Regensdorf

Hunderte ausgemusterte Zürcher Legehennen suchen neues Zuhause

· Online seit 14.07.2023, 06:41 Uhr
Rund drei Millionen junge Legehennen werden in der Schweiz jedes Jahr ausgemustert und getötet, weil sie nicht mehr genügend Eier legen. Eine Zürcher Tierschutzstiftung will einige Hennen vor dem Tod bewahren und vermittelt Plätze für die Tiere.
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Das Leben einer Legehenne ist kurz und intensiv: Nach zehn bis zwölf Monaten ist sie als Eierlieferantin nicht mehr gefragt. Die Hennen kommen dann in die sogenannte Mauser: Eine hormonell bedingte Ruhepause, in der sich der Legeapparat der Tiere regeneriert und das Federkleid erneuert wird.

Während der Mauser legen die Hennen weniger Eier – mit der Folge, dass sich die Hennen wirtschaftlich nicht mehr rechnen und zur Wegwerfware werden. So werden gesunde, junge Hennen getötet und durch neue, produktivere, ersetzt.

Aktion zur Rettung der Legehennen geplant

Einige Hennen sollen vor diesem Schicksal bewahrt werden. Deshalb führt die Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz regelmässig Legehennen-Aktionen durch. Am 15. Juli steht die nächste in der Nähe von Regensdorf an. Dort warten etwa 700 Legehennen aus Freilandhaltung auf tierliebende Menschen, die ihnen ein neues Zuhause bieten können. Insgesamt sieben Freiwillige unterstützen die Aktion als Helferinnen.

Einige Tage vor der Aktion zeigt ein Anruf bei der Stiftung: Fast alle Hühner konnten bereits vermittelt werden.

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Sind 700 gerettete Legehennen angesichts von drei Millionen nur ein Tropfen auf den heissen Stein? Diese Frage hat ZüriToday Susy Utzinger gestellt, der Geschäftsführerin der gleichnamigen Stiftung für Tierschutz, die die Aktion jeweils durchführt. Dies stimme, die Stiftung wolle aber mit solchen Aktionen auf das Schicksal der Hühner und die Zustände in der Massentierhaltung aufmerksam machen, sagt Utzinger.

Quelle: TeleZüri / Archivvideo vom 11. Dezember 2020

Bereits 8000 Legehennen vermittelt

Die erste Aktion fand 2011 statt. Genaue Zahlen seit der Anfangszeit kann die Geschäftsführerin nicht nennen, jedoch weiss sie, dass seit 2015 8000 Legehennen, inklusive der aktuellen 700, vermittelt werden konnten.

Ausserdem steige die Nachfrage bei Legehennenbetrieben stetig: «Immer mehr Betriebe kommen mit solchen Anfragen auf uns zu. Aktuell ist es so, dass wir wegen knapper Ressourcen nicht öfters solche Aktionen durchführen können und deshalb oft Anfragen von Betrieben ablehnen müssen.»

Es seien unterschiedlich grosse Betriebe, von denen die Stiftung die Hühner vermittle. «Der Betrieb, von dem wir die Legehennen für die aktuelle Aktion vermitteln, ist mittelgross. Wir hatten allerdings auch schon Betriebe mit 2000 bis 3000 Tieren. Dort konnten wir jedoch nicht alle Legehennen vermitteln.» So setze man seine Ressourcen lieber effizient ein.

Hühner aus Bodenhaltung sind zu schwach nach Ausmusterung

Auch arbeitet die Stiftung nicht mit allen Betrieben zusammen. Beispielsweise mit Bodenhaltungsbetrieben hätte Utzinger schlechte Erfahrung gemacht. «Die Tiere sind meist nach der Zeit so ausgelaugt, dass sie danach nicht mehr lange leben. Deshalb vermitteln wir nur Hühner aus Bio- oder Freilandhaltung. Was schade ist, da die Tiere in der Bodenhaltung mehr leiden», so Utzinger.

Doch wie kann man garantieren, dass die vermittelten Hühner auch noch ein gutes Leben haben und nicht gleich auf dem Grill landen? Utzinger winkt ab: «Legehennen zu schlachten, ist wenig attraktiv. Diese Tiere wurden so gezüchtet, dass sie viele Eier legen und nicht viel Fleisch hergeben.»

Eine Stunde Zeitaufwand für Hühner – pro Tag

Weiter gehen die Helfer nach der Vermittlung bei den neuen Hühnerbesitzenden vorbei, um zu prüfen, ob die Tiere auch artgerecht gehalten werden.

Hühner zu halten, bringt einen nicht zu unterschätzenden Aufwand mit sich, wie Utzinger sagt: «Man muss rund eine Stunde Aufwand pro Tag rechnen. Darin ist nicht nur die Zeit für Fütterung und die Reinigung des Stalls enthalten, sondern auch dafür, sich aktiv mit den Hühnern auseinanderzusetzen – sprich sie auch kognitiv zu fordern.» Also, dass man mit ihnen spielt oder sie nach draussen lässt, damit sie beschäftigt sind.

Dafür hat man immer noch regelmässig frische Eier zu Hause. Denn: Diese Legehennen werden ihrem Namen immer noch gerecht. Sie legen nach wie vor Eier – nur nicht mehr so viele wie zu ihren «Spitzenzeiten».

veröffentlicht: 14. Juli 2023 06:41
aktualisiert: 14. Juli 2023 06:41
Quelle: ZüriToday

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