Zürich

Junge Asylsuchende wohnen in Zürcher Kaserne auf engstem Raum

Kaum Platz

Junge Asylsuchende wohnen in Zürcher Kaserne auf engstem Raum

· Online seit 21.06.2023, 18:49 Uhr
In der provisorischen Asylunterkunft Kaserne sind rund 90 afghanische Jugendliche untergebracht. Dort leben sie auf weniger als vier Quadratmetern pro Kopf. Zur Ruhe komme man nie, sagt ein junger Mann.

Quelle: Alte Kaserne in Zürich wird zur Asylunterkunft / Archiv-Beitrag TeleZüri / 6.01.2023

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Von Privatsphäre und viel Platz können die Jugendlichen in der ehemaligen Polizeikaserne Zürich nur träumen. Im grössten Zimmer der Gruppenräume, in denen die rund vorwiegend aus Afghanistan stammenden 90 Jugendlichen wohnen, sind auf knapp 80 Quadratmetern 26 Bewohner vorgesehen. In einem anderen Zimmer stehen 16 Personen 35 Quadratmeter zur Verfügung, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Jabroot, einer der afghanischen Jugendlichen, leidet darunter. «Weil so viele Leute in den Zimmern wohnen, herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.» Zur Ruhe komme man nie.

Bei Vollbelegung nur 2,6 Quadratmeter pro Kopf

Die beengten Platzverhältnisse sorgten bereits im Zentrum Lilienberg für scharfe Kritik. Doch blieben die damals gemachten Empfehlungen bei der später eröffneten provisorischen Asylunterkunft in der Kaserne unbeachtet. Dies belegen die Baueingaben und das Betriebskonzept des kantonalen Sozialamts.

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Ein Augenschein vor Ort bestätigt laut der Zeitung den mangelnden Platz. Die derzeit gut 90 Jugendlichen schlafen in mehreren Massenschlägen, die an Militärunterkünfte erinnern. Bei einer Vollbelegung mit 126 Jugendlichen gebe es in den Schlafzimmern im Schnitt nur 2,6 Quadratmeter pro Kopf, im engsten Zimmer seien es sogar nur 2,16. Bei der aktuellen Belegung sind es 3,73 Quadratmeter. Im Lilienberg hatten die Bewohnenden mit 5,6 Quadratmetern mehr als doppelt so viel Platz. Nicht eingerechnet darin sind die Aufenthaltszimmer, die laut Plan in der Kaserne grosszügiger sind als im Lilienberg.

UNO-Kinderrechte seien nicht gewährleistet

Anscheinend habe der Kanton nichts aus dem Fall im Zentrum Lilienberg gelernt, sagt der grüne Gemeinderat Luca Maggi zur Situation in der Kaserne. Er fordert «dringend mehr Platz» für die unbegleiteten Asylsuchenden. «Die UNO-Kinderrechte sind bei dieser prekären Unterbringungssituation nicht gewährleistet.»

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Die Asylorganisation ORS war für Anfragen der Zeitung nicht erreichbar. Auch der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr wollte keine Fragen zur Kaserne beantworten. Eine Person, die bei ORS tätig ist, sagte, dass einige der Empfehlungen zum Lilienberg in der Kaserne berücksichtigt worden seien. Sie meinte: «Natürlich, das ist kein Kindergarten hier, aber schlimm ist es nicht.»

(bza)

veröffentlicht: 21. Juni 2023 18:49
aktualisiert: 21. Juni 2023 18:49
Quelle: ZüriToday

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