«Gewalt ist nicht männlich, sondern menschlich», heisst es in der Einleitung auf der Webseite von ZwüscheHalt. Das sieht auch Gregor Faust so, der das Männer- und Väterhaus in Zürich mitgegründet hat. Es ist eines von drei Häusern des Vereins ZwüscheHalt, das Männern in der Schweiz einen Raum und Schutz vor Gewalt bietet.
Bei einem Erstkontakt versuche man das Anliegen zu klären und zum Beispiel auch Empfehlungen auszusprechen, was zum Beispiel eine Anzeige bei der Polizei sein könne.
Einige müssen zuerst aus der Schusslinie
Es resultiere nicht aus jedem Gespräch ein Aufenthalt im Männerhaus. «Man muss schauen, was Sinn macht, wenn jemand erst einmal sozusagen aus der Schusslinie muss», sagt Faust, der als Trauma- und Komplementärtherapeut tätig ist.
Die Betroffenen wenden sich meist selber an Faust. Es komme aber auch vor, dass ihn Menschen aus dem Umfeld eines Betroffenen kontaktieren. Bei einigen Klienten sei es so, dass vor dem Aufenthalt in einem der Männerhäuser eine Therapie angebracht sei. Ein betreutes Wohnen biete man nicht und wenn jemand Pflege braucht, ist die Person in einer anderen Institution besser aufgehoben, meint Faust.
Die Aufenthaltsdauer sei ganz unterschiedlich. Das könne eine Nacht, oder drei Monate sein. «Im Männerhaus in Luzern war es auch schon ein Jahr», erzählt Faust. «Grundsätzlich kann man sagen, so lange wie nötig und so kurz wie möglich», sagt Faust.
Kinder können mitkommen
Seit der Gründung des Hauses in Zürich sind bereits über zwanzig Anfragen eingegangen, sagt Gregor Faust. Im Haus wohnen zur Zeit zwei Personen, Platz bieten tut es für acht. Wo sich das Haus genau befindet, ist aus Schutzgründen nicht öffentlich.
Faust ist es ein grosses Anliegen, dass die Männer ihre Kinder mitnehmen können. «Es gibt viele Männer die nicht gehen wollen, um ihre Kinder nicht im Stich zu lassen», erklärt er. Auch für die Kinder selber sei das wichtig, betont Faust: «Wir haben gemerkt, dass die Kinder richtig aufblühen dank dieser deutlichen Stressreduktion.»
Die Zimmer verfügen alle über ein Bett, oder eben mehrere Betten für die Kinder, einen Schreibtisch, eine Sitzmöglichkeit und einen Schrank. Die Küche und das Wohnzimmer werden gemeinschaftlich genutzt. Es gibt auch einen Garten wo sich die Bewohner aufhalten können. «Es muss jeder in der Lage sein miteinander zu existieren, aber es hat jeder die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und seine Ruhe zu haben», sagt Faust.
In der Gesellschaft ändert sich etwas
Faust ist froh, dass sich in der Gesellschaft etwas ändert und auch das Thema häusliche Gewalt gegen Männer auf den Tisch kommt. «Vielen Männern ist gar nicht bewusst, was mit ihnen passiert», erklärt er. Es sei ja auch ein Klischee, dass Männer nicht so gut darin wären, über Gefühle zu reden. «Ich mache da andere Erfahrungen. Wenn man ihnen zuhört und sich für sie und ihre Probleme interessiert, kommt sehr viel», erzählt der Trauma- und Komplementärtherapeut. «Es ist nicht alles schwarz-weiss. Wir müssen lernen, wie wir damit umgehen», sagt Faust.