Regierungsratswahl

«Ich bleibe, wie ich bin» – Mario Fehr reagiert auf Gegenwind von links und rechts

31.01.2023, 17:48 Uhr
· Online seit 31.01.2023, 08:16 Uhr
Laut Umfragen kann der Zürcher Sicherheits- und Sportdirektor Mario Fehr an den Wahlen auf ein Spitzenresultat hoffen. Von der Juso, den Jungen Grünen und der SVP kommt jetzt aber Gegenwind. Unterstützung erhält Fehr dafür von den Zürcher Sportclubs.
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«Achtung: Mario Fehr ist ein Linker. Nicht wählen!» und «(Un)fehre Politik, Nein Danke!» Von den politischen Polen weht dem aktuellen Sicherheits- und Sportdirektor des Kantons Zürich ein starker Wind entgegen. Während Mario Fehr für die SVP ein Linker ist, ist der für die Juso und die Jungen Grünen das Gegenteil. Die Konsequenz ist für sie die gleiche: Mario Fehr sei nicht wählbar.

Die Juso und die Jungen Grünen blasen zum Angriff und lancieren offiziell eine Gegenkampagne, um die Wahl des ehemaligen SP-Politikers zu verhindern. In einer Medienmitteilung von vergangener Woche schreiben sie, dass Fehr in Zürich eines der schweizweit repressivsten Asylregimes installiert habe.

Dieses verletze Geflüchtete in ihren Grundrechten und entmenschliche und kriminalisiere sie. Tatsächlich hatten die Juso, aber auch Vertreterinnen und Vertreter der SP mehrfach die Asylpolitik «ihres» Regierungsrats kritisiert. 2021 kam der Bruch mit der Partei, seit da politisiert Mario Fehr als Parteiloser.

Juso reichte schon Strafanzeige gegen Fehr ein

Die Juso und die Jungen Grünen greifen auch nochmals die Geschichte um den Kauf einer Überwachungssoftware im Jahr 2015 auf. Damals war bekannt geworden, dass die Kantonspolizei mit dem Segen von Mario Fehr eine Software beschaffte, mit welcher sich die Polizei Zugriff auf private Smartphones und Computer verschaffen konnte. Die Juso reichte sogar eine Strafanzeige gegen Fehr persönlich ein.

Die beiden linken Jungparteien kritisieren zudem, dass sich Mario Fehr für die Nennung der Nationalität verdächtiger Personen in Polizeimeldungen einsetzte. Zum Schluss nennen sie den Sicherheits- und Sportdirektor «absolut kritikunfähig.»

SVP warnt vor Mario Fehr

Auf der anderen Seite fürchtet die SVP einen Linksrutsch in der Zürcher Kantonsregierung. Mitte-Politikerin Silvia Steiner wird laut Umfragen von SP-Frau Priska Seiler Graf bedrängt. An der Albisgütli-Tagung, DEM Zürcher SVP-Event schlechthin, warnten die Redner vor einem Machtverlust der Bürgerlichen. Zuerst Parteipräsident Domenik Ledergerber und später auch Alt-Bundesrat und SVP-Doyen Christoph Blocher riefen dazu auf, unbedingt allen Bürgerlichen die Stimme zu geben – allen voran Silvia Steiner.

Würde Silvia Steiner durch SP-Politikerin Priska Seiler Graf ersetzt und der restliche Regierungsrat so bleiben wie bisher, stünden drei bürgerliche Regierungsratsmitglieder drei Linken gegenüber. Ex-SP-Mann Mario Fehr stünde dazwischen. So geht bei der SVP die Angst vor Mario Fehr als Königsmacher um.

In einem Beitrag in der SVP-Zeitung «Zürcher Bote» sowie in einem Newsletter wird davor gewarnt, Mario Fehr zu wählen. Ein SVP-Vertreter schreibt darin, Mario Fehr sei ein «strammer Linker» auch wenn er aus der SP ausgetreten ist.

Das «Komitee für mehr Heimatliebe» geht sogar noch weiter. In ihrem Inserat preisen sie die Wahl vom ehemaligen SVP-Parteimitglied und mittlerweile parteilosen Kantonsrat Hans-Peter Amrein an. Dieser kandidiert ebenfalls für den Regierungsrat. «Wer schon einen parteilosen Kandidaten wählen will, wählt Hans-Peter Amrein. Denn er steht für mehr SVP im Regierungsrat. Mario Fehr ist ein Linker.»

Mario Fehr bleibt Mario Fehr

Mit den Aussagen der Juso, der Jungen Grünen und der SVP konfrontiert, bemerkt Mario Fehr, dass diese wiedersprüchlich seien. Fehr sagt weiter zu ZüriToday: «Ich bin so, wie ich bin, und was andere denken, ist ihre Meinung und die dürfen sie auch haben.» Jeder und jede dürfe eine Meinung zu ihm haben – er bleibe, wie er ist. Deshalb sei der Wahlslogan auch «Mario Fehr bleibt Mario Fehr»: «Ich bin unabhängig und nur den Zürcherinnen und Zürchern verpflichtet.»

Das scheint zumindest laut den Umfragen auch genug zu sein. «Super Mario» war in den Umfragen stets zuoberst. Auch im Komitee des Parteilosen finden sich viele Unterstützende und das Komitee ist breit aufgestellt. Sogar ausserkantonal, in St. Moritz und Chur, lacht Mario Fehr von Plakatwänden, wie die Tamedia-Zeitungen berichten. «Als Zürcher würde ich Mario Fehr wählen», sagt der St. Moritzer Gemeindepräsident Christian Jott Jenny.

Rückhalt bei Zürcher Sportclubs 

Rückendeckung erhält der Sportdirektor auch aus den «eigenen Reihen»: von den Zürcher Sportclubs. Auf der Website des parteilosen Fehr sind als Unterstützende seiner Kampagne gleich mehrere von ihnen aufgelistet. Offiziell unterstützen der FC Zürich und GC, die ZSC Lions und der EHC Kloten sowie Volero Zürich, Weltklasse Zürich und Art on Ice den Sportdirektor. Die Vereine pflegen zwar zu sagen, dass man Politik und Sport nicht mischen soll. Bei Mario Fehr machen sie offensichtlich eine Ausnahme.

veröffentlicht: 31. Januar 2023 08:16
aktualisiert: 31. Januar 2023 17:48
Quelle: ZüriToday

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