Zürich

Zürcher Lehrerin droht trotz Lehrermangel Kündigung

Fehlendes Diplom

Zürcher Lehrerin droht trotz Lehrpersonenmangel die Kündigung

· Online seit 15.08.2023, 15:53 Uhr
Dem Kanton fehlt es an Lehrpersonen. Deshalb dürfen auch Quereinsteiger ohne Diplom einer pädagogischen Hochschule unterrichten. Einer ausgebildeten Zürcher Lehrerin wurde jetzt der Lohn gekürzt und mit Kündigung gedroht, weil ihr ein Englisch-Diplom fehlt.
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Wie die Zürcher Bildungsdirektion am Dienstag mitteilte, fehlen eine Woche vor Schulbeginn noch 46 Lehrpersonen. Weiter unterrichten 620 Personen ohne ein Diplom einer pädagogischen Hochschule.

Einer Lehrerin aus Zürich droht jetzt kurz vor Schulstart die Kündigung und das, obwohl sie die Pädagogische Hochschule absolviert hat, schreibt «20 Minuten». Die Betroffene unterrichtet seit einem Jahr eine Primarschulklasse. Für ihr definitives Lehrdiplom fehlt ihr noch ein C1-Diplom in Englisch.

Lohnkürzung – «Das ist eine Frechheit» 

Anfang August habe sie nun ein Schreiben der Bildungsdirektion erhalten, dass sie die gesetzlichen Vorgaben wegen des fehlenden Diploms nicht erfülle. Für das kommende Schuljahr könne sie daher nur provisorisch angestellt werden, erzählte sie gegenüber «20 Minuten». Ausserdem sei mit der provisorischen Anstellung eine Lohnkürzung von zehn Prozent verbunden.

Für die Frau ein Schock: «Das ist eine Frechheit. Andere dürfen als Quereinsteiger ohne Lehrdiplom oder pädagogische Ausbildung arbeiten, mir stellen sie dieses Ultimatum», erzählte sie der Zeitung.

Lehrerin fühlt sich ungerecht behandelt

Die pädagogische Ausbildung habe sie mit einer Note von 5,5 abgeschlossen: «Lediglich dieses eine externe Diplom fehlt. Ich verstehe das einfach nicht. Die didaktische Ausbildung auf Englisch habe ich abgeschlossen, damit kann ich locker Drittklässler unterrichten», klagt die Frau.

Sie ist enttäuscht und wütend. Sie habe vier Jahre hart gearbeitet, um dieses Diplom zu bekommen und jetzt drohe man ihr mit dem Rauswurf, während andere nach einem zweiwöchigen Kurs unterrichten dürfen. «Das ist schlicht ungerecht», findet sie.

Den absoluten Gipfel findet sie aber, dass ihr die Bildungsdirektion rät, ihr Pensum zu reduzieren und das Diplom zu machen. «Wer soll dann meine Stunden übernehmen, wenn ich reduzieren soll, um für diese Prüfung zu lernen?», echauffiert sie sich.

Kein Einzelfall

Alleine ist sie mit diesem spezifischen ebenfalls Problem nicht. Eine andere Zürcher Lehrerin muss ein Französisch-Diplom nachholen. «Neben einem 100-Prozent-Pensum noch zu lernen, ist schwierig. Gerade für junge Lehrerinnen, die zum ersten Mal eine Klasse übernehmen», sagte sie gegenüber «20 Minuten». Der Kanton solle ihr entgegenkommen, weil es an Fachkräften mangle, findet sie.

Für die Leiterin des Volkschulamts Zürich, Myriam Ziegler, ist das kein Argument, das man gelten lassen will. Es sei gesetzlich vorgeschrieben, welche Ausbildung Lehrpersonen mitbringen müssten. Ein Mangel an Lehrpersonen bedeute nicht, dass die Rechtsgrundlagen ausser Kraft gesetzt würden, rechtfertigt sie den Brief der Bildungsdirektion.

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(roa)

veröffentlicht: 15. August 2023 15:53
aktualisiert: 15. August 2023 15:53
Quelle: ZüriToday

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