Zürich

Angestellte von Fressnapf weist lärmendes Kind in Männedorf zurecht – deutsche Mutter spottet darüber

Männedorf

Deutsche Mutter spottet: «In der Schweiz dürfen Kinder kein Geräusch machen»

24.08.2023, 21:20 Uhr
· Online seit 14.08.2023, 07:55 Uhr
Eine Angestellte wies in einem Shop in Männedorf ein Kind zurecht, das immer wieder an eine Installation klopfte. «In der Schweiz dürfen Kinder kein Geräusch machen», spottete die deutsche Mutter. Ein Integrationsberater klärt auf.
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Die Mutter stöberte im Hundefutter. Das kleine Mädchen zog es währenddessen zur Spendenbox neben der Hundewaage. Auf dieser können Kundinnen und Kunden in der Fressnapf-Filiale in Männedorf am Zürichsee ihre Hunde wägen. Immer wieder klopfte das Mädchen auf einen Teil der Spendenbox, in dem die Elektronik der Waage verbaut war. Die Angestellte an der Kasse nebenan bat das Kind vergeblich, damit aufzuhören.

Als die Angestellte sagte, dass ansonsten die Elektronik der Waage kaputtgehe, schaute dessen Mutter auf und meinte spöttisch: «Ach ja, in der Schweiz dürfen Kinder ja gar kein Geräusch von sich geben.» Da die Frau Hochdeutsch sprach, handelte es sich vermutlich um eine Touristin oder zumindest um eine Deutsch-Schweizerin. Mit gespieltem Eifer zog sie danach das Kind von der Waage weg und stöberte weiter in der Futterabteilung. Die Angestellte liess sie kopfschüttelnd zurück.

«Ich solle nicht mehr mit Kindern ins Restaurant kommen»

Immer wieder prangern Expats und Touristen die Schweiz als unfreundliches Land für Kinder an. «Ich kann nicht glauben, wie engstirnig das alles ist», schrieb etwa ein User auf Reddit. Dort beklagte er sich über Nachbarn, die den Kindern zwischen 12 und 13 Uhr sowie sonntags ein Spielverbot erteilt hätten. «Auch dürfen sie nicht an der Tür klingeln gehen, wenn sie einen Ball über den Zaun geworfen haben.»

Auch in Restaurants machten Expats mit ihren Kindern schon negative Erfahrungen. Eine Mutter berichtete, dass sie in einem Restaurant in Uetikon am See nicht mehr mit Kindern willkommen sei. «Nach dem Mittagessen wurde mir gesagt, dass ich künftig nicht mehr mit den Kindern kommen solle, da mein Kleiner den Boden oft mit Reis verschmutze.» Verständnis hat sie dafür nicht. «Kinder sind Kinder. Manchmal sind sie laut und sie sind auch nicht 100 Prozent sauber», schrieb sie.

Deutsche stört Lärm weniger

Matthias Estermann, Integrationsberater für Deutsche in der Schweiz, macht oft die Erfahrung, dass Deutsche die Schweiz manchmal als wenig kinderfreundlich erleben. «In Deutschland können Kinder in Wohngebieten zu jeder Zeit spielen», sagt er als Beispiel. Seien Kinder in der Schweiz zu laut, führe dies hingegen oft zu Stress mit Nachbarinnen und Nachbarn. «Auch kommt es in Deutschland nirgendwo vor, dass Kinder ab 22 Uhr nicht mehr draussen spielen dürfen.»

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Laut Estermann reagieren Schweizerinnen und Schweizer auch in Beizen empfindlicher auf Kinderlärm als Deutsche. «Oft regen sie sich dann zum Beispiel am Nebentisch über den Lärm auf, sprechen das Problem aber nicht direkt an.»

«Meist hört man die Deutschen»

Der Integrationsexperte vermutet, dass unterschiedliche Temperamente der Grund sind. «Hört man zum Beispiel in einem Skigebiet Leute laut diskutieren, sind es meist Deutsche», sagt er schmunzelnd. Die Schweizerinnen und Schweizer seien dagegen eher ruhig und leise und hielten sich in der Öffentlichkeit zurück. «Sobald Deutsche hier wohnen, werden sie selbst auch ruhiger.»

Beide Nationen könnten sich voneinander aber eine Scheibe abschneiden. «Die Deutschen könnten zwei, drei Gänge herunterschalten und nicht gleich herumplärren, wenn etwas mal nicht passt», empfiehlt er. «Die Schweizerinnen und Schweizer dagegen können auch mal direkt auf eine störende Person zugehen und sie forsch zurechtweisen.»

Kinder sollen mit Ware sorgfältig umgehen

Für Fressnapf steht die Sorge um das Material im Vordergrund. Fressnapf heisse alle Kunden mit oder ohne Kinder als auch mit oder ohne Hund in den Filialen herzlich willkommen, sagt Eveline Stocker, Marketing Manager, zu ZüriToday. «Aufgrund des vielfältigen Angebotes, gerade im Spielzeugsortiment, ersuchen wir die Kunden, sorgfältig mit der Ware umzugehen, um sie nicht zu beschädigen.»

Laut Stocker ist es daher wichtig, auf die Anweisungen des Personals zu achten und sich bewusst zu sein, dass einige Produkte möglicherweise zerbrechlich sind oder besondere Sorgfalt erfordern. Als Beispiel erwähnt sie Aquariumdekoration. «Falls trotzdem ein Missgeschick passieren sollte, dass sich ein Hund in der Filiale erleichtert oder ein Produkt kaputtgeht, ersuchen wir die Kundschaft um eine Meldung bei unserem Verkaufspersonal.»

veröffentlicht: 14. August 2023 07:55
aktualisiert: 24. August 2023 21:20
Quelle: ZüriToday

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