Zürcher Seefeld

Nach Brand von Luxus-BMW: Wie sicher sind Elektroautos?

06.07.2022, 22:29 Uhr
· Online seit 06.07.2022, 18:07 Uhr
Verkohlte Kabel und völlig zerstörte Autositze. In der Nacht auf Mittwoch hat in einem Ausstellungsraum im Zürcher Seefeld ein Luxus-BMW mit Elektromotor gebrannt. Das ist kein Einzelfall. Experten beurteilen die Sicherheit von E-Autos.

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli / TeleZüri

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So viel vorweg: Dass ein Elektroauto wegen eines technischen Defekts während der Fahrt, im Stand oder beim Laden Feuer fängt, sei extrem selten. Das sagt Michael Baumann, Kommunikationsbeauftragter von Amag, dem grössten Schweizer Automobilunternehmen. ZüriToday-User sehen dies teilweise anders. Sie warnen in Kommentaren vor E-Autos:

Ist das Brandrisiko bei einem Elektroauto höher?

Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer meint: «Das Risiko eines Brandes ist bei Elektroautos nicht grösser als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Autos müssen bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllen, bevor sie zugelassen werden. So wird ein bestimmter Grad an Sicherheit gewährleistet.»

Bei Elektrofahrzeugen besteht laut Michael Baumann von Amag das geringe Restrisiko einer verzögerten Brandentstehung. «Insbesondere bei einer Beschädigung der Hochvoltbatterie, in der elektrische und chemische Energie gespeichert sind. Die festen und flüssigen Chemikalien darin können brennen.» Warum Elektro-Autos in einer Garage Feuer fangen, könnte laut Auer an fehlerhaften Komponenten beim Akku liegen.

Wovon hängt die Brandintensität ab?

Laut Auer ist nicht die Antriebsart für die Brandintensität ausschlaggebend. «Es kommt vielmehr auf die Materialien der verbauten Teile an. Bei Kunststoff entsteht viel Rauch.» Benzin und Diesel könnten auslaufen und der Brand sich so verbreiten. «Dieses Problem hat man bei einem Elektroauto nicht.»

Auch Baumann betont, dass für die Rauch- und Wärmefreisetzung neben der Batterie und dem Kraftstoff sämtliche im Fahrzeug verbauten Materialien ausschlaggebend sind. «Deshalb unterscheidet sich das Vorgehen der Feuerwehr beim Brand eines E-Autos nicht grundlegend von ihrem konventionellen Vorgehen. Pannenhelfer und Rettungskräfte brauchen aber trotzdem eine spezielle Ausbildung.»

Warum sind Löscharbeiten von E-Autos zeitintensiver?

Die Challenge bei E-Autos erklärt Michael Derungs, Berufsfeuerwehrmann bei Schutz & Rettung Zürich. «Wichtig und eine Herausforderung in der Ausbildung ist, dass unsere Einsatzkräfte entsprechend sensibilisiert sind, dass sie die Fahrzeuge als das erkennen, was sie sind. Es gibt Gasfahrzeuge, Wasserstofffahrzeuge oder eine Kombination von Benzin- und Elektrofahrzeugen.»

Zuerst muss die Feuerwehr identifizieren, ob die Batterie betroffen ist. «Wenn die Batterie brennt – wenn die Batterie thermisch instabil ist – dann wird der Einsatz aufwändiger und zeitintensiver. So eine Batterie kann man nicht einfach löschen», so Derungs.

Einen sogenannten «Thermal Runway» kann man nur unterbrechen, indem man ihn kühlt. «Das Kühlwasser muss vorne an die Batteriezellen gebracht werden und kann dort das thermische Durchgehen stoppen», erklärt Derungs. «Wenn das Gehäuse der Batterie noch nicht geöffnet ist, dann bringt man das Wasser nicht zu den Zellen – die Kühlwirkung ist weniger gross. So muss man schlussendlich das Fahrzeug in einer Wanne oder in einem speziellen Container fluten.»

Was passiert mit einem E-Auto nach einem Unfall?

«Nach einem Unfall kann ein Brand sofort, verzögert oder teilweise sogar erst nach Tagen beginnen – insbesondere, wenn die Batterie durch den Unfall beschädigt wurde», so Baumann. Daher sei die Unfallstelle stets abzusichern und alle beteiligten Personen sollten in Sicherheit gebracht werden. «Einen Metallbrand des Lithiums gibt es jedoch nicht.»

Die allgemeine Sicherheit beurteilt Auer gut. «E-Autos und Hybrid-Wagen verfügen über ein System, das den Stromkreislauft direkt unterbricht, wenn es zu einem Unfall kommt.»

veröffentlicht: 6. Juli 2022 18:07
aktualisiert: 6. Juli 2022 22:29
Quelle: ZüriToday

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