Zürich

Viele Abgänge und eine Entmachtung beim Zürcher Turnverband

Machtkampf im Turnen

Viele Abgänge und eine Entmachtung beim Zürcher Turnverband

· Online seit 08.09.2023, 11:17 Uhr
Im Zürcher Turnverband bleibt die Lage angespannt. Zentralvorstand und Geschäftsleitung haben zahlreiche Abgänge zu verzeichnen, wie einer Pressemitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist. Kommt es damit zum Ende eines langen Machtkampfes?
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Die Abteilungsleiterin Spitzensport und Vorstandsmitglied Marion Holzer räumt nach anderthalb Jahren ihren Posten. Geschäftsführerin Catherine Zimpfer wird per Ende November gehen und Sandra Gianfreda aus dem Ressort Ausbildung, sowie der Chef Vereinssport, Philipp Greutmann, treten zurück.

Der Deutsche Marc Hansen, Chef Spitzensport des Zürcher Turnverbandes ZTV, hatte seinen Posten erst im Juni 2022 angetreten. Jetzt wurde er gemäss Medienmitteilung des ZTV aus dem operativen Geschäft im Bereich Spitzensport abgezogen.

Veränderungen ungern gesehen

Der 51-jährige Hansen, der vor seinem Amtsantritt im ZTV beim Hessischen Turnverband als Sportdirektor gearbeitet hatte, wollte Veränderungen. So setzte er sich für einen Werte- und Kulturwandel ein, hatte vor, den Trainingsbetrieb menschlicher zu gestalten und rascher gegen fehlbares Verhalten vorzugehen.

Damit stiess er beim Verband von Anbeginn auf Widerstand. Er erwartete zudem von den Trainern eine kritische Selbstreflexion, wie im «Tages-Anzeiger» zu lesen ist. Diesen Weg will auch der Schweizerische Turnverband STV gehen, so zumindest war es seitens der neuen Direktorin Béatrice Wertli vorgesehen. Doch kürzlich musste auch sie gehen.

«Unüberbrückbare Differenzen» auch im STV 

Sind die Turnverbände überhaupt offen für eine Reform? Mitte Mai kam es im ZTV zu «unüberbrückbaren Differenzen», die näher nicht erläutert wurden, und damit zur Entlassung führten von Cheftrainer des Männer-Kunstturnens, Christian Grossniklaus.

Laut «Tager-Anzeiger» soll es um die Art und Weise seiner Führung der Turner gegangen sein. Grossniklaus hatte einige Erfolge zu verbuchen: Er brachte sowohl Nationalkaderturner Eddy Yusof als auch Pascal Bucher gross heraus.

19 Funktionäre legten ihr Amt nieder

So folgte der Entlassung auch eine sehr grosse Welle der Solidarität. Ganze 19 Funktionärinnen und Funktionäre drohten dem ZTV, ihre Ämter niederzulegen, wenn diese Kündigung nicht rückgängig gemacht würde. Nach dem Kantonalen Turnfest in Dägerlen machten sie Ernst und blockierten damit Kurse und Weiterbildungen. Nur der Trainingsbetrieb lief normal weiter.

Eine Woche nach dem offiziellen Ende des Vertrages von Grossniklaus kam es jetzt zur Entmachtung von Hansen. Die Zentralratspräsidentin Sabrina Berri hat, wie es heisst, im internen Machtkampf die Seite gewechselt.

ZTV gibt keine Erklärungen ab

Weitere kuriose und unaufgeklärte Geschehnisse beim ZTV: Vor einer Woche hätte ein Workshop für Eltern der Turnerinnen und Turner stattfinden sollen. Geführt durch Marc Hansen mit einer externen Beraterin. Dieser wurde kurzfristig annulliert, nachdem wenige Stunden vor dem Event zahlreiche Anmeldungen eingegangen waren. Es wurde eine feindselige Stimmung erwartet, aber seitens des ZTV keine Erklärung dazu abgegeben.

Konkrete Erläuterungen zu all den Geschehnissen äusserte der ZTV auf Anfrage des «Tages-Anzeigers» nicht. In der Medienmitteilung war aber zu lesen: «Im Gegenzug haben die Funktionärinnen und Funktionäre sich entschieden, ihre Tätigkeiten wieder aufzunehmen und die anstehenden Wettkämpfe und Kurse wieder zu organisieren.»

(nib)

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veröffentlicht: 8. September 2023 11:17
aktualisiert: 8. September 2023 11:17
Quelle: ZüriToday

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