Streetfood-Festivals

«In Zürich können wir mehr verlangen» – so rentabel sind Food-Stände

· Online seit 23.04.2023, 19:28 Uhr
Seit Jahren ziehen Streetfood-Festivals in Zürich begeisterte (Wannabe-)Gourmets und Schleckmäuler an. Die Nachfrage ist gross – und damit auch das Angebot an Food-Ständen. Doch ist das Geschäft mit «mobilem Essen» rentabel? Ein Besitzerpaar erzählt.
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Food-Festivals sind schon lange nicht mehr nur ein Trend. Das Essen auf Rädern gehört fast ganzjährig zum Inventar der Stadt. Immer mehr Kleinunternehmen bieten ihre Spezialitäten aus aller Welt an ihren Foodtrucks oder -Ständen an.

Kann man sich mit einem Foodtruck dumm und dämlich verdienen oder reicht es nur knapp zum Überleben? Zum Start der diesjährigen Streetfood-Saison hat ZüriToday mit einer Betreiberin eines Food-Standes gesprochen.

Aus Leidenschaft wurde ein Business

In der Bahnhofshalle des Zürcher Hauptbahnhofs gibt es seit Mitte April am Food-Stand von «Suspiro Catering S&G» wieder feinste peruanische Küche. Sabrina Plüss und Gino Vera Tudela haben Suspiro Catering vor rund sieben Jahren als Familienunternehmen gegründet. Das junge Ehepaar mit peruanischen Wurzeln schnupperte im Mai 2016 das erste Mal Streetfood-Festival-Luft. «Unser erstes Food-Festival war ein grosser Erfolg», sagt Plüss.

Ihr Mann, Gino Vera Tudela, wollte sich schon immer selbstständig machen. Nach seinem BWL-Studium und erfolgreichem Abschluss des Wirtepatents verband er seine Leidenschaft zum Kochen mit seinen Wirtschaftskenntnissen. Sabrina Plüss hatte gerade ihre Ausbildung als Ernährungsberaterin abgeschlossen. Aus dieser Kombination entstand ein kleines Unternehmen, mit dem das Ehepaar mittlerweile Stammgast an bekannten Food-Festivals in Zürich, Winterthur und weiteren Schweizer Städten ist.

Bis zu 3000 Franken für die Standmiete

Die anfänglichen Investitionen für zwei Studienabgänger waren gross. «Die konnten wir auch nicht sofort mit Einnahmen decken», sagt Sabrina Plüss. «Wir starteten mit einem Kapital von ungefähr 10'000 Franken und haben dann fortlaufend in weitere Sachen investiert.»

Dazu kommen bei jedem Festival die Standmiete und Personalkosten, was laut Plüss «einen Grossteil der Ausgaben ausmacht». Für ein dreitägiges Food-Festival, von Freitag- bis Sonntagabend, zahle man für sechs Quadratmeter gut 1400 bis 3000 Franken.

Zürcherinnen und Zürcher sind offen für Unbekanntes

«Im zweiten Jahr haben wir gemerkt: Es kommt richtig was rein», erzählt Plüss über die Anfänge von Suspiro. Über den Andrang waren sie und ihr Mann Gino «positiv überrascht». Vor allem, da die peruanische Küche noch nicht so bekannt war, als sie ihr Unternehmen lanciert hatten.

Besonders in Zürich erlebt Plüss die Gäste als «mega offen für neues Essen». Ausserdem seien Zürcherinnen und Zürcher bereit, mehr zu zahlen. «Etwa ein bis zwei Franken mehr können wir in Zürich pro Gericht verlangen». Die vorgegebenen Preisgrenzen pro Gericht übersteigen sie dabei nicht.

Monatelange Ferien möglich

Mittlerweile können die Gründer von Suspiro ihre Ausgaben für den Food-Stand decken. «Man kann von den Einnahmen leben», sagt Sabrina. Diese machen die Besitzer von Suspiro aber nur in der Hauptsaison von April bis Dezember, hauptsächlich mit Streetfood-Festivals, Events und Privatcaterings. Im Januar, Februar und März ist Flaute.

Laut Plüss braucht es diesen Unterbruch nach der strengen Zeit. «Man rechnet ja auch finanziell mit dieser Pause», erklärt sie weiter. Daher könnten sie in den Wintermonaten auch mal richtig abschalten und sich erholen.

Sabrina Plüss und ihr Mann Gino machen während dieser Zeit Ferien oder reisen zurück ins Heimatland – wie auch viele andere Food-Stand-Betreiber. «Gino geht Anfang Jahr immer ein bis zwei Monate nach Peru», sagt Plüss. Sie selbst gehe wegen ihrer anderen Anstellung als Ernährungsberaterin jeweils drei Wochen am Stück in die zweite Heimat.

Leidenschaft ist wichtig

Trotz der langen Ferien versichert Sabrina: «Ein Food-Stand ist viel Arbeit!» Daher rät sie allen, die sich mit einem Food-Stand selbstständig machen wollen: «Es braucht Leidenschaft.» Das sei wichtig, «um auch wirklich dranzubleiben», ist die Mit-Gründerin von Suspiro überzeugt.

Ausserdem müsse man immer bereit sein, Risiko einzugehen. «Es kann sein, dass du mal Geld verlierst. Aber schlussendlich muss die Gesamtbilanz stimmen», sagt Plüss abschliessend.

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veröffentlicht: 23. April 2023 19:28
aktualisiert: 23. April 2023 19:28
Quelle: ZüriToday

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zueritoday@chmedia.ch