Wegen Bauarbeiten

Stadtarchäologie erwartet Funde aus der Vergangenheit Zürichs

11.07.2023, 16:34 Uhr
· Online seit 10.07.2023, 06:18 Uhr
Im Zuge städtischer Bauarbeiten wird der Boden im Zürcher Kreis 1 während eines Jahres aufgerissen. Dabei rechnet die Stadtarchäologie mit der Freilegung lange versteckter Relikte aus der Vergangenheit. Was dabei wohl zum Vorschein kommt?

Quelle: Das sind die archäologischen Fenster von Zürich / Mai 2022

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Was schlummert eigentlich unter den asphaltierten und kopfsteingepflasterten Strassen Zürichs? Genauso weit wie die Zürcher Geschichte zurückliegt, scheint auch der Untergrund der Limmatstadt entfernt zu sein. Doch dieser könnte ab Mitte Juli Aufschlussreiches über Zürichs Vergangenheit offenbaren.

Historisch relevanter Bereich der Stadt wird enthüllt

Bei städtischen Bauarbeiten kann es passieren, dass Vergessengegangenes aus dem Untergrund zum Vorschein gebracht wird. So auch diesen Sommer bei einem Strassen- und Werkleitungsbau an der Poststrasse im Zürcher Kreis 1.

Im Bereich der Fraumünster- bis zur Bahnhofstrasse wird der Boden ab dem 17. Juli aufgrund eines Fernwärmeausbaus in mehreren Etappen aufgerissen, wie das Tiefbauamt der Stadt Zürich Anfang Juli bekannt gab.

«Die Gräben für den Ausbau der Fernwärme bei der Poststrasse sind substanzielle Bodeneingriffe. Da dieser Bereich der Zürcher Altstadt historisch bedeutend ist, wird der Aushub von einem Archäologie-Team der Stadt Zürich begleitet», erklärt Stephan Wyss, Leiter der Stadtarchäologie Zürich.

Ein Team von bis zu acht Personen wird stets vor Ort sein, um allfällige historische Strukturen und Funde vor ihrer Zerstörung zu untersuchen und zu dokumentieren.

Mittelalterliche Stadtmauer und römische Gräber erwartet

Im Zuge der archäologischen Grabungen erwartet die Stadtarchäologie aufschlussreiche Funde, die zu einer Zeitreise in die Römerzeit und ins Mittelalter führen könnten. «Frühere archäologische Untersuchungen in diesem Stadtgebiet, zuletzt in den siebziger Jahren im Rahmen der grossen Kanalisationssanierungen, geben uns Indizien dafür», sagt Wyss.

«Wir rechnen einerseits mit Überresten des mittelalterlichen ‹Kratzquartiers›», so der Leiter der Stadtarchäologie. Links der Limmat, zwischen dem Fraumünster und dem See gelegen, wurde das Kratzquartier laut Wyss als ein etwas vernachlässigter, teils baufälliger und stark verwinkelter Teil der Altstadt empfunden.

«Der Name ‹Kratz› kommt von ‹Kratten›, was dem Begriff Sackgasse entspricht», erklärt der Archäologe. Um das Jahr 1880 wurde das Quartier radikal umgestaltet in ein herrschaftliches, modernes Stadtquartier. «Der Abriss eines Teils der Altstadt käme heute natürlich auf keinen Fall mehr in Frage.»

Auch bei einem anderen Abschnitt der Poststrasse gibt es die Möglichkeit auf Relikte aus dem Mittelalter. «Zur Bahnhofstrasse hin könnten wir zudem Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer auffinden», ergänzt der Archäologe. Ausserdem seien an gewissen Stellen Ausgrabungen römerzeitlicher Brandbestattungen möglich.

Öffentlichkeit wird über mögliche Funde informiert

Die Bauarbeiten und die damit einhergehenden archäologischen Grabungen dauern bis Ende Juni 2024. Ein Teil Zürcher Geschichte könnte also während eines knappen Jahres laufend zum Vorschein kommen.

«Wenn bei den Ausgrabungen bemerkenswerte Funde und Befunde zum Vorschein kommen, wird die Stadtarchäologie die Öffentlichkeit selbstverständlich über diese informieren», sagt Wyss abschliessend.

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veröffentlicht: 10. Juli 2023 06:18
aktualisiert: 11. Juli 2023 16:34
Quelle: ZüriToday

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