Adventszeit in Zürich

So kam die Bahnhofstrasse zur Weihnachtsbeleuchtung

23.11.2023, 13:03 Uhr
· Online seit 22.11.2023, 08:10 Uhr
Vor Lucy hatte Zürich zwei andere. Bevor die beliebte Weihnachtsbeleuchtung 2009 erstmals funkelte, leuchteten zwei andere Lichterketten über der Zürcher Bahnhofstrasse. Eine sorgte für Zündstoff.
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Lucy ist beliebt. Das zeigt sich jedes Jahr an einem Novemberabend, wenn zahlreiche Menschen in die Zürcher Bahnhofstrasse strömen. Und zwar nicht wegen der Geschäfte in der Zürcher Einkaufsmeile, sondern eben, wegen Lucy.

Die Weihnachtsbeleuchtung «Lucy» wird am Donnerstag, 23. November, eingeschaltet. Dieses Jahr glitzern die 11'500 Kristalle erstmals mit einem Diamanten um die Wette. Lucy funkelt seit 14 Jahren über der Bahnhofstrasse. Doch die Geschichte der Zürcher Weihnachtsbeleuchtung geht noch weiter zurück. Ein Kapitel wollen die Zürcherinnen und Zürcher wohl aber am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen – und dieses Kapitel heisst «The World’s Largest Timepiece». Dazu aber später.

Arbeiten in 27,5 Metern Höhe – so wird die Weihnachtsbeleuchtung «Lucy» montiert:

Quelle: Video vom 1. November 2021: «ZüriToday / Daniel Künzli / Nick Läderach»

1971 gab es die erste Weihnachtsbeleuchtung in der Bahnhofstrasse

Helle Sterne in der dunklen Zürcher Nacht erhellten bereits 1957 und 1958 einen Teil der Bahnhofstrasse, wie der Blick ins Archiv der Bildagentur Keystone-SDA zeigt.

1971 bescherte die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse der Einkaufsmeile ihre erste offizielle Weihnachtsbeleuchtung. Das Licht über der Strasse sollte die Menschen in die Bahnhofstrasse locken – auch aus wirtschaftlichen Interessen, wie Fanny Eisl, von der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse erklärt. Denn es sei für die Detailhändler umsatztechnisch die wichtigste Zeit, damals wie auch heute.

Lichtbaldachin leuchtete 34 Jahre

Die Attraktivität der Bahnhofstrasse zu erhalten, ist seit der Gründung 1955 der Zweck der Vereinigung. «Der Verein bezweckt, die Bahnhofstrasse (einschliesslich Bahnhofplatz und die nähere Umgebung der Bahnhofstrasse) als eine der schönsten Geschäftsstrassen zu erhalten, wofür insbesondere jedes Jahr eine attraktive Weihnachtsbeleuchtung realisiert wird», heisst es in den Statuten. Zum Verein gehören 111 Mitglieder, Retailer und auch Banken.

So schmückte also ab den 70er-Jahren ein lieblicher goldener Regen die Einkaufsstrasse: der Lichtbaldachin. Nach 34 Jahren war dann Schluss: Am 2. Januar 2005 leuchteten die 20'000 Lämpchen ein letztes Mal. Die Beleuchtung war in die Jahre gekommen.

«The World’s Largest Timepiece» sorgte für Diskussionen

Anschliessend begann das düstere (oder eher neonleuchtende) Kapitel der Bahnhofstrasse: «The World’s Largest Timepiece», das grösste Zeitmessgerät der Welt – so der Name der Weihnachtsbeleuchtung, welche die Bahnhofstrasse von 2005 bis 2009 schmückte. Die kühlen Leuchtstäbe sorgten in den Medien und bei der Zürcher Bevölkerung für Zündstoff. Da war nichts von heimeliger und besinnlicher Weihnachtsstimmung, die man aus den vergangenen 34 Jahren kannte und liebte. Dabei war die Lichtinstallation ein Geschenk der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse an sich selbst zum 50-jährigen Bestehen. Doch es war ein zu harter Wechsel vom lieblichen Goldregen hin zu den Neonröhren.

Lucy wird alt werden

So kam es bereits nach vier Jahren zum jähen Ende der neuen Beleuchtung. Ihre Nachfolgerin wurde Lucy. Die 23'100 LED-Lampen wurden 2009 das erste Mal eingeschaltet. Lucy sieht absichtlich ihrer Vorvorgängerin von 1971 ähnlich. Übrigens: Benannt wurde Lucy nach dem Beatles-Lied «Lucy in the Sky with Diamonds».

Für Lucy-Fans hat Fanny Eisl von der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse gute Nachrichten: «Lucy hat sicher noch eine Lebensdauer von mehr als einem Jahrzehnt.» Sie werde sehr gut gepflegt und jährlich revidiert. «Die Prognose ist, dass Lucy alt wird.»

veröffentlicht: 22. November 2023 08:10
aktualisiert: 23. November 2023 13:03
Quelle: ZüriToday

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