Abfallentsorgung

«Es ist mühsam» – Anwohner im Glattpark nervt sich über Güsel-System

21.04.2023, 09:15 Uhr
· Online seit 21.04.2023, 05:21 Uhr
Regelmässig stapeln sich die Güselsäcke vor den Abfallcontainern im Glattpark. Warum? Das dazugehörige Zahlungssystem macht immer wieder schlapp. «Das nervt gewaltig», sagt ein Anwohner. Die Stadt Opfikon nimmt Stellung.
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ZüriReporter Michael S.*, der im Glattpark wohnt, ist genervt: «In den vergangenen Monaten kommt es immer wieder zu Ausfällen des Zahlungssystems für die Abfallcontainer. Dann stapeln sich hier die Güselsäcke. Es ist richtig mühsam.» Noch herrschten in der Wohnsiedlung auf Opfiker Grund keine Zustände wie in Neapel, aber das Problem müsse konkret angegangen werden.

Die Mitarbeitenden von «Entsorgung und Recycling» der Stadt Opfikon kennen das Problem. Fast täglich klingelt deswegen das «Abfalltelefon». Worum geht es? Anwohnerinnen und Anwohner im Glattpark Opfikon entsorgen ihren Haushaltskehricht via «Wiegepresscontainer», das sind unterirdische Container. Die Anwohnenden müssen keine Gebührensäcke verwenden für ihren Abfall, sondern ganz normale schwarze Güselsäcke. Der eingeworfene Abfall wird gewogen und sofort verbucht. Die Presscontainer sind dafür mit Zahlterminals ausgerüstet, die mit Debit-, Kredit- oder Mastercard-Prepaid-Karte funktionieren.

Stadt verliert viele Gebühren

Nun ist es aber so, dass ebendieses Zahlungssystem offenbar regelmässig den Geist aufgibt oder Störungen verzeichnet. Die Anwohnenden müssen ihren Hausabfall deshalb vor dem Presscontainer abstellen, statt ihn einwerfen zu können. Dadurch gehen der Stadt Gebühren verloren. Nachweisen, wer was vor dem Güselcontainer hat, kann man nicht. «Illegale Entsorgungen werden geahndet, wenn wir mit Sicherheit wissen, dass das System in der fraglichen Zeit funktionierte», sagt Bruno Maurer, Stadtrat Bau und Versorgung von Opfikon.

Aber man sei kulant, wenn das System nicht funktioniert, sagt Maurer. «Denn die Anwohner können ja nichts dafür, dass das System versagt.» Damit die Entsorgung einwandfrei funktioniere, müssten mehrere Komponenten perfekt zusammenarbeiten. Dass da mal ein Rädchen im Getriebe schwächelt, sei leider Tatsache, und bringe das ganze System durcheinander. Dass alle dieser Komponenten von der Waage über das Zahlsystem, von einem jeweils anderen Anbieter komme, mache das Ganze noch etwas schwieriger, so der Stadtrat.

«Das System wird so ausgenutzt»

Christoph Stucke, Sachbearbeiter von «Entsorgung und Recycling» Opfikon, merkt an: «Die Anwohner untereinander scheinen gut verknüpft zu sein, wenn eine Anlage nicht funktioniert, wissen das schnell alle.» Das werde so auch ausgenutzt. Denn somit könne man seinen Sack einfach hinstellen, ohne Gebühren zu zahlen. Von internen Absprachen weiss ZüriReporter Michael S. allerdings nichts. Er sei nicht in Kontakt mit den anderen Anwohnerinnen und Anwohnern, auch nicht wegen des Güselproblems.

«Stellt einer einen Sack nach draussen, wird oft nicht kontrolliert, ob der Zahlterminal tatsächlich nicht funktioniert, dann werden einfach die Säcke vor den Presscontainer gestellt», sagt Stucke. Es gäbe noch weitere Container, die bei Störungen benutzt werden könnten. Aber viele Anwohnende seien zu faul, dann extra noch dahin zu laufen. Auch gäbe es Leute, die das System absichtlich manipulierten, ergänzt Maurer. «So werden schwere Säcke mit einer Schnur angehoben, um leichter zu erscheinen, oder es werden Styroporverpackungen eingeworfen, welche sich in der Waage verkeilen.»

Kein Zurück zum Gebührensack

Aber was tut die Stadt Opfikon nun, um das offensichtliche Problem in den Griff zu bekommen? «Wir treffen natürlich Massnahmen, damit das Ganze künftig einwandfrei funktioniert. Denn zurück zum Gebührensack wollen wir keinesfalls gehen müssen», erklärt Stadtrat Bruno Maurer. «Wir haben dieses Unikat vor zehn Jahren eigens für den Glattpark entwickelt. Um künftige Störungen zu vermeiden, testen wir darum demnächst ein System, bei dem alle Komponenten von nur einem Anbieter stammen», so Maurer.

Er gibt die Hoffnung nicht auf, denn das System sei gerade auch für Touristen toll. Das Angebot der gewichtsabhängigen Entsorgung von auch kleinen Mengen im unterirdischen Güselcontainer werde sehr geschätzt. Man müsse nicht mehr einen ganzen Gebührensack füllen.

* Name der Redaktion bekannt

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veröffentlicht: 21. April 2023 05:21
aktualisiert: 21. April 2023 09:15
Quelle: ZüriToday

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