Zürich

Rudolf-Brun-Brücke wird nicht umbenannt

21.12.2022, 20:58 Uhr
· Online seit 21.12.2022, 20:48 Uhr
Das Zürcher Stadtparlament hat am Mittwochabend abgelehnt, mit einer Umbenennung der Rudolf-Brun-Brüke in Frau-Minne-Brücke die jüdische Gemeinschaft zu ehren, die im Jahr 1349 komplett ausgelöscht wurde.
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Das Parlament lehnte ein Postulat der AL mit 103 Nein- gegen 9 Ja-Stimmen ab. Auch die von der AL geforderte Umbenennung der Brunngasse in Moses-ben-Menachem-Gasse wurde damit abgelehnt.

Eine «Kontextualisierung», also weiterführende Informationen an der Brücke und bei der Brunngasse, hätten im Rat wohl Chancen gehabt. Die AL bestand aber auf ihrer ursprünglichen Forderung.

«Nur ein Symbol»

Die jüdische Gemeinschaft legte selber offenbar wenig Wert auf die Umbenennung von Brücke und Gasse. «Es wäre ein wunderschönes Symbol, aber eben nur Symbolpolitik», sagte Jehuda Spielman (FDP).

Der frühere Bürgermeister Rudolf Brun sei eine wichtige Persönlichkeit in der Geschichte Zürichs gewesen, das müsse man anerkennen. Zudem sei die Mehrheit der Bevölkerung damals antisemitisch gewesen. Dies müsse man in einen Kontext stellen. Nur den Namen zu streichen, reiche nicht.

Juso schraubte Strassenschild ab

Im November schraubten Jungsozialisten Zürcher Strassenschilder ab, darunter auch jenes der Rudolf-Brun-Brücke. «Wie haben das Schild in die Minne-Brücke umbenannt, um auf die antisemitische Vergangenheit von Rudolf Brun aufmerksam zu machen», sagte ein Vorstandsmitglied damals:

Quelle: TeleZüri

Jüdische Gemeinschaft ausgelöscht

Als die Stadt Zürich im Jahr 1348 von der Pest heimgesucht wurde, hatten die damaligen Zürcherinnen und Zürcher die jüdische Gemeinschaft schnell als Sündenbock abgestempelt. Am 24. Februar 1349 wurden deshalb alle Angehörigen dieser Gemeinschaft gefoltert und ermordet.

Ihr Eigentum wurde danach verteilt, wobei sich der damalige Bürgermeister Rudolf Brun einen besonders grossen Anteil sicherte. Er übernahm das Haus an der Froschaugasse 4, in dem auch die Synagoge untergebracht war, zu einem symbolischen Preis.

Was einst Frau Minne gehörte

Dieses Gebäude gehörte bis dahin Frau Minne, einer jüdischen Geschäftsfrau und Stammesmutter, sowie ihrem Sohn Moses ben Menachem, der Bankier, Rabbiner und Gemeindevorsteher war.

Diese zwei Persönlichkeiten wollte die AL nun mit der Umbenennung wieder in Erinnerung rufen.

(sda/hap)

veröffentlicht: 21. Dezember 2022 20:48
aktualisiert: 21. Dezember 2022 20:58
Quelle: ZüriToday

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