Ukrainerin in Zürich attackiert

«Er drückte mich gegen eine Hauswand»

17.08.2022, 10:08 Uhr
· Online seit 16.08.2022, 16:27 Uhr
Die Ukrainerin Sofia Sukach war am Wochenende mit zwei Freunden unterwegs, als sie von einem Weissrussen und einem Russen attackiert und beleidigt wurde. Die Geflüchtete fühlt sich jetzt in Zürich nicht mehr sicher, wie sie im Interview erzählt.

Quelle: TeleZüri

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Der Vorfall ereignete sich am Samstagabend in der Zürcher Innenstadt. «Wir liefen ganz normal durch die Gassen und unterhielten uns auf Ukrainisch», erzählt Sofia Sukach. Beim Vorbeigehen hätten sie gehört, dass zwei Männer miteinander eine ähnliche Sprache gesprochen hätten wie sie selbst. «Meine Freundin fragte mich, ob das Russisch oder Weissrussisch sei», so die 20-Jährige zu TeleZüri und ZüriToday. «Ich hatte gar keine Zeit, um zu antworten, denn die zwei Männer kamen auf uns zu und meinten, das sei Russisch gewesen.»

Erst war es eine friedliche Unterhaltung

Die Männer hätten erklärt, dass einer von ihnen aus Russland stamme und der andere aus Weissrussland. «Der Mann aus Weissrussland fragte mich, was ich in der Schweiz mache und anschliessend, wieso ich seine Sprache verurteile.» Sofia habe ihm geantwortet, dass sie hier sei wegen des Kriegs und dass sie seine Sprache gar nicht verurteile. «Ich habe gar nichts gegen seine Sprache gesagt», so die Studentin.

«Er drückte mich gegen eine Hauswand»

«Ich sagte auch, dass ich hier bin, um Journalismus zu studieren.» Auf die Frage wieso, antwortete Sofia, dass sie über die Wahrheit berichten wolle, «nicht wie die russische Propaganda». Rückblickend glaubt Sofia, dass die Situation wegen dieser Aussage ausartete. «Er fing an, mich zu beleidigen und drückte mich gegen eine Hauswand.»

Quelle: Facebook / Sofiya Sukach

Auf einem Video, das Sofia auf Twitter teilte, hört man, wie der Mann schreit, Sofia und ihre Freunde sollen nachhause gehen und sterben. «Ich war sehr aufgewühlt und fühlte mich hilflos.» Sofias Freunde seien ihr zur Hilfe geeilt, an mehr könne sie sich nicht erinnern. «Ich weiss noch, dass einer meiner Freunde auch geschlagen wurde.»

Erst nicht die Polizei gerufen

Sofia erzählt, ihre Freundin habe die Aufnahme gemacht, die jetzt im Internet viral geht. «Sie hielt die Attacke fest und drohte den beiden Männern damit, dass bald das ganze Internet den Vorfall sehen würde.» Als ein Passant den drei Ukrainern zur Hilfe kam und ihnen dabei helfen wollte, die Polizei zu rufen, seien die beiden Männer geflohen. «Wir dachten dann, dass wir die Männer eh nicht mehr finden.» Bei der Polizei hätten sie den Vorfall deswegen erst nicht gemeldet.

Das Video, das Sofia auf Twitter postete, wurde mittlerweile über 2'000 Mal geteilt und hunderte Male kommentiert. «Viele Twitter-User meinten, wir sollen eine Anzeige einreichen.» Sogar die Kantonspolizei hat sich unter dem Tweet gemeldet. «Auch sie empfahl uns, die Männer anzeigen.»

«Ich fühle mich auch hier nicht sicher»

Mittlerweile habe sich Sofia gemeinsam mit ihren Freunden bei der Polizei gemeldet. «Wir haben ihnen den Vorfall genau geschildert und hoffen jetzt, dass die beiden Männer aufgespürt werden können.» Auch wenn die Männer sie nicht geschlagen hätten, fühle sich Sofia jetzt unsicher. «Ich bin aus der Ukraine geflohen, weil mein Zuhause zerbombt wird. Jetzt kann ich mich nicht einmal mehr hier sicher fühlen.»

veröffentlicht: 16. August 2022 16:27
aktualisiert: 17. August 2022 10:08
Quelle: ZüriToday

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