Sorge bei Zürcher Bauern

«Setzen wir den Wölfen keine Grenzen, machen sie einfach weiter»

12.07.2022, 08:09 Uhr
· Online seit 12.07.2022, 06:58 Uhr
Im Kanton Graubünden haben Wölfe in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Mutterkuh angegriffen und getötet. Der Vorfall beunruhigt auch Zürcher Bauern. Selbst bei der Gruppe Wolf Schweiz ist man der Auffassung, dass ein solches Verhalten des Rudels nicht akzeptiert werden muss.

Quelle: Am 25.03.2022 fand ein Bauer in Bonstetten ZH 25 tote Schafe, mutmasslich von einem Wolf gerissen.

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Verantwortlich für den Tod der Mutterkuh ist das Beverin-Rudel. Es riss die ausgewachsene Mutterkuh auf der Alp Nurdagn am Schamserberg, wie der Kanton Graubünden mitteilte.

Der Vorfall stimmt Andreas Buri, Vizepräsident des Zürcher Bauernverbands, nachdenklich. «Im Kanton Zürich haben wir zum Glück noch kein Rudel. Trotzdem stellt sich die Frage, ob Rudel künftig nicht auch in dichter besiedelte Gebiete vordringen werden.» Dazu kommt laut Buri, dass es auch im Kanton Zürich viele ländliche Gebiete gibt, die noch nicht so dicht besiedelt sind. «Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Wölfe auch hier in Ossingen sehr wohl fühlen werden.», führt Buri aus. Ossingen liegt im Zürcher Weinland. Dort führt Buri seinen Landwirtschaftsbetrieb.

Leitrüden entnehmen

Für Buri ist klar: Ein grosser Teil des Problems sind die fehlenden präventiven Massnahmen. So sei man gezwungen, zuzuschauen, wie Tiere gerissen werden, bevor gehandelt werden kann. Handeln hiesse in diesem Fall, dass man den betreffenden Wolf abschiessen kann.

Unterstützung erhält Buri dabei sogar von der Gruppe Wolf Schweiz. David Gerke, Geschäftsführer, weist zwar darauf hin, dass es bei den Geschehnissen vom Wochenende um einen extrem seltenen Fall handle. «Das Beverin-Rudel reisst wesentlich mehr Nutztiere als die anderen Rudel in der Schweiz, auch grosse Nutztiere und solche unter Herdenschutz. Das macht eine differenzierte Betrachtung notwendig. In der Tat weist das Beverin-Rudel Verhaltensweisen auf, die nicht akzeptiert werden müssen. Eine Regulierung, allenfalls auch die Entnahme des Leitrüden, sind daher richtig.» Soll heissen: Auch Buri spricht sich für den Abschuss des Leitwolfs im Beverin-Rudel aus.

Wölfe werden keinen Halt machen

Für Buri, der auf seinem Hof selber Vieh züchtet, ist der Vorfall im Kanton Graubünden nicht zuletzt auch Beweis dafür, dass er mit seinen Warnungen Recht behalten hat: «Es ist ein wenig wie bei kleinen Kindern, die auch stets versuchen, die Grenzen auszuloten. Wenn man ihnen diese nicht setzt, gehen sie weiter. Von alleine wird ein Wolf, das haben wir jetzt gesehen, nicht Halt machen vor einer Mutterkuh.», meint Buri und fügt an: «Ich hoffe, es kommt kein Mensch durch ein Wolf oder ein Rudel zu Schaden, bevor man handelt. Wir sollten so vernünftig sein, dass wir handeln, bevor so etwas passiert.»

Fälle auch in Zürich

Auch im Kanton Zürich hat ein Wolf bereits sein Unwesen getrieben. Der junge Wolfsrüde M205, der zuerst im Kanton Glarus nachgewiesen wurde, sorgte für eine Reihe von Schlagzeilen: Erst riss er am 18. März in Reichenburg (SZ) zwei Schafe, dann ein paar Tage später 25 Tiere in Bonstetten (ZH). Schliesslich schlug er Ende März auch in Immensee im Kanton Schwyz zu – und wurde danach überfahren auf der Bahntrasse zwischen Luzern und Goldau gefunden.

veröffentlicht: 12. Juli 2022 06:58
aktualisiert: 12. Juli 2022 08:09
Quelle: ZüriToday

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