Arbeitsbedingungen

Juso fordert Mindestlohn von 1000 Franken für Lernende

02.08.2023, 10:48 Uhr
· Online seit 02.08.2023, 10:48 Uhr
Nach den Schulferien beginnt für viele Jugendliche ein neuer Lebensabschnitt: die Ausbildung. Mit dem Übergang vom Schul- ins Berufsleben folgt auch der erste eigene Lohn. Dass hier enorme Unterschiede herrschen, wollen die Jungsozialisten ändern.
Anzeige

Nach den Sommerferien ist Ausbildungsstart für zahlreiche junge Menschen in der Schweiz. Weil viele Lernende in ihren Betrieben regelrecht ausgebeutet würden, wie Juso-Präsident Nicola Siegrist sagt, fordert seine Partei einen Mindestlohn von 1000 Franken für alle Lernenden im ersten Lehrjahr.

«Gerade Coiffeurs und Coiffeusen und Lernende in der Kosmetikbranche, teilweise aber auch in medizinischen Berufen, kriegen im ersten Lehrjahr oft nur 400 oder 500 Franken», sagt er gegenüber «20 Minuten». Dadurch seien viele auf die finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen und das sei nicht für alle möglich, erklärt er weiter.

Juso startet Online-Pranger

Online haben die Jungsozialisten nun dazu aufgerufen, dass Lernende und Personen mit abgeschlossener Lehre die Missstände in ihren Betrieben öffentlich machen und anprangern.In den nächsten Wochen will Siegrist Unterstützung für einen Vorstoss suchen. Er appeliert an den Bund. Man wolle Lehrbetriebe, die einen höheren Lohn nicht bezahlen können, nicht in Bedrängnis bringen. «Der Bund soll hier eine Lösung erarbeiten», fordert Siegrist.

Auch für SP-Nationalrätin Sarah Wyss besteht bei den Arbeitsbedingungen für Lernende klar Handlungsbedarf. Sie selber forderte in einem Vorstoss sechs Wochen Ferien für Lernende. «Die Bedingungen für Lernende müssen verbessert werden. Der Juso-Vorstoss dünkt mich relativ moderat, ist aber inhaltlich darum umso unterstützenswerter», so Wyss zu «20 Minuten».

«Vorstoss zerstört Bildungssystem»

Mit Unterstützung von Parteien aus der Mitte oder von rechts kann wohl nicht gerechnet werden. FDP-Vizepräsident Andri Silberschmidt findet, dass mit dieser Forderung gar Lehrstellen vernichtet würden, weil es sich Lehrbetriebe nicht mehr leisten könnten, Jugendliche auszubilden.

«Wenn die Juso das duale Bildungssystem zerstören will, ist das der richtige Ansatz», so Silberschmidt. Die Partei müsse akzeptieren, dass das Bildungssystem deshalb so erfolgreich sei, weil die Politik wenig reinrede.

Betriebe sollen selber entscheiden

Auch Mitte-Nationalrat Leo Müller ist der Meinung, dass sich der Staat nicht einmischen soll. «Wenn die Branchen zum Schluss kommen, dass ein höherer Lohn für die Lernenden ihnen hilft, Lehrstellen zu besetzen, müssen sie das entscheiden», so Müller.

Dass Lernende nicht ausgebeutet werden dürften, unterstützt auch Urban Hodel vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund. «Es gibt Fälle, wo der Lohn in krasser Diskrepanz zur wirklichen Produktivität der Lernenden steht», so Hodel. Zur 100-Franken-Forderung der Juso äusserte er sich nicht konkret.

Was hältst du von einem Mindestlohn für Lernende? Schreib uns oder diskutiere in den Kommentaren.

(roa)

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 2. August 2023 10:48
aktualisiert: 2. August 2023 10:48
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch