«Bauern ärgern sich seit Jahren»

SVP bezichtigt GLP der Wildplakatierung in Regensdorf

04.10.2023, 08:59 Uhr
· Online seit 04.10.2023, 08:10 Uhr
SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann wirft der GLP vor, wild zu plakatieren, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Die betroffenen Bauern in der Region Regensdorf kennen das Problem zwar, geben Steinemann aber nur teilweise recht.
Anzeige

Anstoss zur Debatte um die unerlaubten Wahlplakate gab ein Post von GLP-Nationalrätin Barbara Schaffner auf der Plattform X (ehemals Twitter). Darauf zu sehen ist das Wahlplakat von GLP-Ständeratskandidatin Tiana Moser, das aus der Metallverankerung gehoben und auf den Boden gelegt wurde.

SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann bezichtigt die GLP unter dem Post, in der Region seit Jahren Wahlplakate aufzustellen, ohne die Landwirte vorher um Erlaubnis zu fragen. Was ist da dran?

«Offenbar glaubt die SVP ja, wir hätten kein Recht dort zu stehen»

Wie Recherchen von ZüriToday zeigen, steht das Plakat an der Ehrenhaustrasse auf dem Land von Heinz Mathis, der mit seiner Familie den Margler Hof betreibt. Mathis bestätigt, dass ein Mitglied der Bezirkspartei dies vorher angefragt habe. Die GLP habe ihr Plakat vor der SVP montiert, «Wer das Plakat dann aus der Verankerung genommen und auf den Boden gelegt hat, weiss ich nicht.»

Schaffner meint, dass sie den Vorfall nicht als Vandalismus bezeichnen würde. Schliesslich sei nichts zerstört worden. Auch die GLP-Politikerin weiss nicht, wie die Situation ausgesehen hat, als die SVP-Plakate aufgestellt wurden und ob die Plakate von Tiana Moser zu diesem Zeitpunkt schon am Boden lagen. «Offenbar glaubt die SVP ja, wir hätten kein Recht dort zu stehen und hat sich deshalb breit gemacht.»

Generell sei es sehr aufwändig, Plakatstellen zu finden und Besitzer ausfindig zu machen. So sind Besitzverhältnisse im Kanton Zürich nicht öffentlich einsehbar. «Dennoch geben wir uns alle Mühe, das korrekt zu tun. Manchmal passieren aber Fehler, dass der Standort nicht ganz stimmt, oder man verlässt sich auf eine Aussage wie ‹dort darf man›.»

GLP stellte dreimal auf, ohne zu fragen

Wie aber sieht es bei anderen Landwirten in der Region aus? Die Familie von Daniel Frei betreibt in Adlikon bei Regensdorf einen Landwirtschaftsbetrieb. Auf Anfrage von ZüriToday erzählt Frei, dass die GLP dieses Jahr schon drei Mal Plakate aufgestellt habe, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Frei hofft, im Dialog mit der Partei eine Lösung zu finden.

Frei ist jedoch nur Pächter des Landes, nicht Besitzer. GLP-Politikerin Schaffner sagt dazu, dass man beim Landbesitzer um Erlaubnis gefragt habe. Dieser war bisher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Willi Zollinger betreibt in der Region Regensdorf ebenfalls einen Hof. Auch er erklärt, dass die GLP, ohne vorher zu fragen, Plakate aufgestellt habe. Aktuell habe er aber dafür gesorgt, dass kein Wahlplakat unerlaubt auf seinen Landwirtschaftsflächen aufgestellt sei.

«Zerstören wir das Idealbild der Grünen?»

Auch Fritz Meier, Produktionsleiter der Gebr. Meier Gemüsekulturen AG in Dällikon, weiss um die Problematik. Zwar seien auf ihrem Land dieses Jahr keine Wahlplakate aufgestellt worden. Er wisse aber von zwei Nachbarn, dass dies gemacht worden sei. Ihn stört vor allem, dass die grünen Parteien ihre Anliegen nicht anhören wollen.

«Wir machen auf unserem Betrieb regelmässig Feste, zu denen wir Politikerinnen und Politiker von allen Parteien einladen. Es kommen aber immer nur Mitglieder der SVP. Ich frage mich, warum das so ist. Zerstören wir das Idealbild der Grünen?»

«Da würde ich auch ein SVP-Plakat abmontieren»

Für Meier ist deshalb klar: Ein GLP-Plakat auf dem eigenen Land lässt er nicht zu. Meier meint dazu: «Man kann nicht in den Medien gegen uns schiessen und dann erwarten, dass sie auf unserem Land Plakate aufstellen können.» Unabhängig von der Partei erwartet er aber in jedem Fall, dass das Aufstellen von Plakaten vorher angefragt wird. Schliesslich wolle er wissen, was auf seinem Land passiert. «Wenn vorher nicht gefragt wird, geht das nicht, da würde ich auch ein SVP-Plakat abmontieren.»

Diesen Anschuldigungen widerspricht Schaffner von den Grünliberalen. Sie sei persönlich schon auf dem Betrieb der Gebr. Meier gewesen und habe sich mit Fritz Meier ausgetauscht. Zudem habe sie nach den Vorwürfen von SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann mit Meier telefoniert und sich bestätigen lassen, dass die Partei auf seinem Land nichts aufgestellt habe.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 4. Oktober 2023 08:10
aktualisiert: 4. Oktober 2023 08:59
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch