Abgesagter Gender-Tag

Baume-Schneider zum Fall Stäfa: «Wir müssen auf Exzesse reagieren»

· Online seit 27.05.2023, 14:12 Uhr
Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider kritisiert in einem Interview die Hetze gegen den Gender-Tag in Stäfa. Sie kommt auch auf «Doxing» zu sprechen, «das Veröffentlichen privater Informationen mit bösen Absichten».

Quelle: SonnTalk

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Die Aufregung um die Absage des Gender-Tags in Stäfa war gross: Von links bis bürgerlich gab es teils harsche Kritik an der Hetze gegen den eigentlich harmlosen Tag. Die Schüler der Sekundarschule hätten sich am Tag lediglich mit Geschlechterrollen befassen sollen – was zum Lehrplan 21 gehört.

Angeheizt vom Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner sah sich die Schule dann aber mit Telefon-Terror und Drohungen konfrontiert. Glarner hatte die Einladung zum «Gender-Tag» auf Twitter gepostet. Die Schule sagte den Anlass schliesslich ab.

«Die Tonalität macht mich traurig.»

In einem Interview mit den Zeitungen von CH Media wurde nun Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider auf den Vorfall angesprochen. Die Neo-Bundesrätin sagt dazu: «Ich verstehe nicht, dass man Schulen vorschreiben will, nur ein bestimmtes traditionelles Geschlechtermodell zu verbreiten. Im Lehrplan 21 steht klar, dass das Kennenlernen der eigenen Sexualität, dazu zählt auch die sexuelle Identität, wichtig ist. Die Tonalität im Fall Stäfa macht mich traurig.»

Sie finde es traurig und gefährlich, wenn nun der Respekt gegenüber Minderheiten – also Grundsätze unseres Zusammenlebens – infrage gestellt werden. «Es geht nicht einfach um den Gendertag oder um Links oder Rechts. Es geht um die Fähigkeit, mit anderen Meinungen umzugehen und sie zu akzeptieren.» Baume-Schneider bilanziert: «Wir müssen sehr aufmerksam sein und auf solche Exzesse reagieren.​»

Bund prüft rechtliche Lage

Im spezifischen Fall von Stäfa hat SVP-Nationalrat Andreas Glarner die Telefonnummer der Lehrerin veröffentlicht – was rechtlich zulässig ist. Baume-Schneider wird gefragt, ob hier etwas geschehen müsse.

Die Bundesrätin sagte dazu, dass die Bundesverwaltung derzeit die Frage prüfe, wie man rechtlich auf Gewalt im Internet reagieren kann – unabhängig vom Fall Stäfa. «Auch das sogenannte Doxing wird angeschaut, also das Veröffentlichen privater Informationen mit bösen Absichten.» (jaw)

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veröffentlicht: 27. Mai 2023 14:12
aktualisiert: 27. Mai 2023 14:12
Quelle: ZüriToday

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