Zürich

Ein Kater macht ein ganzes Zürcher Dorf unsicher

Taucht überall auf

Ein Kater macht ein ganzes Zürcher Dorf unsicher

27.01.2023, 15:40 Uhr
· Online seit 27.01.2023, 08:17 Uhr
In Meilen ist die Wahrscheinlichkeit gross, einem schwarzen Kater zu begegnen. «Leo» war schon am Bahnhof, auf der Post und geht besonders gerne in einen Elektronik-Laden. Kürzlich hat er sich mit seinen Ausflügen selbst übertroffen.
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Die Gemeinde Meilen hat ein flauschiges Dorforiginal. Im Dorf gibt es kaum einen Ort, den «Leo» nicht unsicher macht. Der schwarze Kater hat schon der Post und der Gemeinde einen Besuch abgestattet. Besonders oft zieht es ihn offenbar ins Elektronik-Geschäft «Interdiscount». «Leos Lieblingsgeschäft? Er ist jeden zweiten Tag dort», stellt eine Frau auf Facebook fest. Der Gedanke, dass er dort in der Ausrüstung für eine Influencer-Karriere stöbert, wäre im Fall von Leo nicht mehr ganz abwegig.

Filialleiter Besnik Krasniqi sagt gegenüber ZüriToday: «Früher kam er ein- bis zweimal pro Woche vorbei. Jetzt besucht er uns gefühlt jeden Tag.» Meist bleibe er etwa eine halbe Stunde. Leo gehe etwas im Geschäft herum und lege sich dazwischen in eine Ecke. Sowohl den Mitarbeitenden als auch der Kundschaft bereite der Besuch stets Freude.

Automatische Türen seien attraktiv

Mit Futter lockten sie den Kater nicht an, sagt Krasniqi lachend. Er glaube eher, dass es ihm wegen der sich automatisch öffnenden Türen leichter falle, reinzukommen als in andere Läden. «Bei der Kälte wärmt er sich gerne bei uns auf.»

Zum Ausruhen wechselte Leo auch schon in das Schuhgeschäft «Coco's Bijou» gleich daneben. Dabei machte er es sich auf einer flauschigen Decke auf dem Sessel gemütlich, wie ein Foto-Post von Ladeninhaberin Corinne Huser-Krüttli zeigt.

«Ist grad in den Bus eingestiegen»

Leo streift aber auch gerne beim Bahnhof Meilen umher. Auf Facebook berichten User immer wieder von ihren Begegnungen dort mit ihm. Eine Frau, die ihn kürzlich am Bahnhof getroffen hat, berichtet: «Er war wenig beeindruckt von meiner Freude, liess es aber über sich ergehen, fotografiert zu werden.» Kürzlich übertraf sich Leo mit seinen Ausflügen selbst: Er gönnte sich eine Fahrt im Regionalbus.

Eine Passagierin, die den vierbeinigen Reisenden bei der Abfahrt am Bahnhof Meilen kurz nach Mitternacht im Bus entdeckte, schrieb auf Facebook: «Grad ist Leo vom Bahnhof Meilen in den Bus Richtung Eichholz eingestiegen und hat alles von hinten bis vorne erkundet.» Zwischen den beiden Stationen liegen zehn Haltestellen, die Hin- und Rückfahrt dauert rund eine halbe Stunde.

Einige Leo-Fans sorgten sich, ob der Kater wieder heil zu Hause angekommen sei. Und damit ist nicht das Dorfzentrum in Meilen gemeint, sondern sein echtes Zuhause. Der vierbeinige Flaneur ist nämlich keine streunende Katze, sondern das gut behütete Haustier der Filmschaffenden Eveline Stalder. Sie wohnt mit ihm in einer Dachwohnung im Dorfkern. Diese konnte kurz darauf beruhigen – Leo sei nachts nach Hause gekommen.

Leo ist übrigens nicht die einzige Katze, die Busfahrten mag. Kater «Heaven» erblicken Passagiere in Zürich regelmässig im Bus.

Gruppe für Leo gefordert

Inzwischen ist Leo nicht nur zu einem Dorforiginal, sondern auch zu einem kleinen Social-Media-Star avanciert. Besitzerin Eveline Stalder erstellte für ihn ein eigenes Facebook-Profil mit dem Namen «Leo's Abenteuer». Grund dafür ist, dass seine Abenteuer in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Meile wenn ...» zuvor fleissig geteilt wurden.

Spätestens seitdem bekomme sie immer wieder Fotos und kleine Geschichten geteilt, schreibt Stalder im Post. Auch sei immer wieder gefordert worden: «Leo braucht eine eigene Gruppe!». Knapp zwei Wochen nachdem sein Frauchen das Profil erstellt hat, zählt der Kater bereits gegen 200 Follower.

Gehörte geflüchteter Familie

Der Kater hat aber auch schon Landesgrenzen überquert, allerdings mit seiner ehemaligen Besitzerin. In einem Post gibt Stalder Einblick in seine Vergangenheit. So kam Leo im Juni 2022 mit einer geflüchteten Familie aus der Ukraine in die Schweiz. Nach mehreren Stopps sei er nach Meilen gekommen, schreibt Stalder, «wo er schnell das ganze Dorf erkundet, unverfroren durch jede offene Tür läuft und überall neue Bekanntschaften schliesst.» Den Weg zu Stalder fand der Kater, weil in der Gastfamilie der geflüchteten Familie jemand eine Katzenhaar-Allergie hatte. «Über Freunde kam er zu mir, und ich hatte unglaublich Glück, dass er bleiben durfte», sagt Stalder zu ZüriToday.

Manchmal bereitet der Kater Stalder wegen seiner abenteuerlichen Ausflüge auch Sorgen. «Als ich letztens in der Facebook-Gruppe las, dass Leo mit dem Bus gefahren ist, fühlte ich mich nicht wohl bei dem Gedanken», sagt sie. Aber die Gruppe habe sie zum Glück gut über Leos Verbleib auf dem Laufenden gehalten. «Ich hoffe, er steigt nun nicht auf den Zug um», sagt sie augenzwinkernd. Damit sie die Spur ihres leidenschaftlichen Freigängers verfolgen kann, überlegt sie sich zurzeit, ihm einen GPS-Tracker anzulegen.

veröffentlicht: 27. Januar 2023 08:17
aktualisiert: 27. Januar 2023 15:40
Quelle: ZüriToday

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