Unterrichtsstart

Schaffhauser Mami nervt sich über Pünktlichkeits-Stress an Schule

· Online seit 05.04.2023, 07:11 Uhr
Eine Primarschülerin im Kanton Schaffhausen war vier Minuten nach Unterrichtsbeginn noch nicht in der Schule aufgetaucht. Sofort informierte die Lehrerin die Mutter. «Das ist realitätsfremd», regt sich die Mutter auf.
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Morgens um 7.30 Uhr: Die Pausenglocke hat geklingelt, der Platz von Nina* ist noch leer. Vier Minuten später blinkt auf dem Handy von Mutter T. S.* eine Nachricht der Lehrerin auf. «Sie schrieb, dass Nina fehle und fragte, ob sie krank sei», berichtet die Schaffhauserin ZüriToday. Sofort habe sie zurückgeschrieben, dass ihre Tochter unterwegs sei und wohl ein paar Minuten zu spät eintreffe. Um 7.40 Uhr meldete sich die Lehrerin laut S. erneut und teilte ihr mit, dass die 10-Jährige nun eingetroffen sei.

Für die Mutter hat die Lehrerin mit der Abwesenheitsmeldung «nach gerade einmal vier Minuten» «völlig übertrieben» reagiert. «Von einer 10-Jährigen wird hier erwartet, jeden Tag pünktlich auf die Minute stramm zu stehen», empört sie sich. Es sei gut, wenn Lehrpersonen aufmerksam seien. Auch möge sie die Lehrperson sehr. «Aber nehmen es Lehrpersonen mit der Pünktlichkeit peinlich genau, werden Schülerinnen und Schüler sowie berufstätige Eltern unnötig unter Druck gesetzt.»

«Keine Chefin ruft gleich an»

Ihr sei bewusst, dass Kinder in der Schule lernten, pünktlich zum Unterricht zu erscheinen, sagt S. «Das soll aber nicht bedeuten, dass im Klassenzimmer gleich Panik ausbricht, wenn ein Kind einmal nicht auf die Minute genau am Platz sitzt.» Die fehlende Toleranz bei der Pünktlichkeit rege sie auf und sei realitätsfremd. «Kaum eine Chefin ruft gleich den Mitarbeiter an, steht er vier Minuten nach Arbeitsbeginn noch nicht auf der Matte.»

Gerade als alleinerziehende Mutter wünscht sich S. in den Schulen bei der Pünktlichkeit mehr Spielraum. «Ich muss selbst zur Arbeit und kann meine Tochter morgens nicht auf Schritt und Tritt in die Schule verfolgen», sagt S.

Zeit zum Eintrudeln

Schweizweite Vorgaben, ab welcher Verspätung die Lehrperson die Eltern informieren muss, gibt es nicht. «Jede Schule handhabt dies wieder etwas anders», sagt Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Viele Schulen hätten eine «Einlaufzeit», während der die Schülerinnen und Schüler «eintrudeln» könnten. «Irgendwann möchte man aber dann den Unterricht beginnen und da ist es von Vorteil, wenn die ganze Klasse anwesend ist.»

Laut Rösler macht man sich als Lehrperson auch Sorgen, wenn Schülerinnen oder Schüler ohne Nachricht von Eltern nicht zum Unterricht erscheinen. «Man hofft, dass nichts passiert ist und ruft lieber einmal zu viel bei den Eltern an.» Lehrpersonen seien auch angehalten, sich bei den Eltern zu melden, erscheine ein Kind nicht in der Schule.

«Lehrpersonen drücken immer wieder ein Auge zu»

Dagmar Rösler macht darauf aufmerksam, dass die Schule bekanntlich unter anderem auf das spätere Arbeitsleben vorbereiten solle. Pünktlichkeit werde in der Schweiz noch immer sehr hochgehalten. Insofern hätten die Schulen auch den Auftrag, den Unterricht pünktlich anzufangen.

«Natürlich sind es Kinder, und da kann wie erwähnt mal was schiefgehen. In solchen Fällen drücken Lehrpersonen immer wieder ein Auge zu», so Rösler. Gehe es aber um eine regelmässige Unpünktlichkeit, müsse die Lehrperson reagieren.

*Name der Redaktion bekannt.

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veröffentlicht: 5. April 2023 07:11
aktualisiert: 5. April 2023 07:11
Quelle: ZüriToday

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