Reptilien in Zürich

«Es gibt zwei Arten von Schlangen – im Kopf und in der Natur»

09.10.2022, 22:35 Uhr
· Online seit 05.10.2022, 11:01 Uhr
Die Ausbreitung des Menschen schränkt immer mehr die Lebensräume der einheimischen Schlangenarten ein. Trifft man hierorts auf das kriechende Reptil, ist es höchstwahrscheinlich ungiftig und ungefährlich. Rund um das Zürcher Seebecken sind einheimische Nattern flächendeckend vertreten.
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Gemütlich am See spazieren, die Natur geniessen und dann sieht man eine zwischen den Steinen herumschlängeln. Dann folgt vielleicht ein Gekreische. «Achtung, eine Schlange!» Denn auch im Kanton Zürich kommen die Reptilien vor, vor allem am Wasser. Am Zürichsee jedoch wird es sich kaum um eine giftige Schlange handeln. Ruhig bleiben und nicht Panik kriegen, heisst das Credo, wenn man das Tier sieht.

«Gibt es einen warmen Oktober, kann man durchaus einmal eine Schlange beim Sonnenbaden auf einem Stein oder an einer Hauswand entdecken», sagt Erich Hausammann, Reptilien- und Gifttierspezialist der Kantonspolizei Zürich. «Gegen den Winter, wenn es kalt wird, werden sich die Schlagen zurückziehen und an einem sicheren Ort der nicht gefriert schlafend überwintern.»

Keine giftige Schlangen in Zürich

Welche Schlangen gibt es überhaupt in Zürich? «Im Kanton Zürich sind Barrenringelnattern, Würfelnattern und Schlingnattern einheimisch», erklärt Hausammann. «Die beiden einheimischen Giftschlangenarten wie die Kreuzotter und die Aspisviper kommen bei uns nicht natürlich vor.» Es könne jedoch vorkommen, dass eine solche Schlange unbeabsichtigt – zum Beispiel aus den Ferien – eingeschleppt wird.

Die Reptilien- und Gifttiereinsätze der Kantonspolizei Zürich belaufen sich im Schnitt jährlich auf zirka 100. «Der Bärenanteil davon machen einheimische Reptilien aus. Spinnentiere wie Skorpione und Spinnen wie auch die eine oder andere Echse gehören dazu», so Hausammann.

«Schlangen halten sich an keine Regeln»

Schlangen wie die Würfelnatter und die Barrenringelnatter treffe man meist in der Nähe von Gewässern an, sagt der Reptilienexperte. «Diese gehören zu den Wasserschlangen – nicht zu verwechseln mit den giftigen Seeschlangen in unseren Weltmeeren – und finden dort auch ihre Nahrung wie zum Beispiel Amphibien.»

Schlangen seien auch in Trockengebieten im Kanton Zürich heimisch. «Man trifft Schlangen auch oft in dicht bebauten Gebieten an. Sie halten sich an keine Regeln», sagt Hausammann. «Fakt ist aber, die Ausbreitung des Menschen schränkt immer mehr die Lebensräume unserer einheimischen Arten ein.» Folglich komme es auch immer mal wieder zu Konfrontationen zwischen Mensch und Tier. «Die einheimischen Arten im Kanton Zürich sind jedoch allesamt harmlos und ungefährlich für uns Menschen.»

Ruhig bleiben und nichts tun

Die Chance, dass man eine Schlange beim Spazieren am See sieht, ist aber eher gering. Meistens liegen sie in der Sonne bei den Steinen. Dass einmal eine Ringel- oder Würfelnatter mit erhobenem Haupt an einem vorbeischwimmt, kann laut Hausammann vorkommen.

«Die Schlange ist aber nicht daran interessiert, in Konfrontation mit dem Menschen zu treten», betont der Fachmann. «Es sind völlig harmlose Schlangen, die sich nicht aggressiv verhalten. Sie machen aber gerne auch mal ihren Sonnenplatz geltend.» Man solle nicht in Panik geraten und nichts dergleichen tun, wenn man eine Schlange in Zürich sieht. Das sei am besten. Und was ist mit der Angst, dass sich eine Schlange um das eigene Bein schlängeln könnte? Weg damit, diese Angst ist nicht nötig!

Es ist die Angst im Kopf

Dass diese Angst nicht berechtigt sei, sagt auch Hypnosetherapeut Andreas Moser. «Es gibt zwei Arten von Schlangen: Die im Kopf und die draussen in der Natur. Die Schlange im Kopf ist um ein Vielfaches gefährlicher und schlimmer als diejenige draussen. Trifft man in der Schweiz im Wasser eine Schlange an, kann man mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich um eine ungiftige einheimische Natter handelt.»

Das Problem sei, dass die Schlangen durch ihre Bewegung bei den Menschen eine ursprünglich angeborene Angst auslösen. Dies habe damit zu tun, dass in früheren Zeiten die Menschen mit Schlangen in der Natur – auch mit giftigen – zu tun hatten. «Man hat eine Art Phobie entwickelt», so Moser. «Die Angst findet im Kopf statt und ist in keinerweise damit gerechtfertigt, was die Schlangen in der Natur für eine Rolle spielen.»

veröffentlicht: 5. Oktober 2022 11:01
aktualisiert: 9. Oktober 2022 22:35
Quelle: ZüriToday

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