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Kanton Zürich

Rotes Kreuz unterstützt Eltern im Kanton Zürich bei der Kinderbetreuung im Notfall

Kindeswohl in Zürich

«Helfen Eltern in Not» – so funktioniert die Kinderbetreuung vom Roten Kreuz

· Online seit 20.05.2024, 07:50 Uhr
In einer Notsituation muss es schnell gehen. Können sich Eltern aufgrund eines Notfalls nicht um die Kinder kümmern, gibt es im Kanton Zürich Angebote, die Mamis und Papis unterstützen. Wie das genau funktioniert, erklärt Expertin Manuela Looser, Leiterin Unterstützung im Alltag beim Schweizerischen Roten Kreuz Kanton Zürich.
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Kinder und Alltag unter einen Hut zu bringen, kann für Eltern zur echten Herausforderung werden. Insbesondere dann, wenn Eltern selber krank werden, wichtige Termine wahrnehmen müssen oder Betreuungspersonen wie Grosseltern oder Tagesmütter ausfallen.

In solchen Situationen bietet das Schweizerische Rote Kreuz Kanton Zürich Unterstützung an. Die Fachstelle kümmert sich um die Anliegen der Familien und stellt Fachpersonen zur Betreuung der Kinder zur Verfügung. Die Betreuung findet bei den Familien zu Hause statt, bis sich die Situation entspannt hat oder eine Anschlusslösung gefunden wird.

Wenige Stunden bis zum Einsatz

Das Team setzt alles daran, dass in einem Notfall so rasch wie möglich geholfen werden kann. Meist gelingt das sogar innert einiger Stunden.

Manuela Looser ist beim Schweizerischen Roten Kreuz Kanton Zürich für den Bereich der Unterstützung im Alltag zuständig und erklärt, wieso dieses Angebot so wichtig ist und wie das Ganze abläuft.

Wie lange gibt es das Angebot zur Unterstützung bereits?

Manuela Looser: Wir können in dem Bereich auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken. Die Dienstleistung wird seit 2008 angeboten.

Was deckt das Angebot ab?

Manuela Looser: Grundsätzlich geht es darum, dass wir Eltern oder Betreuungspersonen in der Kinderbetreuung unterstützen, wenn sie aus gesundheitlichen Gründen oder wegen eines Notfalls ausfallen. So können wir Entspannung in deren Notsituation bringen. Das ist keine langfristige Lösung zur Kinderbetreuung, sondern ein Überbrückungsangebot.

Wie sehen solche Notsituationen aus?

Manuela Looser: Die können ganz unterschiedlich aussehen. Das kann sein, wenn Eltern selber krank sind und sich nicht mehr voll und ganz um die Kinder kümmern können. Dazu zählen auch Unfälle oder Erschöpfungssituationen zum Beispiel nach einer Geburt. Auch Todesfälle in der Familie oder Trennungssituationen können dazu gehören. Es kann sich aber auch um wichtige Termine handeln. Wenn man vor Gericht erscheinen, bei der Polizei vorstellig werden muss oder einen Termin beim RAV hat beispielsweise. Ebenso gehören Ausfälle beim Betreuungskonzept dazu. Also, wenn die Tagesmutter oder Grosseltern krank werden und ausfallen.

Auf wie viele Tage oder Einsätze ist diese Betreuung denn ausgelegt?

Manuela Looser: Es kann sein, dass wir Familien für einen Tag die Woche über mehrere Wochen begleiten. Eine Lösung über Monate bis endlos ist es aber nicht. Ein Einsatz dauert im Minimum drei Stunden. Die durchschnittliche Stundenanzahl, die Eltern nutzen, beträgt um die 20 Stunden.

Gibt es eine Limite an Stunden, die man zur Verfügung hat?

Manuela Looser: Grundsätzlich beträgt das Limit 50 Stunden pro Fall. Mit den erwähnten 20 Stunden haben die Familien aber meist bereits eine sehr klare Orientierung aus der Notfallsituation heraus. Wir beraten die Familien natürlich auch, welche Optionen sich längerfristig anbieten.

Was gibt es da zum Beispiel?

Manuela Looser: Wir pflegen ein grosses Netzwerk und können so Familien zu lokalen Angeboten beraten. Das können spezielle Kita-Plätze sein, Tagesmutter-Vermittlungen oder Mütter- und Väterberatungen. Zusammen findet man da eine Lösung.

Was kostet die Betreuung?

Manuela Looser: Die Dienstleistung wird in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend und Berufsberatung Zürich, dem Sozialdepartement der Stadt Zürich und dem SRK Kanton Zürich getragen. Die Eltern zahlen einen kleinen finanziellen Beitrag an die Betreuungsstunden. Dieser reicht von sechs bis dreissig Franken pro geleisteter Stunde. Der Tarif berücksichtigt das steuerbare Einkommen, sowie das Vermögen der Eltern.

Wie kommt ein Einsatz konkret zustande?

Manuela Looser: Die Familien nehmen mit uns Kontakt auf. Ihr Bedürfnis und die individuelle Situation wird in einem ersten Schritt telefonisch abgeklärt. Dann wird eine Betreuungsperson gesucht und mit dieser wird dann geschaut, wie der Einsatz in der Familie konkret aussieht und welche Zeiten abgedeckt werden sollen. Die betreuende Person kommt idealerweise schon aus der näheren Umgebung, damit längere Anfahrtswege vermieden werden können.

Wie viele Personen stehen da zur Verfügung?

Manuela Looser: Aktuell sind es im Kanton Zürich 27 bis 32 aktive Betreuerinnen.

Wie lange dauert es, bis eine Person vor Ort sein kann?

Manuela Looser: Die Personen müssen vorgängig genau instruiert und informiert werden, damit diese den Auftrag auch entsprechend ausführen kann. Bis eine Person vor Ort ist, dauert es zwischen vier und 48 Stunden nach Kontaktaufnahme und ist auch abhängig vom Bedürfnis der Eltern.

Aus welchem beruflichen Umfeld kommen die Betreuungspersonen?

Manuela Looser: Beim Schweizerischen Roten Kreuz sind es alles Personen, die langjährige Erfahrung in der Kinderbetreuung haben. Das können Assistenzpersonen aus Kitas, Kindergärten oder Schulen sein, aber oft auch Mamis mit bereits etwas älteren Kindern. Individuell wird beurteilt, ob die praktische Erfahrung ausreichend ist. Andernfalls wird ein Nanny-Kurs absolviert.

Welche Ausbildungen und Schulungen müssen absolviert, wiederholt werden?

Manuela Looser: Alle drei Jahre muss man den Nothilfekurs (Notfälle bei Kleinkindern) wiederholen. Alljährlich nehmen die Betreuer und Betreuerinnen an einem Weiterbildungskurs des SRK in Winterthur teil.

Sind die Personen in einem bestimmten Pensum angestellt?

Manuela Looser: Die meisten sind Teilzeit berufstätig. Es ist also klar ein Nebenerwerb, der ungefähr ein Zehn-Prozent-Pensum ausfüllt. Die Personen sind auf Stundenlohnbasis angestellt. Sie geben uns an, an welchen Tagen sie verfügbar sind und werden dementsprechend eingeplant.

Reicht das Angebot aus, oder wären mehr Menschen wünschenswert?

Manuela Looser: Wir sind immer froh um zusätzliche Unterstützung und interessierte Personen.

Wie viele Einsätze erden durschnittlich geleistet?

Manuela Looser: Pro Jahr sind es im Kanton Zürich ungefähr 5'000 Stunden, die in der Betreuung geleistet werden. Das sind etwa 300 Familien und ungefähr 430 Kinder, die betreut werden. Die Kinder sind zwischen 0 und 12 Jahre alt.

Wie verteilt sich das Angebot im Verhältnis Stadt und Kanton?

Manuela Looser: Klare Tendenzen sind schwierig zu erkennen. Im ländlichen Gebiet sind vielleicht nachbarschaftliche Konstellationen etwas häufiger anzutreffen, als in der Stadt. Aber das ist sehr individuell und von Fall zu Fall anders. Da spielen viele Faktoren mit.

veröffentlicht: 20. Mai 2024 07:50
aktualisiert: 20. Mai 2024 07:50
Quelle: ZüriToday

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