Panik vor dem Fliegen

Reisende haben vermehrt Angst, in ein Flugzeug zu steigen

· Online seit 03.02.2024, 11:43 Uhr
Die Nachfrage nach Flugangst-Seminaren nimmt zu. Das Thema Fliegen komme mit voller Wucht zurück, sagt ein Flugangst-Coach. Eine Rolle spielen auch zwei Ereignisse.
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Ein Flugzeugabsturz ist das grösste Horrorszenario von Fluggästen. Anfang Jahr passierten mit Flugzeugen ähnliche Schreckensereignisse.

Bei der Landung auf dem Tokioter Flughafen Haneda geriet am 2. Januar ein Flugzeug in Brand, nachdem es mit einer Maschine der Küstenwache zusammengestossen war. Fünf Menschen starben, mehrere wurden verletzt.

Wenige Tage später folgte der nächste Schreck: Ein Passagierflugzeug der Alaska Airlines verlor mitten auf dem Flug von Oregon nach Kalifornien eine Tür. Das Glück war, dass niemand direkt neben der grossen Öffnung im Rumpf sass.

«Dreimal so viele Anfragen»

Die Ereignisse sorgen für Ängste. Tom Schneider von Goodbye Flugangst bietet am Flughafen Zürich Seminare gegen Flugangst an. «Seit dem Zwischenfall mit der Japan Airlines sowie der Alaska Airlines erhalte ich rund dreimal so viele Anfragen wie üblich», sagt er zu ZüriToday.

Angst vor einem Absturz, dem Wetter, Starten und Landen sowie Turbulenzen zählten zu den häufigsten Ängsten seiner Klientinnen und Klienten, sagt Schneider. «Dazu kommt das Gefühl, ausgeliefert zu sein.»

Ähnliche Erfahrungen macht Coach Sandra von Känel mit ihrem Angebot Flugangst Loswerden. Mehr Anmeldungen registriere sie seit den Zwischenfällen zwar nicht, sagt sie. «Jedoch wollen bestehende Kunden häufig diese Zwischenfälle besprechen.»

«Kommt mit voller Wucht zurück»

Unabhängig von den Geschehnissen Anfang Januar ist die Nachfrage nach Flugangst-Seminaren gewachsen. «Seit dem Ende der Pandemie kommt das Thema Fliegen wieder mit voller Wucht zurück», sagt Bettina Schindler von Fit-to-Fly. Viele Menschen mit Flugangst wollten, sollten oder müssten wieder fliegen. «Entweder aus beruflichen Gründen oder weil sie die lange verschobene Weltreise machen wollen.» Die Klientinnen und Klienten seien durchmischt. «Wobei Frauen etwas in der Mehrzahl sind.»

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Sandra von Känel bemerkt bei ihren Klientinnen und Klienten: «Sie wollen fliegen – aus persönlichen oder geschäftlichen Gründen. Und dies ohne Panikattacke oder Angst vor der Angst.» Auch gehe es manchen darum, nach einer Corona-Flugpause überhaupt einfach wieder in ein Flugzeug zu steigen. Häufige Gründe für die Angst seien fehlendes Vertrauen in die Pilotinnen und Piloten, in die Technik oder eine Panikattacke oder grosse Angst während eines früheren Fluges. «Häufig während Turbulenzen oder nach einem Durchstart.»

Coach rät von Arztbesuch ab

Massive Anfrage-Peaks verzeichnet Tom Schneider vor den Sommer- und vor den Herbstferien.

Manche Reisende kippen vor dem Abflug einen Whisky herunter oder betäuben ihre Flugangst mit Beruhigungstabletten. Davon rät Tom Schneider ab. «Am schlimmsten ist der Weg zum Arzt, denn dieser wird in den meisten Fällen lediglich starke und rezeptpflichtige Beruhigungsmittel verschreiben.» Dies bringe nichts. «Weil dadurch nur die Symptome bekämpft werden. Die Angst bleibt und kommt immer wieder zurück.»

veröffentlicht: 3. Februar 2024 11:43
aktualisiert: 3. Februar 2024 11:43
Quelle: ZüriToday

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