Sterbehilfe

Exit fordert Transparenz von Zürcher Alters- und Pflegeheimen

02.11.2022, 13:18 Uhr
· Online seit 02.11.2022, 13:17 Uhr
Die Sterbehilfeorganisation Exit fordert private Zürcher Alters- und Pflegeheime dazu auf, offen zu kommunizieren, ob in ihren Räumlichkeiten Sterbehilfe erlaubt ist oder nicht. Auslöser ist eine Ausnahmeregelung, welche der Kantonsrat für private Institutionen schuf.
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Mit nur einer Stimme Unterschied hatte der Kantonsrat am Montag kurz vor Sitzungsende entschieden, bei der Sterbehilferegelung in Alters- und Pflegeheimen eine Ausnahme einzubauen.

Nun müssen künftig nicht alle Heime im Kanton Sterbehilfe in ihren Räumlichkeiten erlauben, sondern nur jene Heime mit einem Leistungsauftrag einer Gemeinde. Der Antrag dazu kam von Josef Widler (Mitte), der damit Rücksicht auf gläubige Heimleitungen nehmen wollte, weil diese Sterbehilfe häufig ablehnen.

Private Institutionen können Mitarbeitenden von Exit oder Dignitas weiterhin den Zutritt verwehren, selbst wenn diese von der öffentlichen Hand subventioniert werden. Bewohnerinnen und Bewohner solcher Heime, die sich für einen assistierten Suizid entscheiden, müssen das Heim also verlassen und in ein Hotel oder eine Privatwohnung transportiert werden.

«Ein fauler Kompromiss»

Bei der Sterbehilfeorganisation Exit kam die Ausnahmeregelung nicht gut an. Das sei ein fauler Kompromiss, teilte sie mit. Sie fordert nun Transparenz von den privaten Heimen.

Diese müssten öffentlich bekannt geben, was hinter ihren Mauern in Bezug auf Freitodbegleitungen gelte. Nur so wüssten aktuelle und künftige Bewohnende, was auf sie zukomme. Keine Transparenz zu schaffen, sei unfair.

Exit verzichtet auf Referendum

Auf das Referendum gegen den Kantonsratsbeschluss verzichtet Exit jedoch, wie es dort auf Anfrage hiess. Dies wäre nach Angaben von Exit nicht sinnvoll, weil der Parlamentsentscheid eigentlich ohnehin nichts verändert. Öffentliche Heime erlaubten bisher in der Regel schon Sterbehilfe in ihren Institutionen. Das weitere Vorgehen werde der Vorstand noch diskutieren.

Die Branchenverbände Senesuisse und Curaviva Zürich geben die Empfehlung ab, die Frage nach der Sterbehilfe im Leitbild zu regeln. Seniorinnen und Senioren wüssten dann schon beim Einzug, ob ein begleiteter Suizid vor Ort möglich wäre oder nicht.

Die Verbände selber waren, auch aus religiösen Gründen, gegen eine Verpflichtung für alle Heime, Sterbehilfe zuzulassen.

(sda/osc)

veröffentlicht: 2. November 2022 13:17
aktualisiert: 2. November 2022 13:18
Quelle: ZüriToday

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