Um dem Mangel an Lehrerinnen und Lehrern entgegen zu wirken, dürfen künftig auch Personen ohne ein anerkanntes Lehrdiplom unterrichten. Dabei erhalten die schulfremden Lehrpersonen «eine Einführung in das Zürcher Schulwesen, lernen den Berufsauftrag von Lehrpersonen kennen und erhalten Unterstützung bei der Vorbereitung und Planung ihres Unterrichts», wie die Bildungsdirektion am Donnerstag mitteilte.
Mit diesen Angeboten der PHZH sollen die Schulen bei der Integration und Begleitung der «Neulinge» entlastet werden. Mit der Möglichkeit, Personen ohne anerkanntes Lehrdiplom anzustellen, erhalten die Schulen mehr Flexibilität, um die offenen Stellen zu besetzen, begründete die Bildungsdirektion den im April angekündigten Schritt.
Längerfristige Perspektiven
Ursprünglich war vorgesehen, diese Anstellungen auf ein Jahr zu befristen. Der Mangel an Lehrpersonen werde aber gemäss Prognosen zum Bevölkerungswachstum auch in den kommenden Jahren bestehen.
Deshalb will die Bildungsdirektion Personen ohne Lehrdiplom, die sich im Schulalltag bewähren, eine längerfristige Perspektive bieten. Ihnen soll die Aufnahme in die PHZH-Ausbildung erleichtert werden.
Personen, die über Berufserfahrung in bildungsnahen Bereichen, Universitätsabschlüsse oder Unterrichtserfahrungen verfügen, können zudem ihre Ausbildungen und Erfahrungen «gebührend an die noch zu absolvierende Ausbildung» anrechnen lassen. Die Ausbildung dürfte also schneller gehen.
Mehr Studienplätze geplant
Als weitere Massnahme soll es auch PHZH-Studierenden ermöglicht werden, dass sie während ihrer Ausbildung unterrichten oder das Studium für ein Jahr unterbrechen können. Die Bildungsdirektion legt zusammen mit der PHZH die Rahmenbedingungen für diese Einsätze fest. Ausserdem will die Bildungsdirektion die Zahl der Studienplätze weiter ausbauen.
Diese Massnahmen würden nur die Symptome des Lehrpersonenmangels kurzfristig bekämpfen, kritisiert der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) in einer Stellungnahme. Denn die hohe Arbeitszeitbelastung oder die seit Jahren ungelöste Überzeitproblematik würden nicht angegangen.
Verband kritisiert «Pflästerli-Massnahmen»
Wenn die Bildungsdirektion keine langfristig wirksamen Massnahmen in Betracht ziehe, «werden die kurzfristigen Pflästerli-Massnahmen verpuffen». Denn auch wenn nun Personen neu in den Lehrberuf einsteigen würden, seien diese mit der zeitlichen Überlastung konfrontiert und würden dann entweder wieder aussteigen oder ihre Pensen reduzieren, heisst es in der ZLV-Mitteilung.
Der Verband begrüsst aber, dass Personen ohne Lehrdiplom nun von der Pädagogischen Hochschule begleitet werden sollen: Dies entlaste die «Schulen und die bestehenden Schulteams im kommenden Schuljahr, das enorm stark vom Lehrpersonenmangel geprägt sein wird».
(sda/roa)