Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher / 18.01.2023
Nach einer Tragzeit von 22 Monaten hat die 17-jährige Farha am Samstag im Zoo Zürich einen kleinen Elefantenbullen zur Welt gebracht. Doch die Geburt inmitten der ganzen Familie endete tragisch. Schnell war ersichtlich, dass das Elefantenkalb schwach war. Trotz der Belebungsversuche von Mutter und Elefanten-Grossmutter Ceyla-Himali verstarb das Elefantenbaby kurz nach der Geburt. Gewisse Organe wie Herz oder Lunge seien nicht richtig ausgebildet gewesen, so der Zoo Zürich am Mittwoch. Dies führte kurz nach der Geburt zum Tod des Jungtieres.
Auch Medikamente halfen nicht
Die asiatischen Elefanten im grossen Kaeng Krachan Elefantenpark leben im sogenannten geschützten Kontakt, wie die «Limmattaler Zeitung» schreibt. Das bedeutet, dass die Tierpfleger keinen direkten Kontakt zu den Elefanten haben, um deren natürliches Verhalten nicht zu stören. Eingegriffen hat das Veterinärteam erst, als es auch mehrere Stunden nach Abgang des Fruchtwassers nicht zur Geburt kam. Die Tierärzte setzten zuerst wehenfördernde Mittel ein, welche die Geburt förderten. Danach konnte auch die medikamentöse Starthilfe das Frischgeborene nicht retten.
Weil in den letzten drei Jahren im Zoo Zürich sechs junge Elefanten gestorben sind, macht die Fondation Franz Weber dem Zoo nun heftige Vorwürfe. Die Tierschützer berufen sich auf einen Elefantenbiologen namens Keith Lindsay, gemäss dem die Todesfälle nicht natürlich, sondern aufgrund der Zoohaltung eingetreten seien.
Ursachen wurden untersucht
Der Biologe und Kurator Pascal Marty widerspricht: «Zum Todesfall am Wochenende kam es aufgrund einer Fehlbildung gewisser Organe während der Entwicklung im Mutterleib. Dies geschieht bei vielen Tieren und auch beim Menschen leider immer mal wieder.» Die Elefanten-Todesfälle im Sommer seien ebenfalls nicht auf die Haltung zurückzuführen, sondern auf einen elefantenspezifischen Herpesvirus. Diesen finde man mit den gleichen Auswirkungen, inklusive Todesfolge, auch in der Wildnis, erklärt der Kurator des Zoos Zürich.
Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli / 23.07.2023
Und obwohl der für 57 Millionen Franken neu gebaute Elefantenpark nach dem Muster des Nationalparks Kaeng Krachan in Thailand den Raum für die Tiere extrem vergrössert hat, schreibt die Fondation Franz Weber, die Elefanten hätten zu wenig Bewegung und seien deshalb fettleibig, insbesondere die Mutter Farha.
Ein paar Kilos zu viel
Tatsächlich sei es so, dass gewisse Tiere in der Tendenz ein paar Kilos zu viel hätten, andere dagegen zu wenig, sagt Marty. «Farha ist eher an der Obergrenze, ihre Mutter Ceyla dafür mager. Beide Tiere leben aber immer zusammen. Daher sind dies entsprechend individuelle Unterschiede und haben nichts mit der Haltung zu tun», sagt der Biologe.
Die radikalen Tierschützer haben die Zoos im Visier und werfen diesen vor, zuviel Nachwuchs zeugen zu lassen. Auch diesem Vorwurf entgegnet Marty. Der Asiatische Elefant gehört zu den bedrohten Tierarten. «Als Zoo Zürich sind wir Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes mit dem Ziel, eine stabile, vitale Reservepopulation in europäischen Zoos zu erhalten. Jede Zucht im Zoo wird koordiniert mit den Zuchtbuchführern des Erhaltungszuchtprogramms.»
Die Fondation behauptet gleichzeitig, die Sterblichkeit in Zoos sei höher als die Geburtenrate. Auch diese Aussage stimme nicht. «Die Population der Asiatischen Elefanten in europäischen Zoos ist stabil oder leicht am Steigen», sagt Marty.
Sicher keine Wildfänge
Der happigste Vorwurf von Fondation Franz Weber beruht aber genau auf der Aussage der hohen Sterblichkeit. Wegen dieser käme es zu Wildfängen und Importen von gefangenen Elefanten in Zoos. Das stimme nicht, sagt Marty: «In Europa gibt es bei den Asiatischen Elefanten seit vielen Jahren keine Importe wilder Elefanten mehr.» Moderne, wissenschaftlich geführte Zoos würden keine Wildfänge importieren.
Nicht auszuschliessen sei das bei privaten Tierhaltern, darauf hätten seriöse Zoos aber keinen Einfluss. «Unseriöse Institutionen sind entsprechend auch nicht Teil der Erhaltungszuchtprogramme», sagt Pascal Marty. Fest steht: Der Zoo Zürich importiert keine Wildfänge.
(Bruno Knellwolf, Limmattaler Zeitung)