Zürcher kauft auf Ricardo Auto mit gefälschtem Kilometerstand
Quelle: ZüriToday / Felix Haldimann / Rochus Zopp
Ende Oktober hat die Kantonspolizei Zürich fast 30 Personen verhaftet, die verdächtigt werden, Teil eines Autokontroll-Betrugsrings zu sein. Unter ihnen Autohändler und sogar ein TCS-Fahrzeugsexperte.
Mangelhafte Autos sollen zum Schein oder ungenügend geprüft worden sein, um diese anschliessend zu verkaufen oder in anderen Kantonen einzulösen.
Beim Autokauf war noch alles in Ordnung
Einem ähnlichen Betrug ist der Zürcher M. L. aufgesessen. Über eine Auktion auf Ricardo hatte er im vergangenen März einen BMW X5 für 18'800 Franken ersteigert. Der Verkäufer ist mit dem Auto zum Übergabeort gefahren und sei danach schnell verschwunden.
Bei der Übergabe sei ihm nichts am Auto aufgefallen, berichtet der Geschädigte. Mögliche Mängel seien schwieriger zu entdecken, wenn der Motor bereits warm gelaufen ist, erklärt er. In kaltem Zustand seien gewisse Macken einfacher festzustellen.
Nach der MFK wurde die Kilometerzahl manipuliert
Auf der Fahrt nach Hause bemerkt er erste Fehler. Schnell wird klar, dass am Tacho, der 132’000 Kilometer anzeigt, herumgeschraubt worden sein muss. Eigentlich hat das Auto über 300’000 Kilometer auf dem Buckel.
Bei der Motorfahrzeugkontrolle in Bern wies das Auto den tatsächlichen Kilometerstand von 346'361 Kilometern auf. Entsprechend muss jemand in der Woche zwischen Kontrolle und Kauf den Kilometerstand manipuliert haben.
Der Touring Club Schweiz, der unter anderem in Bern Motorfahrzeugkontrollen durchführt, weist darauf hin, dass Angaben zum Kilometerstand über Fahrzeugausweise, Servicehefter oder die MFK-Zertifikate kontrolliert werden sollten. Weiter empfiehlt der TCS, Autos nicht alleine zu besichtigen, oder das Fahrzeug einem Occasionstest zu unterziehen.
Verkäufer willigt in Umtausch ein – und taucht ab
Später kontaktiert M. L. den Verkäufer und will den Tausch rückgängig machen. Dieser willigt für eine Rückzahlung am nächsten Sonntag ein. Doch dann taucht er ab. Bis heute ist er nicht mehr erreichbar.
Der Betroffene reicht bei der Polizei Strafanzeige ein. Es stellt sich heraus, dass der polnische Verkäufer zurück in sein Heimatland geflüchtet sei. Der Polizei sind die Hände gebunden. Solange kein Betrugsfall vorliege, könne sie nicht gegen die dubiosen Autohändler vorgehen.
Er selbst hat mittlerweile mit der Sache abgeschlossen. Das Geld sehe er sowieso nie wieder. «Das Auto steht zwar noch bei mir», was er mit dem gekauften Auto machen wird, weiss er noch nicht. Bis zur nächsten Motorfahrzeugkontrolle kann er es sicher noch fahren.