Neues Schuljahr

Kanton sieht Entspannung bei Lehrermangel – Zürcher Verband widerspricht

20.03.2024, 10:43 Uhr
· Online seit 20.03.2024, 10:02 Uhr
Die Situation beim Mangel an Lehrpersonen hat sich im Kanton Zürich leicht entspannt. Dafür sorgen unter anderem Absolventinnen und Absolventen der PH. Der Zürcher Lehrerverband ist anderer Meinung.
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Die Volksschule wird auch im kommenden Schuljahr mit dem Lehrermangel kämpfen. Der Kanton Zürich hat aber positive Nachrichten. Die Stellenbesetzung für das Schuljahr 2024/2025 verlaufe zurzeit leicht besser als im Vorjahr, teilte die Bildungsdirektion am Mittwoch mit.

«Nach wie vor herrscht aber auf allen Stufen der Volksschule ein Mangel an ausgebildeten Lehrpersonen», so die Bildungsdirektion. Grund für die weiterhin angespannte Stellensituation seien die seit Jahren steigenden Zahlen der Schülerinnen und Schüler und der allgemeine Arbeitskräftemangel.

Pensum von 70 Prozent ist beliebt

Zur leichten Entspannung der Situation tragen unter anderem die Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschule Zürich (PH Zürich) bei. Wie eine Befragung der PH Zürich zeigt, arbeiten knapp 90 Prozent der Studienabgängerinnen und -abgänger zwei Jahre nach ihrem Abschluss mit einem Pensum von mindestens 70 Stellenprozenten.

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Über die Hälfte ist sogar mit einem Pensum von 90 bis 100 Stellenprozenten beschäftigt. Die überwiegende Mehrheit (90 Prozent) der Studienabgängerinnen und -abgänger unterrichtet im Kanton Zürich.

Schulen können weiterhin Personen ohne Zulassung einsetzen

«Damit die Gemeinden auch im Schuljahr 2024/25 über genügend Flexibilität bei der Besetzung aller offenen Stellen verfügen, erkläre die Bildungsdirektion erneut einen Lehrpersonenmangel auf allen Stufen der Volksschule», schreibt der Kanton. Die Schulen könnten somit weiterhin Personen ohne Zulassung zum Schuldienst als Lehrpersonen einsetzen. Die Massnahme entspreche einem ausdrücklichen Wunsch der Schulpräsidien und der Gemeinden.

Die Anstellung von Personen ohne Zulassung ist auf ein Schuljahr befristet. Damit soll gewährleistet werden, dass Schülerinnen und Schüler nicht länger als ein Jahr von einer Person ohne Lehrdiplom unterrichtet werden.

Wichtige Stellen seien offen

Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) widerspricht. Was die Bildungsdirektion nicht kommuniziere, seien die zugrundeliegenden Zahlen. «Diese machen klar, dass die Situation weiterhin sehr angespannt ist», schreibt der Verband in einer Mitteilung.

So sind laut ZLV am Morgen des 20. März 2024 auf der Stellenbörse des Volksschulamtes 687 Stellen ausgeschrieben – rund zwei Drittel davon für Pensen von 60 Prozent oder mehr. Bei vielen dieser offenen Stellen mit einem hohen Pensum handle es sich um Stellen für Klassenlehrpersonen, die für die Kontinuität und Qualität der Volksschule entscheidend seien.

Im Vorjahr waren zum gleichen Zeitpunkt tatsächlich etwas mehr Stellen offen (765), wie der ZLV schreibt. «Allerdings ist ein solcher Direktvergleich nur bedingt aussagekräftig, da der Verlauf jedes Jahr etwas anders ist. Insgesamt bleibt die Entwicklung bei den offenen Stellen 2024 ähnlich wie in den Jahren zuvor.»

Rund 500 Laienlehrpersonen würden nötig

Der Verband macht folgende Prognose: «Der ZLV geht aufgrund seiner Situationsanalyse davon aus, dass die Volksschule auch im kommenden Schuljahr wieder um die 500 Lehrpersonen einstellen müssen wird, die über keine Zulassung zum Schuldienst als Lehrperson verfügen.»

Auch die Studienabgängerinnen und Abgänger, die zur Entspannung beitragen sollen, beruhigen den ZLV nicht. Er macht darauf aufmerksam, dass die Studierendenzahl an der PH Zürich seit 2021 wieder sänken. «Über alle Studiengänge starteten 2023 insgesamt 1236 Studierende. Das sind 106 weniger als im Vorjahr. Nötig wäre das Gegenteil.»

(bza)

veröffentlicht: 20. März 2024 10:02
aktualisiert: 20. März 2024 10:43
Quelle: ZüriToday

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