Wahlen 2023

Das sind die Giveaways der Zürcher Parteien im Wahlkampf

02.10.2023, 09:36 Uhr
· Online seit 02.10.2023, 09:21 Uhr
Von Bioäpfeln über Velosattelbezüge bis zu Spaghetti: Die Parteien lassen im Wahlkampf nichts anbrennen und verteilen rege «Giveaways» an die Bevölkerung. Sie sollen vor allem Nähe zu den Leuten herstellen. Doch wer hat das einfallsreichste Geschenk?
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Kurz von den eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober geben die Zürcher Parteien und Kandidierenden nochmals Vollgas. Es geht um möglichst viele Sitze im Nationalrat und zwei im Ständerat. Um im Gespräch zu sein oder überhaupt wahrgenommen zu werden, gehören volksnahe Aktionen zum Wahlkampf-Programm der Kandidierenden und der Parteien.

Ein Mittel, um den Bürgern nahezukommen, ist dabei das Verteilen von sogenannten «Giveaways»: Kleine Sachen oder Esswaren, mit denen man sich volksnah zeigt und die man persönlich verteilt.

«Das Giveaway ist ein Türöffner»

Patrik Brunner, Wahlkampfleiter FDP Stadt Zürich, erklärt, dass solche Geschenke den Kandidaten vor allem fassbarer machen sollen. «Das Giveaway ist der Door-Opener, deshalb hat sich die FDP etwas Originelles einfallen lassen», sagt der FDP-Gemeinderat des Wahlkreises 6.

Beim Giveaway gehe es nicht in erster Linie um Stimmenfang, sondern darum, sich ein grosses und breites Netzwerk aufzubauen, Leute in direktem Kontakt für sich zu gewinnen, so der 40-Jährige. Die FDP Stadt Zürich verteilt dieses Jahr ein Puzzle als Wahlmotiv mit dem Slogan «Gelebte Vielfalt».

Puzzle nachhaltiger als ein Schöggeli?

Ganze 5000 Stück hat die Partei auch als «Giveaway» machen lassen, in einer handflächengrossen Ausführung mit 20 Teilchen. Das sei sehr viel nachhaltiger als nur ein Schöggeli, das man möglicherweise direkt esse und dann sofort vergesse, führt Brunner aus. Nun, ob ein in Plastik geschweisstes Puzzle nachhaltig ist, darüber kann man streiten.

Die Grünen haben bei der Nachhaltigkeit kein Problem, denn sie verteilen regionale Bio-Äpfel, Bio-Schoggi, Recycling-Velosattelbezüge und Fächer. «Dafür bekommen wir positive Resonanz. Die Erfolgs-Auswertung wird jedoch erst nach den Wahlen stattfinden.»

«Nichts ersetzt eine seriös aufgebaute Wahlkampagne»

Ein Puzzle biete wesentlich mehr Gesprächsstoff, als wenn man den Leuten ein Päckli Taschentücher in die Hand drücke, findet Patrik Brunner. «Die Parteimitglieder kommen so direkt ins Gespräch mit den Menschen». Eine seriös aufgegleiste Wahlkampf-Kampagne sei jedoch durch nichts zu ersetzen. So müsse der Kandidat in erster Linie auf vielen Kanälen präsent sein.

Nationalratskandidierende setzen individuell auf Giveaways und Aktionen, um sich Bekanntheit zu verschaffen. So verteilte Radiomoderator und Pflegefachmann Patrick Hässig (GLP) vor einigen Tagen kleine Schoggistängel mit seinen Wahlflyern. Fröhlich versuchte er, müde Morgenpendlerinnen für sich zu gewinnen. Die meisten nahmen das Geschenk wortlos entgegen und liefen weiter.

Blaue Socken mit grünen Punkten

Die GLP versucht indes, die «Giveaways» mit ihren Botschaften zu verknüpfen. Sie verteilen kleine Packungen mit Pflastern zum Slogan: «Keine Pflästerlipolitik, sondern Mut zur Lösung». Wer bezahlt, bekommt GLP-Socken und GLP-Jutetaschen. Für die blauen Socken mit den grünen Punkten erhält die Partei viel positives Feedback.

Auch bei der GLP heisst es, dass überzeugende TV-Auftritte, interessante Interviews in den Medien und gut platzierte Werbung auf Social Media, gemischt mit Auftritten und direkten Gesprächen aller Art, den Wahlkampf erst erfolgreich machen.

Per Telefon an Wahlen erinnern

Die SP setzt auf Traubenzucker und «Nastüechli» und verkündet: «Traubenzucker ist gerade bei Verteilaktionen am frühen Morgen und am Abend ein willkommener kleiner Energielieferant.» Erfolgsanalysen gebe es zwar keine, aber: «Giveaways machen das Flyerverteilen für unsere Leute und für die Beschenkten erheblich attraktiver. Es hilft, aus der Masse an Wahlwerbung hervorzustechen.»

Zudem setzt die SP auf den persönlichen Kontakt am Telefon, wo sie die Menschen ans Wählen erinnert. So sollen möglichst viele Abstimmungscouverts von potenziellen SP-Wählenden vor dem Altpapier gerettet werden.

Die Mitte schenkt Handcreme und Popcorn

Schokolade, Handcreme und teils Popcorn: Darauf setzt die Mitte. Neben Onlinewerbung bringe auch die Unterschriften-Sammlung für Initiativen positives Feedback ein und helfe somit im Wahlkampf. «Ebenso wichtig ist der persönliche Kontakt mit den Stimmberechtigten an diversen Anlässen», heisst es bei der Mitte auf Anfrage.

Die SVP setzt auf Gummibärli mit der Botschaft «Keine 10-Mio-Schweiz», auf Taschentücher und Biberli, Schreibstifte und Ballone. Damit werde das Flyern unterstützt. Man analysiere den Erfolg der Aktionen aufgrund von Rückmeldungen von Passanten oder Verteilenden.

Gummiherzli und Barilla-Spaghetti N° 7

Die EVP versucht ihr Glück mit Gummiherzli, als Synonym für «Politik mit Herz», mit Pflästerli mit dem Slogan «Wir sind verbindlich, ohne Pflästerlipolitik zu betreiben» und Schreinereiprodukten aus der eigenen «Sommerwerkstatt».

Symbolisch für die Liste 7 gibts sogar Barilla-Spaghetti N° 7 von Donato Scognamiglio. Mit diesem Produkt generiere man die meisten Wahlstimmen, ist sich die Partei sicher.

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veröffentlicht: 2. Oktober 2023 09:21
aktualisiert: 2. Oktober 2023 09:36
Quelle: ZüriToday

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