Legal Kiffen in Zürich: «Es ist wie im Coffeeshop in Amsterdam»

Nino und Fabian* rauchen seit Jahren regelmässig Cannabis. Bis jetzt wussten sie kaum, was wirklich im Säckli drin ist und woher es genau kommt, wenn sie Cannabis auf dem Schwarzmarkt erworben haben. Seit «Züri Can» ist das anders. Die gemeinsame Studie der Stadt Zürich und der Universität Zürich untersucht die Auswirkungen eines regulierten Bezugs von Cannabis. Das Projekt hat Ende August mit 1200 Teilnehmenden gestartet.

«Durch ‹Züri Can› kann ich sicher sein, dass das Cannabis sauber und nicht gestreckt ist. Ich kann auch besser einschätzen, wie stark es ist», erzählt Nino. Er und Fabian sind 29 Jahre alt und leben zusammen in einer WG in der Stadt Zürich. Auch Fabian findet die Reinheit wichtig. «Ich habe schon erlebt, dass Hasch mit Metall gestreckt war. Das hat mich schockiert. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, die uns diese Studie bietet.»

Die Auswahl aus einem Schaufenster

Seit sechs Wochen beziehen die zwei Zürcher im «Ümrich zum Hirschen» ihr Cannabis. Die Bezugsstelle ist ein sogenannter Social Club, der in diesem Fall im Zürcher Kreis 4 im Club Kauz eingemietet ist. Alle zwei Wochen gehen Nino und Fabian hin und kaufen Cannabis. «Im Moment gibts fünf verschiedene Sorten. Pro Mal dürfen wir jeweils zwei Sorten für je 5 Gramm beziehen. Es ist quasi ein Schaufenster, bei dem wir auswählen können, auf welches Gras wir am meisten Lust haben», sagt Nino.

Die Preise sind vom THC-Gehalt abhängig. 5 Gramm Cannabis kosten zwischen 36 und 48 Franken. Die Sorten sind verschieden stark und unterscheiden sich geschmacklich. «Das Cannabis ist fein», findet Nino. Insbesondere die Sorte «Cairo Dessert» schmeckt ihm sehr gut. «Wir kaufen diese regelmässig. Sie schmeckt ein bisschen nach Zitrone.» Die Geschmäcker gefallen auch Fabian. «Unglaublich gut, unglaublich sauber, teilweise unglaublich stark», beschreibt er sie.

Amsterdam-Vibes in Zürich

Zweimal sind die beiden im Social Club zum Verweilen geblieben und haben dort konsumiert. «Es ist eine sehr angenehme Atmosphäre. Es ist wie in einem Coffeeshop in Amsterdam», so Nino. «Es ist etwas dunkel und es läuft gemütliche Musik», sagt Fabian. «Das kann Reggae oder leichte elektronische Musik sein. Es kommt etwas Club-Stimmung auf.»

Alles, was es für einen Joint braucht, wird zur Verfügung gestellt. Snacks, wie zum Beispiel Schinkengipfel, gibt es auch. Es kriege bekanntermassen ab und zu jemand Hunger, sagt Nino und schmunzelt. Fabian lobt das Lokal. «Der Social Club macht vieles dafür, dass man sich wohlfühlt.»

Der Social Club hat fixe Öfffnungszeiten. «Im Rahmen dieser können wir kommen und gehen, wie wir wollen», erzählt Fabian. «Wir müssen nur unseren Studienausweis mitbringen. Mit dem mühsamen Schreiben und Treffen mit dem Dealer müssen wir uns nicht mehr herumschlagen.»

Positive erste Bilanz seitens Stadt

Auch die städtischen Gesundheitsdienste blicken positiv auf die ersten Wochen zurück. Abgesehen von kleinen IT-Problemen, habe es keine grösseren Schwierigkeiten gegeben, sagt Projektleiterin Barbara Burri. «Wir hatten in den ersten sechs Wochen bereits um die 3000 Verkäufe und konnten bereits 3 Kilogramm reines THC verkaufen.» Das entspreche etwa 15 Kilogramm eines Produkts mit 20-Prozent-THC-Anteil.

Mittlerweile seien 450 neue Teilnehmende dazugestossen. «Zurzeit können etwa 1200 Personen bereits Cannabis beziehen. Die restlichen Personen sind noch im Anmeldungsprozess», sagt Burri.

Die Pilotstudie dauert drei Jahre. Nino und Fabian sind froh, haben sie einer Teilnahme zugestimmt. «Es ist der Hammer! Ich hoffe, das wird so weitergehen», sagt Nino abschliessend. «Ich finde es grossartig», so Fabian. Er ist gespannt, ob der Konsum von Cannabis in der Stadt Zürich nach dem Projekt legalisiert wird. «Ich denke, es ist noch ein weiter Weg, glaube aber auch, dass hier ein wichtiger erster Schritt gemacht wurde.»

*Namen der Redaktion bekannt.