Ob der eigene Hausschlüssel, das liebste Dinosaurier-Plüschtier des Kindes oder Grossmutters Hörgerät: Alle Menschen haben in ihrem Leben bereits etwas verloren. Und manchmal sind die Gegenstände nicht mehr auffindbar, egal wie viel Aufwand man dafür betreibt. Geht ein Gegenstand verloren, ereignen sich zwei mögliche Szenarien. Entweder taucht das Objekt in den nächsten Tagen oder nach längerer Zeit wieder auf oder es bleibt für immer verschollen, wie es in einem Artikel der "Limmattaler Zeitung" heisst.
Für den zweiten Fall bleibt glücklicherweise nicht nur ein Gebet an den heiligen Antonius, der Verlorenes wiederfinden soll, als einzige Option. Vielerorts helfen Fundbüros, Gegenstände wieder zurück zu ihren Besitzerinnen oder Besitzern zu bringen. Mittlerweile besitzt jede Ortschaft im Limmattal ein Fundbüro. Die «Limmattaler Zeitung» hat sich bei diesen umgehört, was im Alltag alles auftaucht.
Alle Arten von Schlüssel werden am meisten abgegeben
Ob fürs Haus, das Auto oder das Velo: Schlüssel werden in den regionalen Fundbüros am meisten abgegeben. Dicht gefolgt werden sie von Portemonnaies und Smartphones. In der Stadt Schlieren machen diese drei Gegenstände insgesamt 86 Prozent aller im Fundbüro abgegebenen Objekte aus. Während in Bergdietikon aktuell lediglich drei Gegenstände im Fundbüro gelagert werden, warten in Dietikon rund 130 Objekte auf ihre rechtmässigen Besitzer. Obwohl die Bevölkerungszahlen stetig zunehmen, haben die Fundbüros in der Region wenig davon mitbekommen und müssen heute nicht viel mehr Gegenstände verwalten.
Viele stellen dafür fest, dass nach Grossanlässen deutlich mehr Fundstücke abgegeben werden als im Alltag. Das sei in Dietikon etwa nach der Streetparade der Fall gewesen, sagt Polizeichef Marco Bisa. Das gilt auch für Weiningen, wo etwa nach dem Rebblüetefäscht insbesondere viel Kleidung abgegeben werde, wie es bei der Gemeindeverwaltung heisst.
Zwischen Gummiboot und Motorsense
Doch nicht nur Schlüssel, Smartphones und Portemonnaies landen bei den Fundbüros, sondern immer wieder auch unübliche oder skurrile Gegenstände. In Birmensdorf wurden etwa eine Kettensäge und eine Motorsense abgegeben. Ein aufblasbares Gummiboot für vier Personen lagert Uitikon. «Bei uns im Stadtpark wurden zwei Reisekoffer mit jeglichen Reiseutensilien und ohne Hinweis auf den Verlierer gefunden», schreibt die Stadt Schlieren. Genauso wie «knallrote» High-Heels-Stiefel, die im Schlieremer Wald gefunden wurden.
Die Stadtverwaltung Dietikon habe mal einen Ehering vermittelt, sagt Bisa. «Das war ein Erfolgserlebnis.» Für den Herren sei es bereits das zweite Mal gewesen, dass er seinen Ehering verloren hatte.
Auch in Limmattaler Bussen geht Diverses vergessen. Ganze Einkaufstaschen mit Lebensmitteln, Zahnprothesen oder Bewerbungsunterlagen seien schon liegengelassen worden, sagt Michael Briner, Mediensprecher der Aargau Verkehr AG.
Ein Säckchen voll kristallförmiger Substanzen
In den Fundbüros abgegebene Gegenstände sind teils nicht nur ungewöhnlich, sondern können auch strafrechtlich relevant sein. In Schlieren sei vor einigen Monaten ein Portemonnaie mit einem Säckchen voll mit einer weissen, kristallförmigen Substanz abgegeben worden, heisst es bei der Stadtverwaltung. Mit dem Verdacht auf Drogen sei die Substanz der Polizei weitergeleitet worden.
In Dietikon habe mal eine Frau ein Natel vorbeigebracht, das sie angeblich gefunden habe, erzählt Polizeichef Bisa. Die Mitarbeitenden am Polizeischalter seien aufgrund ihres Verhaltens misstrauisch geworden. «Die Frau hatte das Natel gestohlen und wollte dieses dann am Schalter der Polizei abgeben», sagt er.
Fundgegenstände werden aber natürlich nicht nur gefunden und abgegeben, sondern können im besten Fall auch wieder vermittelt werden. Dank genormter Schlüsselsysteme können die Besitzer verlorener Schlüssel am einfachsten ausfindig gemacht werden. Entsprechend finden abgegebene Schlüssel meist wieder nach Hause.
In Dietikon abgegebene Funde haben innerhalb der Region die beste Chance, vermittelt zu werden. 70 bis 80 Prozent aller Gegenstände landen wieder bei ihren Besitzern. Zum Vergleich: In Uitikon kann nur jeder achte Gegenstand vermittelt werden, in Unterengstringen sogar nur jeder zehnte.
Fünfjährige Frist für Gegenstände
Fundgegenstände müssen gemäss Gesetz für ein Jahr in den Fundbüros gelagert werden. Nach dieser Frist darf die Finderin oder der Finder den Gegenstand provisorisch zu sich nehmen. Das bedeutet, dass der rechtliche Eigentümer nach dem Verlust des Gegenstands immer noch für fünf Jahre Anspruch hat. «Die Finder wollen die Gegenstände meist wieder zurück», sagt Bisa. Wird ein Fundgegenstand nicht innerhalb von fünf Jahren abgeholt, wird er vernichtet.
Soraya Sägesser