«Transfeindliche Hetze»

EDU Zürich bezeichnet Geschlechtsangleichung als «Selbstverstümmelung»

16.06.2023, 19:19 Uhr
· Online seit 16.06.2023, 19:09 Uhr
In einer Anfrage an den Zürcher Kantonsrat wollen Mitglieder der Partei EDU über Geschlechtsangleichungen aufgeklärt werden. Für das Transgender Network Switzerland sind solche Vorstösse transfeindlich und hetzerisch.

Quelle: TeleZüri / Beitrag vom 18. Mai 2023

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Drei Mitglieder der Partei Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) haben beim Kantonsrat eine Anfrage eingereicht mit dem Titel «Der Transgender-Wahn verführt unsere Töchter». Darin bezeichnen die EDU-Politiker Thomas Lamprecht, Hans Egli und Erich Vontobel die Geschlechtsangleichung von jungen Frauen als «Selbstverstümmelung».

Zudem schreiben sie, dass jugendliche Mädchen dazu ermutigt werden, «lebensverändernde, ihre Fruchtbarkeit zerstörende Entscheidungen zu treffen». Therapeutinnen und Therapeuten seien dazu verpflichtet, «die von einem Jugendlichen erklärte Transidentität zu bestätigen».

«Vor Hetze wird kein Halt gemacht»

Laut Alecs Recher vom Transgender Network Switzerland (TGNS) wollen gewisse Kreise mit transfeindlichen Vorstössen Aufmerksamkeit und Stimmen erlangen. «Dabei wird weder vor offensichtlichen Falschaussagen über trans Menschen noch vor Hetze Halt gemacht», sagt Recher gegenüber ZüriToday.

Hier stehe die Existenz einer kleinen Gruppe auf dem Spiel, die ohnehin schon enormer Gewalt ausgesetzt sei. Aus Sicht der Organisation müsse der Staat diese Transfeindlichkeit angehen – und nicht das «Scheinproblem» der EDU.

Die EDU kritisiert, dass Personen eine Geschlechtsangleichung zu schnell vornehmen, obwohl sie zu wenig darüber informiert seien. Laut TGNS wird in der Schweiz in der medizinischen Praxis sorgfältig gearbeitet, abgeklärt und informiert. Erst dann werde Zugang zu Behandlungen gewährt.

Recher weist die Kritik der Politiker zurück: «Im Gegenteil, wir erleben immer wieder trans Menschen, die belastend lange auf indizierte Behandlungen warten müssen und darunter zusätzlich leiden.»

Jahrelanger Prozess bis Coming-out

Für Angehörige sei zudem oft nicht erkennbar, was trans Menschen durchmachen, bevor sie ihr Coming-out haben, erklärt Recher: «Was für Aussenstehende nach etwas Plötzlichem aussehen kann, ist für die trans Person in der Regel das Resultat eines jahre- oder gar jahrzehntelangen Prozesses.»

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Die EDU will vom Kantonsrat wissen, ob es schon Fälle von «Retransitionen» gab. Wenn also Personen ihr Geschlecht nach einer Angleichung wieder zurückändern.

Laut TGNS kommt dies extrem selten vor. Internationale Studien weisen demnach einen Anteil von 0,3 bis 3,8 Prozent auf. «Die Gründe sind insbesondere mangelnde Qualität der Operation, also schwerwiegende Komplikationen», ergänzt Recher.

Auch Transfeindlichkeit könne ein Grund für eine Retransition sein. 

veröffentlicht: 16. Juni 2023 19:09
aktualisiert: 16. Juni 2023 19:19
Quelle: ZüriToday

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