Das Zürcher Street Food Festival ist zurück – nicht alle freuts
Gyros, Pommes, Tacos, Sushi, Dumplings, Cupcakes, Praliné: Das Street Food Festival bietet so ziemlich alles, was das Schlemmerherz begehrt. Dieses Jahr ist es ein «Fest der Kulturen»: Kultur soll im Mittelpunkt stehen – zusammen mit dem Essen. Vom 9. bis 17. Juni fahren die Food-Trucks erstmals auf dem Turbinenplatz auf. Dieser befindet sich direkt hinter dem Schiffbau, mitten in einem Büro-Quartier.
In den Jahren zuvor hatte es auf der Hardturm-Brache stattgefunden. Mit dem Turbinenplatz hat das Festival einen neuen Ort gefunden – und es gibt auch neue Öffnungszeiten: Besucherinnen und Besucher können zusätzlich zu den Abenden in der Mittagspause zwischen den Food-Ständen schlendern und sich verköstigen. Die Stände bieten von 11.30 Uhr bis 14.15 Uhr Essen an.
Zweieinhalb Wochen lang zahlreiche Mittagsmenüs aus aller Welt – ein Schmaus für die Mitarbeitenden der umliegenden Büros. Doch für die Restaurants rund um den Platz heisst es vor allem: mehr Konkurrenz.
Restaurant-Besitzer sind besorgt
«Es macht mir grosse Sorgen», sagt Marwan Altutunchi im Gespräch mit ZüriToday. Der 40-Jährige ist Inhaber des Restaurants Marmar cuisine orientale im Puls 5, der grossen Halle gleich beim Turbinenplatz.
In den zwei Stunden am Mittag sei das Marmar am besten besucht, so Marwan Altutunchi. «Wir leben vom Mittagsgeschäft», erklärt er.
Das Marmar ist ein kleiner Betrieb mit ein paar wenigen Tischen. Auf der Menükarte befinden sich Falafel, Shawarma, Halloumi und verschiedene Mezze und Mittagsteller.
Gerichte, die wohl auch am Street Food Festival gekocht werden. Draussen, auf dem Turbinenplatz. «Nur schon, wenn das Wetter schön ist, haben wir einen Kundeneinbruch von 20 Prozent», erklärt Marwan Altutunchi. Die Leute wollen draussen sitzen und nicht drinnen in der Halle.
40 bis 50 Prozent Umsatzeinbusse
Altutunchi geht davon aus, dass weniger Kundinnen und Kunden kommen aufgrund des Street Food Festivals. «Ich rechne mit 40 bis 50 Prozent Umsatzeinbusse.» Er wäre damit einverstanden gewesen, wenn die Stände nur am Abend Essen angeboten hätten. «Aber muss das Festival auch noch am Mittag offen haben?», fragt der 40-Jährige.
«Ich finde das Street Food Festival toll», hält Altutunchi im Gespräch fest. Mitten in der Gastro-Szene ein Gastro-Festival zu machen, findet er aber nicht korrekt. «Das ist einfach unfair.»
Street Food Festival wäre lieber auf Harturmbrache
Insgesamt hätten sie ein halbes Jahr nach einem neuen Ort gesucht, erklärt Katja Weber, Mit-Inhaberin der Füreinander GmbH, welche das Street Food Festival betreibt.
«Der Turbinenplatz ist wunderschön. Wir wären jedoch lieber auf der Hardturmbrache. Dort hat es Platz für ein Festival», so Weber. «Jetzt haben wir die Hälfte der Stände und die Hälfte der Zeit.» Im Vorjahr dauerte das Festival einen Monat.
Deshalb seien die Stände auch mittags offen. «Wir haben eine grosse Fangemeinde und erwarten viele Besucher», so Weber. Mit den zusätzlichen Öffnungszeiten verteile sich das Personenaufkommen besser.
Quartier wird durch das Festival belebt
Die Suche nach einem Ort habe so lange gedauert, weil sie einen Ort gebraucht hätten, an dem sie möglichst wenige Leute stören. Ob sich denn beim jetzigen Standort am Turbinenplatz jemand gemeldet habe, der sich am Festival stört? «Nein», sagt Weber.
Sie habe auch nicht gehört, dass sich Gastrobetriebe vor Einbussen fürchten. Das müssten sie auch nicht, erklärt Weber. Ganz im Gegenteil: «Das Quartier wird belebt, weil zusätzliche Menschen hierhin kommen.» Weber hält fest: «Wir wollen niemandem etwas wegnehmen.»
Veranstalterin rät zu Aussenplätzen
Katja Weber rät den Restaurants rund um den Turbinenplatz, zu den gleichen Zeiten wie das Festival geöffnet zu haben, Stühle hinauszustellen und ein zusätzliches Aussenangebot zu machen.
Das ist laut Altutunchi aber nicht so einfach. Er wollte draussen kochen, doch die Verwaltung habe es ihm nicht erlaubt – wegen des Gestanks, der die Anwohnenden stören könnte. «Aber vom Street Food Festival kommt ja auch viel Gestank», sagt er.
«Ich werde keine Chance haben»
Immerhin darf er auf dem Turbinenplatz eine Bar betreiben. Billig ist das nicht. «Dafür habe ich 7000 Franken investiert», erklärt Altutunchi.
Am Street Food Festival dürfen die Food-Stände keine Getränke verkaufen. Nur bei der Veranstalterin selbst können Besucherinnen und Besucher ihren Durst stillen. Oder eben bei Marwan Altutunchi, ausserhalb des Festival-Geländes.
Doch der Inhaber von Marmars cuisine orientale ist pessimistisch: «Ich werde sowieso keine Chance haben. Sie sind in der Mitte und sperren alles ab.» Ganz aufgeben will er nicht. «Wir machen das Beste daraus», sagt er.
Katja Weber vom Street Food Festival ist vor allem eins wichtig: «Wir wollen Freude verbreiten.»
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