Dübendorf

«Tante Ju» geht an deutsches Museum – für einen Franken

28.04.2023, 21:52 Uhr
· Online seit 28.04.2023, 16:36 Uhr
Vor knapp fünf Jahren stürzte eine Ju-52 in Graubünden ab. Nun wurde eine andere «Tante Ju» der Dübendorfer Ju-Air für einen symbolischen Franken an ein deutsches Luftfahrtmuseum verkauft. Die Ju-Air zeigt sich enttäuscht.

Quelle: TeleZüri

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Die Tante Ju schaut auf eine lange – und zuletzt traurige – Geschichte zurück. Seit dem 23. April ist die Geschichte um ein Kapitel länger. Eines der letzten Modelle des 1939 gebauten Flugzeugs wurde für den symbolischen Betrag von einem Franken an ein deutsches Luftfahrtmuseum verkauft. Und zwar nicht im Ganzen, sondern zerlegt in Einzelteile. Das schreibt «SkyNews», ein Magazin für Schweizer Luftfahrt.

Wie kam es dazu, dass das Schweizer Oldtimer-Flugzeug in einem deutschen Museum landete?

Ju 52 HB-HOT stürzte 2018 ab

Die Geschichte hat seinen Ursprung im Jahr 2020. Damals verkauften die Freunde der Schweizer Luftwaffe (VFL) die Ju-52 HB-HOS, wie die Tante offiziell heisst, an die Junkers Flugzeugwerke AG – heute Centennial Aircraft Services AG, in St.Gallen. Deren Auftrag: Tante Ju wieder flugtauglich zu machen.

Flugtauglich, das war die Ju-52 lange. Seit den Achtzigerjahren boten die Freunde der Schweizer Luftwaffe (VFL) Rundflüge in den Oldtimer-Flugzeugen an. Bis zu dem verheerenden Tag im August 2018: Damals stürzte die Ju 52 HB-HOT am Piz Segnas, im Kanton Graubünden, ab. Alle 20 Insassen starben. Danach blieb die Ju Air auf dem Boden – und hob, stand heute, nicht wieder ab.

Was passiert mit den zwei letzten Jus?

Nach dem Unglück kam die Frage auf, wie es mit den verbelibenden zwei Jus weitergehen sollte. Für die Freunde der Schweizer Luftwaffe (VFL) stand fest: Sie sollen wieder fliegen. Dafür zuständig, die St.Galler Firma Junkers – für einen zweistelligen Millionenvertrag sollten sie die Ju wieder zum Fliegen bringen. Der Neustart war für 2023 vorgesehen. Ein Vorhaben, das scheiterte.

Ju war nicht flugtauglich

2022 wurde klar, dass das Flugzeug die neuen Vorschriften des Bundesamts für Zivilluftfahrt BAZL nicht erfüllen wird. Junkers-Chef, Adreas Zübli, sagt: «Wir haben zusammen mit den Behörden alles versucht, um das Flugzeug in die Luft zu bringen.» Die Behörden hätten ihnen aber zuletzt geraten, die Maschine nicht mehr fliegen zu lassen.

Wohin sollte die Ju nun aber gehen? 2022 hiess es, die in Einzelteile zerlegte Ju würde wieder nach Dübendorf zurückkehren. Dies scheint jetzt nicht mehr der Fall zu sein. Zur Auswahl standen ein Museum – und der Schrottplatz. Das Verkehrshaus in Luzern hat laut Regionaljournal des SRF abgelehnt. Zu teuer wäre es gewesen, das Flugzeug wieder zusammenzubauen und auszustellen.

Was heisst das für die Ju-Air in Dübendorf?

Im Regionaljournal des SRF zeigte sich Christian Gartmann, Kommunikations-Beauftragter der Ju-Air, irritiert und enttäuscht. Die St.Galler Firma habe versprochen, dass die Ju-Air wieder fliegen könne. Laut Vertrag hätte das Flugzeug in einem anständigen Zustand wieder an das Museum in Dübendorf übergeben werden müssen, so Gartmann weiter.

Eine Aussage, der Zübli widerspricht: Die Ju Air wollte das Flugzeug gar nicht zurücknehmen. Zum angebliche Vertragsbruch äusserte sich die Firma nicht.

Ju-52 flog noch einmal – in Deutschland

Ein letztes Mal flog die Tante Ju diese Woche durch die Lüfte: Ein Kran trug die Einzelteile ins Museum in Wernigerode. Wann die deutschen Aviatikfans die Ju beäugen können, ist noch unklar, heisst es in «flugrevue.de».

Was passiert mit der letzten Schweizer Tante Ju?

Eine letzte Tante Ju steht noch in Dübendorf. Was passiert mit ihr? «Technisch wäre es machbar, die HB-HOP wieder in einen flugtauglichen Zustand zu bringen», sagt Gartmann gegenüber ZüriToday. Es fehle den Freunden der Luftwaffe jedoch das Geld dazu. So oder so bleibe die Ju in Dübendorf. Gartmann erklärt: «Sollte die HB-HOP nicht mehr fliegen, wird sie auf Dauer im Fliegermuseum in Dübendorf bleiben.»

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veröffentlicht: 28. April 2023 16:36
aktualisiert: 28. April 2023 21:52
Quelle: ZüriToday

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