Stadt Zürich fordert Affenpocken-Impfstoff vom Bund
In einer Mitteilung vom Freitag hat Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP) den Bund aufgefordert, rasch den Impfstoff zu beschaffen. Dieser ist in der Schweiz bis heute nicht erhältlich.
«Affenpocken ist tatsächlich ein Virus, den wir ernst nehmen müssen und da auch die WHO zuletzt einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, ist die Dringlichkeit eines Impfstoffs gegeben», wie Andreas Hauri (GLP), Vorsteher des Stadtzürcher Gesundheits- und Umweltdepartements, sagt.
Der grösste Schutz gegen Affenpocken sei eine Impfung, deshalb habe man auch einen Aufruf an den Bund gemacht, die Beschaffung zu priorisieren. «Es ist unverständlich, dass wir in der Schweiz noch keinen Impfstoff haben und der Bund noch nicht reagiert hat», so Hauri.
Impfstoff in der Schweiz nicht zugelassen
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sprach sich bereits für eine zentrale Beschaffung der Impfung aus. Allerdings hat der Bundesrat das letzte Wort, entschieden wurde noch nichts. Das BAG begründet den Umstand so: «Keiner der auf dem internationalen Markt erhältlichen Impfstoffe ist derzeit in der Schweiz zugelassen. Medizinische Fachpersonen könnten aber basierend auf den geltenden gesetzlichen Bestimmungen – unter gewissen Bedingungen – kleinere Mengen von Arzneimitteln und Impfstoffen einführen, die auf dem Schweizer Markt nicht zugelassen sind, um Patienten zu behandeln.»
Der Hersteller des Affenpocken-Impfstoffs, Bavarian Nordic, sei zudem nur bereit den Impfstoff an Staaten und in grossen Mengen zu liefern. Eine gemeinsame Bestellungen mit den Nachbarländern ist leider auch keine Mölichkeit. «Als Nicht-EU-Mitglied ist eine gemeinsame Beschaffung mit unseren Europäischen Nachbarländern leider nicht möglich. Es gelten andere Bedingungen, die den Prozess für die Schweiz komplexer machen», schreibt das BAG auf Anfrage.
Es ist ausserdem weiterhin unklar, wann und für welche Zielgruppen ein Impfstoff tatsächlich bereitgestellt werden kann.
Hände waschen, Kondom benutzen
Ein Aufruf erging mit der Mitteilung vom Freitag an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Street Parade, die am Samstag stattfindet. Es liege an den Teilnehmenden, sich bestmöglich selber zu schützen. «Zürich ist überdurchschnittlich vom Virus betroffen, da ist eine Street Parade sicher ein erhöhtes Risiko», sagt Hauri.
Die Stadt verweist dabei auf die Empfehlungen der WHO. Demnach gelte es, den Kontakt mit Infizierten zu vermeiden, die Hände gründlich mit Seife zu waschen, beim Sex ein Kondom zu verwenden und in die Armbeuge zu husten.
Zürich am stärksten betroffen
Im Kanton Zürich ist das Affenpockenvirus bisher am weitesten verbreitet. Bis Donnerstag wurden hier 168 Fälle vermeldet. Schweizweit waren es 368.
Spanien meldete bisher zwei Tote aufgrund der Affenpocken. Das sind die ersten Todesfälle in Europa. Weltweit wurden seit Mai acht Tote registriert. Die weltweite Verbreitung der Affenpocken ist ungewöhnlich, bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.
(sda/joe)