«Love, Lena, Lucy»

«Als Single an der Hochzeit beneide ich schwer verliebte Teenies»

· Online seit 21.07.2022, 16:00 Uhr
Lucy muss eine Hochzeit hinter sich bringen. Bevor sie ganz resigniert, meint sie, das Liebesglück im Chef-Kellner gefunden zu haben. Ein Irrtum. Lena derweil schweigt und geniesst.
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Läck Lena, ich war an einer Hochzeit. Ich sass tatsächlich an einem Tisch mit Teenies. Wovon die meisten sogar ihre Teenie-Liebe dabei hatten. Sie waren alle sehr herzig, so verliebt. Und so sicher, dass es für immer halten wird. Ich wollte niemandem die Illusion nehmen und habe herzig mitgelächelt und abgenickt, als all diese Kevins und Lauras von der ewigen Liebe geschwärmt haben.

Ich und noch eine andere, zehn Jahre jünger als ich, waren die einzigen erwachsenen Singles. Marie, so hiess die Gute, und ich sassen nebeneinander. Und betranken uns nebeneinander. Das Brautpaar steht weder ihr, noch mir sehr nahe. Der Bräutigam ist der Göttibub meiner Mutter. Und die Braut ist Maries Cou-Cousine. Irgendwie sie. 

Marie und ich waren die einzigen, die irgendwie das beste aus dieser biederen Fete gemacht haben. Wir tanzten zu Ed Sheeran und zu «Sex Bomb» und zu «Macarena». Ok, wir hatten wirklich einen sitzen. Anders wäre das ein schwieriger Tag gewesen. 

Irgendwann gesellten sich noch ein paar andere Frauen zu uns, während all ihre Männer sitzen geblieben sind. Das ist etwas, das mir sehr aufgefallen ist: Die Paare sassen einfach so da. Und starrten oft aneinander vorbei. Ich habe so gut wie keine liebevollen Gesten gesehen. Niemand, der seiner Frau die Haarsträhne aus dem Gesicht streichelt und niemand, der seinen Mann liebevoll küsst oder mal umarmt.

Ausser eben die schwer verliebten Teenies. Die ich, ich gebe es zu, sehr beneidet habe.

Weil ohne Scheiss, achte dich mal drauf: So viele Paare haben sich absolut nichts zu sagen. Mit den allermeisten, selbst in meinem nahem Umfeld, will ich nicht tauschen. 

Dann lieber alleine und besoffen auf der sehr improvisierten Tanzfläche einer unfassbar langweiligen Hochzeit tanzen.

Besser wurde es erst, als die Kellner Schichtwechsel hatten. Ich verguckte mich kurzfristig in den Chef-Kellner und war sicher, dass es ihm auch so ging. Er guckte, ich guckte, ich lächelte, er lächelte. Irgendwann, Alkohol sei Dank, war ich genug mutig, ihm einen Zettel mit meiner Nummer zuzustecken. 

Noch bevor ich flüchten konnte, nach der Zettelübergabe war mir meine Aktion plötzlich sehr peinlich, tippe er mir auf die Schulter.

«Hätte ich nicht zwei wunderbare Kinder und bereits eine tolle Frau daheim, hätte ich dir heute Abend noch geschrieben.»

Ach. Mein. Herz.

Eine treue, schöne und ehrliche Seele.

Ich mag besagter Frau und den wunderbaren Kindern den Boss-Kellner von Herzen gönnen.

Und bestell mir beim Universum auch so einen. Also, liebes Universum, nimm das!

Und nun sag mir, Lieblingsfreundin, wie läuft es mit dem Büroschwarm? Ich LIEBE LIEBE LIEBE ja eure Post-it-Zettel-Leidenschaft und hoffe, dass ihr euch immer noch geile Aufgaben stellt. Und zwar von «Stell dem Boss ein Bein» bis «Schenk mir einen Sharon-Stone-Moment wie in ‘Basic Instinct’!»

Kuss, Lucy

veröffentlicht: 21. Juli 2022 16:00
aktualisiert: 21. Juli 2022 16:00
Quelle: ZüriToday

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