Hopp Schwiiiz! Hier kriegst du das volle WM-Feeling in Zürich

«Schwiizer Nati, Schwiizer Nati, Schwiizer Nati – olé, olé!» – Hunderte Fans ziehen durch die Langstrasse, Autos hupen um die Wette, die Zürcher Ausgangsmeile ist übersät von weissen Kreuzen auf rotem Hintergrund. Es ist der 28. Juni 2021 und die Schweizer Männer-Fussballnati hat gerade den Weltmeister Frankreich aus dem EM-Turnier hinauskatapultiert.

Wenige Public Viewings zur Frauen-WM in Zürich

Vom 20. Juli bis 20. August findet ein anderes Fussball-Grossturnier statt – die Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland. Auch die Schweiz spielt um den Weltmeisterinnen-Titel.

Während bei der EM 2021 und WM 2022 der Männer zahlreiche Event-Lokale und Bars in und um Zürich Public Viewings angeboten hatten, bleiben die Beamer und Fernseher bei der Fussball-WM der Frauen an den meisten Orten ausgeschaltet.

Ein Grund ist die Zeitverschiebung: Ein Grossteil der Spiele findet in der Nacht statt. Die anderen Spiele morgens oder mittags – nicht wirklich attraktiv für Public Viewings, die zu Abendstunden glänzen.

Manch ein Fussball-Fan dürfte sich diese Tage dennoch fragen: «Wo kann ich eigentlich die Spiele schauen?» Lokale zu finden, welche die Spiele zeigen, ist gar nicht so einfach, wie ZüriToday bei der Recherche merkte. Doch gute Neuigkeiten für Frauenfussball-Fans: Es gibt Public Viewings in Zürich!

An diesen Orten kannst du die Spiele der Frauen-WM schauen

Sportsbar 1904, Fifa Museum

Die Fifa organisiert die Weltmeisterschaft und hat ihren Sitz in Zürich. In der Sportsbar 1904 können Fussballfans die meisten Spiele, die um 7.30 Uhr beginnen, mitverfolgen. Die Spiele werden auf Leinwänden und an Bildschirmen gezeigt. Die Spiele, die in der Nacht stattfinden, zeigt die Bar als Wiederholung am Tag.

Beim Public Viewing gilt die First-come-first-serve-Regel. Wer nicht pokern möchte, kann einen Tisch reservieren.

Darüber hinaus finden in der Fifa-Bar Events statt. So kommen Fussball-Fans während dem Spiel Schweiz - Norwegen am Dienstag, 25. Juli, in den Genuss von «Tschuute, Kaffi & Gipfeli». Am Samstag, 29. Juli, spielt Brasilien gegen Frankreich. Oder wie die Fifa-Museums-Bar den Event um das Spiel nennt: «Crêpes und Caipirinhas für tanzende Fussballfans». Tags darauf trifft die Schweiz auf die Gastgeberinnen aus Neuseeland. Zum Spiel gibt es einen «Buure Zmorge».

Amboss Rampe

Neben der Sportsbar 1904 zeigt auch eine andere Bar in der Stadt Zürich die Spiele der Frauen: die Amboss Rampe, unweit des Hauptbahnhofs Zürich. Die Bar bleibe ihrer «Public-Viewing-Tradition treu» und «wird alle Spiele zwischen 10 und 14 Uhr in ihren Mittagsbetrieb integrieren», schreibt das Lokal in einer Mitteilung.

Das Gleis

«Ein Verein, eine Bühne, eine Bar und ein Freundeskreis» – so bezeichnet sich die Bar «Das Gleis» auf ihrer Webseite. Eine Bühne bietet das Lokal im Zollhaus an der Langstrasse auch dem Frauenfussball. Für das Public Viewing öffnet das Gleis seine Türen früher.

Vier Spiele werden gezeigt: Den Anfang macht das Spiel der Schweizerinnen gegen Norwegen am 25. Juli, um 10 Uhr. Ausserdem überträgt die Bar auch die zwei Halbfinals am 15. respektive 16. August sowie den Final am 20. August.

Zusätzlich zu den Spielen gibt es Fan-Merchandise und eine Fotoausstellung zum Thema «Football has no Gender» – Fussball hat kein soziales Geschlecht.

Calvados Bar

Das Calvados zeigt ein Spiel: «Wir werden das letzte Gruppenspiel der Schweiz am Sonntag gegen Neuseeland übertragen, mit einem passenden Bloody Mary Breakfast oder ähnlich», schreibt die Bar am Idaplatz auf Anfrage. An anderen Tagen kollidieren die Anspielzeiten mit den Öffnungszeiten.

Wenn die Nati eine Runde weiterkommt und zu besseren Zeiten spielt, werde das Calvados die Spiele sicher übertragen, heisst es weiter.

Mischa Dieterich vom Calvados zeigt sich selbstkritisch: «Ich denke ehrlich gesagt, wären das die Anspielzeiten bei den Männern, würden wir wohl alle Schweiz- und Deutschland-Spiele, welche nach 9 Uhr stattfinden, live übertragen, da wir ziemlich sicher wären, dass auch eine handvoll Besucher kommt.»

Kennedy's Pub

Das Kennedy's Pub an der Europaallee öffnet frühestens um 11.30 Uhr, weshalb viele Spiele nicht gezeigt werden. Die Begegnungen, die danach stattfinden, können Fussball-Fans im Pub schauen. Die zweite Hälfte der Spiele, die um 10.30 Uhr angepfiffen werden, will das Kennedy's ebenfalls übertragen. Wenn die Nachfrage nach einem Spiel gross sei, würde das Pub auch in Betracht ziehen, seine Türen früher zu öffnen, schreiben die Betreibenden.

Röschibachplatz in Wipkingen

Der Quartierverein Wipkingen zeigt den Final am 20. August auf dem Röschibachplatz. Stühle, Bänke, Kissen und andere Sitzgelegenheiten müssen die Zuschauenden selbst mitbringen.

GC zeigt Spiele, FCZ bietet kein Public Viewing an

Andere Bars wie das Paddy O'Briens in Winterthur sagen auf Anfrage, dass sie die Spiele gerne zeigen würden – sie aber zu den Anspielzeiten nicht geöffnet hätten. Das Big Ben Westside will die Spiele «nach Möglichkeit gerne live zeigen», weist aber ebenfalls darauf hin, dass die Spiele ausserhalb ihrer Öffnungszeiten stattfinden.

Wie sieht es bei den Zürcher Fussball-Clubs aus? Der FCZ schickt fünf Spielerinnen an die Weltmeisterschaft, organisiert aber kein Public Viewing, wie die Kommunikationsverantwortliche auf Anfrage mitteilt. Der FC Winterthur wollte ursprünglich einen Teil der Spiele in der Libero Bar zeigen. Aufgrund von Personalausfällen müsse die Bar jetzt jedoch schauen, was möglich sei, teilt der Sprecher mit. Der Grasshopper Club Zürich veranstaltet für das Spiel gegen die Norwegerinnen am Dienstag, 25. Juli, ein kleines Public Viewing auf dem GC Campus. Das GC-Frauenteam sei vor Ort und Fans seien herzlich willkommen, heisst es auf Anfrage. Ausserdem gibt es am Freitag, 11. August ein Zmorgen in der Sportanlage Erlen zum Viertelfinal-Spiel Japan-Schweden – einzelne GC-Spielerinnen seien anwesend.

Zeitverschiebung und fehlende Fan-Kultur

Die unattraktiven Anspielzeiten sind also schuld an der mangelnden Gross-Übertragungen der Frauenfussball-Weltmeisterschaft, wenn man sich die Antworten der Bars anschaut.

Aber nicht nur, erklärt die Zürcherin Laura Yuri Rivas Kaufmann, die in der Gleisbar ihre Masterarbeit «Football has no Gender» ausstellt. «Die fehlende Fan-Kultur ist ein Problem», sagt sie im Gespräch mit ZüriToday. «Das Schweizer Publikum ist noch nicht so Frauenfussball-affin und wir haben in der Schweiz keine konstante grössere Fangruppe bei den Frauen, welche die Spiele schauen wird.» Rivas Kaufmann ist Expertin für Fankultur im Frauenfussball und hat die Weltmeisterschaft 2019 und die Europameisterschaft 2022 fotografisch begleitet und beim FC Zürich in der Kommunikation gearbeitet.

Sie kann nachvollziehen, warum nicht viele Bars die Spiele der Frauen-WM zeigen werden. «In einer Sportsbar wie der Calvados sind die Mehrheit Männer. Die Bars können nicht darauf zurückgreifen, dass genau diese Leute auch die Spiele der Frauen schauen werden.»

Bars könnten mehr Mut zeigen

Doch auch Rivas Kaufmann sieht das Hauptproblem bei den Anspielzeiten: «Die Leute wollen die Spiele zwar schauen, aber die Anzahl der Menschen, die nicht arbeiten müssen und Lust haben, so früh in ein Café zu sitzen, ist klein.» Das sei auch für die Cafés und Bars schwierig: «Wenn nur zehn oder 25 Leute kommen, lohnt es sich dann? Macht es Spass?» Es sei eine Knacknuss, so die Frauenfussball-Fanexpertin.

Sie findet dennoch: «Man könnte auch einfach mutig sein und sagen ‹wir versuchen es einfach!› Wenn niemand kommt, hat man halt Pech. Das gibt es auch bei anderen Sport-Events.»

Ein paar Bars «beweisen also Mut» und zeigen ausgewählte Spiele der Frauenfussball-WM 2023, wie die ZüriToday-Liste zeigt. Sie ist jedoch alles andere als komplett. Mit dem Fortschreiten des Turniers wird wahrscheinlich auch die Euphorie steigen – und damit vielleicht auch die Zahl der Public Viewings in Zürich.

Kennst du Bars oder Lokale, welche die Fussball-WM der Frauen zeigen? Schreibs in die Kommentare!