Vermisste Tiere

«Frodo ist verschwunden» – Aktivisten streuen in Zürich Suchinserate

06.01.2024, 17:55 Uhr
· Online seit 06.01.2024, 16:00 Uhr
Vom Kalb bis zum Bibeli – in der Stadt Zürich hängen Vermisstenanzeigen von mehreren Bauernhoftieren. Aufgehängt hat diese eine anonyme Gruppe. Der Verein Swissveg übt Kritik.
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Suchplakate von vermissten Katzen hängen mittlerweile in vielen Zürcher Quartieren. Aussergewöhnlich ist ein Inserat eines Kälbchens mitten in der Stadt Zürich. Vermisst werde der wenige Tage alte Frodo, steht auf dem Plakat, das an einem Pfosten an der Zürcher Seepromenade hängt.

Das Plakat charakterisiert Frodo als «sehr waches Kalb», das bereits nach fünf Minuten erste Gehversuche zum Euter der Mutter gemacht habe. «Da diese Milch aber für die Menschen bestimmt ist und seine Geburt nur dazu diente, die Milchproduktion erneut zu stimulieren, wurde er dann von der Mutter getrennt.» Seither sei er verschwunden.

«In den Kälbermastbetrieben konnten wir ihn bisher unter den Hunderten von Kälbern nicht sichten», behauptet das Plakat. Wer Frodo gesichtet hat, kann sich unter einer angegebenen E-Mail-Adresse mit Hinweisen melden.

«Hohe Anzahl positiver Sichtungen in Supermärkten»

Tatsächlich vermisst aber kein Bauernhof ein Kälbchen. Wer der angegebenen E-Mail-Adresse schreibt, bekommt folgende automatische Antwort: «Vielen Dank für deine Email. Uns erreichen im Moment leider viele Emails. Diese hohe Anzahl potentieller Sichtungen – insbesondere in Supermärkten – erstaunt aber nicht, denn in der Schweiz verschwinden jedes Jahr über hundert Millionen Individuen. Dabei hat jedes dieser Nutztiere einen ganz eigenen Charakter. Wir werden uns bemühen, die Spuren der Individuen aufzuspüren.»

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Dazu verlinkt ist eine Info-Seite zum Thema «Lebewesen Tier» des veganen und vegetarischen Vereins Swissveg. Userinnen und User lesen dort etwa, dass sich Nutztiere «kein bisschen von den sogenannten ‹Haustieren›» unterschieden.

«Vergastes» Bibeli

Kälbchen Frodo ist Teil einer Kampagne von anonymen Aktivistinnen und Aktivisten. «Vermisst» wird auch etwa Kuh Dora, mit dem Verdacht, «als Burger im Kühlregal Ihres Supermarktes» zu liegen. Bei Huhn Irene und Bibeli Robin befürchten die Suchenden, dass sie «vergast» wurden und bei Schwein Arduro, dass er «zum Schlachthof gefahren» wurde.

Ziel der Vermisstenkampagne, bei denen es sich um erfundene Tiere handelt, ist laut den Aktivistinnen und Aktivisten, die Bevölkerung über die vermissten Persönlichkeiten zu informieren. «Sodass sie sich bei der Sichtung von lebenden oder toten Tieren fragen, ob die Sichtung eventuell zu der vermissten Persönlichkeit passt.»

Der Verein Swissveg hat mit der Kampagne nichts zu tun. Es bestehe in keiner Art und Weise Bezug zu Swissveg, sagen die Aktivisten. «Der Link wurde gewählt, weil die automatische Antwort der E-Mail-Software eine Zeichenbeschränkung hat und deshalb keine detailliertere E-Mail verfasst werden konnte oder ein längerer Link verwendet werden konnte.» Die Informationen unter dem Link beschrieben relativ gut, dass auch Tiere eine Persönlichkeit hätten.

Kampagne beginne mit Unwahrheit

Swissveg war die Kampagne bis anhin nicht bekannt. Der Verein stelle auf seiner Homepage hunderte Seiten an Informationen zu allen Aspekten rund um die vegetarische und vegane Lebensweise zur Verfügung, sagt Mediensprecher Renato Pichler zu ZüriToday. Diese dürften frei genutzt werden.

Die Kampagne mache auf das Phänomen aufmerksam, dass ein sogenanntes «Nutztier», zum Beispiel ein Kalb, im Gegensatz zu einem Haustier, zum Beispiel ein Hund, nicht als einzelnes Tier und Persönlichkeit wahrgenommen werde, sagt Pichler. «Dies begrüssen wir grundsätzlich.»

Etwas stört Swissveg aber daran. «Dass die Kampagne jedoch mit einer Unwahrheit, ‹vermisst›, beginnt, sehen wir als problematisch an», sagt Pichler. Leider werde keines der «Nutztiere» vermisst. «Sie werden alle absichtlich von den Müttern getrennt und getötet.»

veröffentlicht: 6. Januar 2024 16:00
aktualisiert: 6. Januar 2024 17:55
Quelle: ZüriToday

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