Studentin wirbt in Vorlesung der Uni Zürich für Kommunismus-Event
Quelle: Twitter/Hasler Samuel
Am Wochenende treffen sich in Biel Schweizer Kommunistinnen und Kommunisten zum Grosskampf gegen den Kapitalismus. An der «Marxistischen Herbstschule» diskutieren die Teilnehmenden den Weg zum Kommunismus. Ziel der Marxistischen Herbstschule ist, «eine neue Generation an kommunistischen Revolutionären zu organisieren und auszubilden».
Der Kapitalismus sei am Ende, schreiben die Organisatoren weiter. «Er muss gestürzt werden und durch eine Gesellschaft ohne Klassen ersetzt werden, auf der Basis einer geplanten Wirtschaft.»
Auf dem Programm steht unter anderem die Russische Revolution von 1917. Dabei starben Millionen von Menschen. «Nur 1917 in Russland konnte die Arbeiterklasse die Macht übernehmen und mit dem kommunistischen Umbau der Gesellschaft beginnen», schreibt der Veranstalter.
Auch der aktuelle Krieg im Nahen Osten ist Thema. Die Titel der Workshops lauten etwa: «Israel-Palästina: Was können Kommunisten tun, um Palästina zu befreien?» oder «Israel-Palästina: Nein zur Invasion des Gazastreifens! Für ein Ende der Besatzung».
Umstrittene Gruppe
Organisatorin des Anlasses ist die marxistische Strömung «Der Funke», die Deutschschweizer Sektion der «International Marxist Tendency». Der Funke ist laut der Berner Online-Zeitung «Hauptstadt» selbst unter Linken umstritten. Die Gruppierung sei eine «Art politischer Sekte, die für sich beansprucht, die einzig wahre Auslegung der Schriften von Marx zu kennen», sagte Adrian Zimmermann, Historiker und Experte für linke Gruppierungen in der Schweiz.
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In einer Psychologievorlesung der Universität Zürich bekam am Donnerstag eine Kommilitonin und Vertreterin des Vereins «Marxistische Studierende Zürich» (MSZ) Gelegenheit, auf den Anlass hinzuweisen. «Wir suchen Kommunisten, weil wir ja selber Kommunisten sind», sagte die Vertreterin, die sich als «Maja» vorstellte. Nach einer Erklärung, warum Kapitalismus «nicht mehr funktioniert», wies sie auf die Marxistische Herbstschule hin. Aus Zürich seien schon fast 100 Kommunistinnen und Kommunisten dabei.
«Feiert Gräueltaten von Diktator Lenin»
Der Werbe-Spot für den Anlass in der Vorlesung sorgt auf X, vormals Twitter, für Entsetzen. Der Verein Marxistische Studierende Zürich (MSZ) durfte an der Universität Zürich den Anlass der Marxistischen Herbstschule Zürich vorstellen, welcher die russische Revolution sowie die Gräueltaten von Diktator Lenin feiert», schreibt Samuel Hasler, Präsident der SVP des Bezirks Aarau. Auch der ehemalige Zürcher SVP-Politiker Michael Frauchiger hat kein Verständnis für den Werbespot. «Universität Zürich? Was soll das? Insbesondere in diesem antisemitischen Zusammenhang auch? Absolut inakzeptabel!», schreibt er.
Der Verein « Marxistische Studierende Zürich (MSZ)» durfte an der @UZH_ch den Anlass von @derfunke_ch „Marxistische Herbstschule“ vorstellen, welcher die russische Revolution sowie die Gräueltaten von Diktator Lenin feiert. Warum toleriert die UZH solche Diktatoren-Fans? pic.twitter.com/7HrswhwT2X
— Hasler Samuel (@samuhasler) November 2, 2023
Der MSZ sorgte an der Uni Zürich bereits im Oktober für Aufruhr, weil er zu einer Pro-Palästina-Kundgebung auf der Polyterrasse aufgerufen hatte. Die Universität Zürich verbot die Veranstaltung darauf. «Die UZH toleriert keinen Aufruf zu Gewalt», meldete sie damals. Der Aufruf sei mit der Haltung der Universität nicht vereinbar.
Uni Zürich verteidigt Veranstalungshinweis
Die Universität Zürich bestätigt gegenüber ZüriToday, dass eine UZH-Studierende und Vertreterin der Marxistischen Studierenden Zürich am Rande einer Vorlesung auf den externen Anlass Marxistische Herbstschule hingewiesen habe. «Eine Universität ist ein Ort des Diskurses und lebt von verschiedenen Meinungen», sagt Mediensprecherin Rita Ziegler.
Die Marxistischen Studierenden Zürich seien ein anerkannter studentischer Verein der Universität Zürich, sagt Ziegler. «Es ist nicht unüblich, dass sich Studierende – in Absprache mit den jeweiligen Dozierenden – am Rande einer Vorlesung an ihre Kommilitonen wenden und zum Beispiel auf Projekte oder Veranstaltungen aufmerksam machen.»
Die Mediensprecherin sagt, dass die Universität Zürich demokratisch geführte Diskussionen unterstütze. Im Gegensatz zur verbotenen Pro-Palästina-Kundgebung sei es in der erwähnten Vorlesung um einen Veranstaltungshinweis gegangen.