Unterfangen. Die Mieten sind so hoch wie noch niefreie Wohnungen gibts in Zürich kaum. Diese Nachricht, die N.B. zuerst so hoffnungsvoll stimmt, entpuppt sich aber als miese Abzocker-Masche.

400 Franken teurer

N.B. freut sich zuerst über die Zusage. Eine Dreizimmerwohnung im Kreis 7, das passt. Der Einzugstermin wäre aber schon der 1. Mai 2023. Sehr kurzfristig. Etwas ungewöhnlich findet sie zudem die zeitliche Frist. «Wir wurden gebeten, uns bis 13 Uhr zu entscheiden, ob wir Interesse haben», erzählt die 29-Jährige gegenüber ZüriToday. Nur drei Stunden Bedenkzeit. «Ich habe die Verwaltung angerufen, um ein paar Informationen bezüglich des Kellers und der Waschküche einzuholen und wollte ausserdem wissen, was der aktuelle Mietzins ist.» Die Verwaltung erklärt ihr, dass der jetzige Mieter monatlich 2250 Franken bezahlt. Dann wird der Mietzins auf 2650 Franken erhöht.

Das sind 400 Franken mehr pro Monat und entspricht einer Erhöhung um 18 Prozent. Nur sofern die Wohnung saniert wurde, ist eine Erhöhung über zehn Prozent mietrechtlich erlaubt. Eine Sanierung gab es in diesem Fall jedoch nicht. Sie fragte nach, wie die 400 Franken zustande kommen. «Anpassungen an Orts- und Quartierüblichkeiten», sei die Begründung gewesen.

Die nächste Reaktion der Verwalterin überrascht die 29-jährige Zürcherin. Sie wurde unfreundlich, sagte, sie wolle kein Verfahren am Hals und zog das Angebot zurück. «Es hat mir den Nuggi rausgehauen», sagt N.B. «Es zeigt wieder einmal, dass Mieterinnen und Mieter ausgenutzt werden.»

«Ich sage das den Nachbarn»

N.B. ist froh, dass sie und ihr Partner das Angebot abgelehnt haben. «Ich möchte in einem Haus wohnen, in dem sich die Verwaltung um die Mietenden kümmert und freundlich ist», sagt die Zürcherin. Sie sorgt sich aber darum, dass jemand den ungerechtfertigten Preis bezahlt. Um den künftigen Mietenden zu helfen, hat sich die 29-Jährige beim jetzigen Mieter gemeldet. Eigentlich hat sie bei der Verwaltung um seine Telefonnummer gebeten, weil sie wissen wollte, ob sie gewisse Möbel übernehmen könne. «Jetzt habe ich ihm vom Telefonat berichtet und ihn darum gebeten, dass er die neuen Mietenden, falls er im Kontakt mit ihnen steht, darüber informiert, dass sie den Mietzins anfechten sollen.»

N.B. zeigt ZüriToday die Antwort des Mieters: «Wow, krass! Weil du sie auf ihre illegalen Machenschaften aufmerksam gemacht hast, suchen sie jemand anderen? Ich werde das definitiv weiter sagen und auch den Nachbarn im Haus erzählen.»

Kein Einzelfall

Die 29-jährige Zürcherin ist nicht die einzige, die schlechte Erfahrungen mit der besagten Verwaltung gemacht hat. M.G. lebt in Wiedikon und erhielt als Neumieterin einen Vertrag mit einem Preisaufschlag von 700 Franken. Von 1700 auf 2400 Franken – hier betrug die Erhöhung mehr als 40 Prozent. «Wir drohten mit der Schlichtungsbehörde, um den Mietzins zu reduzieren, oder verlangten als Alternative eine neue Küche für den höheren Mietzins.» Auf Letzteres ging die Zürcher Verwaltung dann ein. Sie liess eine neue Küche einbauen.

O.S. wohnt mit drei weiteren Personen in einer WG in Zürich Enge bei der gleichen Verwaltung und hat aufgrund einer Baustelle nebenan Mietreduktion verlangt. «Wir haben eine Reduktion von zehn Prozent erhalten, aber nur prozentual auf acht Stunden pro Tag verrechnet. Wer macht denn so etwas?», fragt sich O.S. Auch mit der Miete hat es «Puff» gegeben. Als der Referenzzinssatz sank, hat O.S. einen Antrag auf Mietzinsreduktion eingereicht. «Die Verwaltung hat behauptet, es würde sich nicht lohnen, da der Referenzzinssatz kurzfristig wieder erhöht würde. Auf eine zweite Bitte wurde uns die Mietzinsreduktion genehmigt.»

Bei der genannten Verwaltung handelt es sich um eine grosse Immobilienfirma in Zürich, die viele Wohnungen in der Stadt, im Kanton aber auch über die Kantonsgrenze hinaus verwaltet. Sie wurde mehrfach telefonisch und per E-Mail kontaktiert und hat sich bis jetzt noch nicht zu den Vorwürfen geäussert.

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veröffentlicht: 29. April 2023 07:01
aktualisiert: 29. April 2023 07:01
Quelle: ZüriToday

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