Altes Postgebäude

Rollschuhdisco und Karaoke: So vertreiben sich die Besetzenden in Wipkingen die Zeit

· Online seit 06.07.2023, 11:28 Uhr
Erneut haben Besetzende die alte Post in Wipkingen in Beschlag genommen. Das freistehende Gebäude soll wieder von der Öffentlichkeit genutzt werden. Dafür stellt das Besetzer-Kollektiv ein wöchentliches Unterhaltungsprogramm zusammen.

Quelle: TeleZüri / 25 Juni 2023

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Ende Juni hat eine Gruppe von Besetzerinnen und Besetzern das Postgebäude in Wipkingen zum zweiten Mal beschlagnahmt. Die Besetzung sorgte vor allem bei der SVP für Ärger, während der Quartierverein Wipkingen die Besetzenden duldet.

Der Post-Squat, das Kollektiv von «die Pöstler*innen», fordert die öffentliche Nutzung des Postgebäudes im Sinne des Service Public. Bis das jedoch umgesetzt werde, will die Besetzergruppe die Sache selbst in die Hand nehmen.

Kinoabend und Rollschuhdisco in der ehemaligen Post

«Wir wollen autonome Konzerte, Partys und politische Veranstaltungen ohne jeglichen Konsumzwang», schreiben «die Pöstler*innen» in ihrem Communiqué vom 25. Juni. Auf Anfrage von ZüriToday entstehe das «postalische Programm» im Kollektiv. «Menschen, die eine gute Idee haben, die unkommerziell funktioniert und politisch mit den Grundsätzen der Post-Squat kompatibel ist, können ihre Ideen einbringen und umsetzen», so «die Pöstler*innen».

Bereits in der ersten Woche haben sie dies in die Tat umgesetzt. Nach der erneuten Besetzung der Post am Wipkingerplatz stand am 26. Juni als Erstes der Bau einer Bar auf dem Programm, die anschliessend am Kinoabend mit Popcorn eingeweiht wurde. Das besetzte Postgebäude wurde auch für gemeinsames Siebdrucken, einen Kleidertausch, als Velowerkstatt und gar als Rollschuhdisco genutzt.

Neue alte Post stösst auf viel Anklang

Auch in der aktuellen Woche stehen wieder vielseitige Events auf dem Programm. Am Mittwochabend gab es beispielsweise «Bier und so». Auch am Donnerstagabend findet wieder eine Disco auf Rollschuhen statt. Am Freitagnachmittag gibts ein Kinderprogramm, das Wochenende wird anschliessend mit Queer Karaoke eingeläutet.

Genauso breit wie das Programm sei auch die «Besucher*innenschar, die in den letzten Wochen die Post-Squat besucht hat». Die neue alte Post stosse auf viel Anklang. Das Programm werde laut der Besetzergruppe «ständig erweitert und angepasst». Am besten sei es, man komme direkt selber vorbei und informiere sich vor Ort.

Austausch mit Post hat stattgefunden

Neben der Besetzergruppe setzen sich auch die Sektionen Grüne, SP und AL vom Zürcher Kreis 10 dafür ein, dass am Wipkingerplatz wertvoller Kulturraum für die Quartierbevölkerung entstehen soll.

Die Schweizerische Post hat bereits am 26. Juni in einer Strafanzeige die sofortige Räumung der alten Post bei der Polizei verlangt. Bereits zu Beginn der Besetzung kommunizierte die Post, sie sei im Austausch über die sinnvolle Nutzung der Immobilie.

Auf erneute Anfrage von ZüriToday konnte Mediensprecherin Silvana Grellmann darüber keine weiteren Angaben machen. Mittlerweile hatte die Post laut Grellmann jedoch «einen Austausch mit den Hausbesetzerinnen und -besetzern». Ins Detail dazu wolle die Post in der Öffentlichkeit jedoch nicht gehen.

«Wir machen weiter»

Dass die Besetzung auf Kritik und Unverständnis stösst, seien sich «die Pöstler*innen» gewohnt. «Das ist für uns nicht neu», sagt der Post-Squat. «Nachvollziehbar ist es für uns aber nicht, wieso Leerstand besser sein soll als ein vielfältiges Kulturprogramm für viele, das auch ohne grosses Portemonnaie besucht werden kann.»

Bis sich etwas Konkretes tue, schreiben «die Pöstler*innen» diese Woche auf Instagram, machen sie mit ihrem Programm weiter.

veröffentlicht: 6. Juli 2023 11:28
aktualisiert: 6. Juli 2023 11:28
Quelle: ZüriToday

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